„Haus der Jugend" wurde seiner Bestimmung übergeben

„Nach wechselhaftem Schicksal in Kriegs- und Nachkriegszeit öffnet nunmehr zur Freude aller Bürger das ehemalige Jugendheim in Oberpleis erneut seine Pforten als ‚Haus der Jugend‘. Diese Worte schrieb Erich Lichtenberg, stellvertretender Stadtdirektor, in einem Grußwort zur Eröffnung des Hauses am vergangenen Samstag. Mit der festlichen Eröffnung sei ein neuer Anfang in der Jugendarbeit mit einem Trägerverein, dessen Mitglieder sich aus einer Vielzahl von Vereinen verschiedenster Ausrichtung zusammensetzt, gemacht. Zur Eröffnungsfeier hatten sich zahlreiche Gäste aus der Kreisverwaltung, der Stadtverwaltung und der Stadtvertretung sowie Vereinigungen und die Geistlichkeit eingefunden. Oberstudienrat Wilhelm Weiler sprach die Segensgebete.

Von der evangelischen Gemeinde war Pfarrer Finke erschienen. Die Grüße des Kreises überbrachte Landrat Dr. Möller, der als Geschenk gleich eine ganze Kiste voller Bücher mitgebracht hatte, die er der Leiterin des Heimes, Monika Becker, überreichte. Dr. Möller gab seiner Freude darüber besonderen Ausdruck, daß die Initiative zu diesem ‚Haus der Jugend‘ aus der Bürgerschaft gekommen sei. Er wünschte, daß dieses Haus zwar der Jugend gehören soll, daß aber in diesem Hause auch Kontakte zu den erwachsenen Mitbürgern geschlossen werden sollen. Bürgermeister Hank gratulierte im Namen des Rates und der Stadt und überreichte neben einem Blumenstrauß auch ein Geldgeschenk.
 
Hank schilderte in seiner Ansprache die wechselvolle Geschichte dieses Hauses. Im Dritten Reich diente das Haus als Unterkunft für Jungvolk und HJ. (Hitlerjungend) Im letzten Krieg wohnten dort Fliegergeschädigte und nach dem Kriege war dort zunächst für einige Jahre das Rathaus der Amtsverwaltung Oberpleis untergebracht. Danach war das Haus an verschiedene gewerbliche Unternehmen verpachtet. Seit Jahren hat sich dann der zuständige Ausschuß damit befasst, das Gebäude senem ursprünglichen Zweck wieder zuzuführen. Am 13. Mai 1974 beschloß der Hauptausschuß, Verhandlung mit freien Trägern wegen der Übernahme der Trägerschaft zu führen. Und am 23. Februar 1976 beschloß der Stadtrat: ‚Der Ausbau wird gefördert, sobald die Trägerschaft geklärt ist‘. Der Trägerverein ‚Haus der Jugend in Königwinter-Oberpleis‘ konstituierte sich am 24. Juni 1976. Aufgrund des Ratsbeschlusses vom 12. Mai 1977 wurde der Vertrag mit dem Trägerverein abgeschlossen. Die Stadt stellte das Haus kostenlos zur Verfügung.

Die Baukosten betrugen DM 200 000,-. Die Stadt übernahm DM 150 000,- und der Kreis die restlichen DM 50 000,-. Die Ersteinrichtung erforderte Kosten in Höhe von DM 70 000, —. Daran beteiligte sich der Kreis mit DM 17 000,- und die Stadt mit DM 45 000,-. Der Verein musste eine Eigenbeteiligung von DM 7 500, — aufbringen. Das Jugendheim wird als ‚Teil-Offene-Tür‘  geführt. Dies erfordert die Anstellung einer hauptamtlichen Fachkraft. Zu den jährlichen Betriebskosten gewährt der Rhein-Sieg-Kreis einen Zuschuß von DM 30 000, — und das Land einen solchen von DM 6 000, — . Die Stadt wird sich mit DM 25 000,- beteiligen.
 
In seiner weiteren Rede informierte Bürgermeister Hank die Anwesenden mit der Mitteilung, daß neben dieser neuen Jugendfreizeitstätte sich in der Altstadt ein Pfarrzentrum mit Jugendheim im Bau befindet. An den Baukosten beteilige sich die Stadt mit DM 65 000, —. Geplant sei dann noch der Neubau eines Jugendheimes durch den Ausbau des im Eigentum der Stadt Königswinter bestehenden Sportjugendheimes in Niederdollendorf. Die voraussichtlichen Baukosten bezifferte Hank mit DM 300 000,- . Mit dem Ausbau soll noch im Laufe diesen Jahres begonnen werden. Vorhandene Jugendheime gäbe es noch in Ittenbach, Heisterbacherrott, Thomasberg, Stieldorf, Oberdollendorf (katholisch) sowie Stieldorf und Niederdollendorf
(evangelisch).

Viele weitere Gäste schlossen sich mit Glückwunschadressen und Geschenken an der Gratulationscour an. Die Gäste besichtigten dann das Gebäude, in dem im Keller, im ersten und im Dachgeschoss rund zehn Räume für die Jugendarbeit zur Verfügung stehen. Es gibt im Kellergeschoss einen Werkraum, ein Fotolabor, einen Tischtennisraum und einen Raum für Tischfußball. Im großen Saal im Erdgeschoß werden drei Discjockeys die jungen Gäste unterhalten: Markus Wald, Heinz-Georg Tirpitz und Peter Haebler. Träger des Hauses ist im Rechtssinne ein eingetragener Verein mit dem Namen  ‚Haus der Jugend in Königswinter e V‘. Diesem Träger gehören an: Evangelische Kirchengemeinde Oberpleis, Kolpingsfamilie Oberpleis, Jugendzentrum Oberpleis, TuS 05 Oberpleis, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft Oberpleis, der Gemischte Chor Oberpleis und der Stadtjugendring Königswinter.
 
Dem Vorstand des Vereins gehören an:

Dr. Bruno Cremer von der DLRG als Vorsitzender. Stellvertreter ist Karl Schmitz vom Stadtjugendring, Schriftführer Christine Renner vom TuS 05 und als Kassierer fungiert Hans-Werner Selzer von der Kolpingsfamilie. Das Jugendheim steht je zur Hälfte der verbandsunabhängigen Jugendarbeit und der verbandseigenen Jugendarbeit zur Verfügung. An den Tagen der ‚Offenen Tür‘, dienstags, donnerstags und samstags, ist das Haus für alle Kinder und Jugendliche, also auch für solche, die keinem der Mitgliedsverbände des Trägers angehören,  von 15 bis 22 Uhr offen. An den übrigen Tagen haben nur die Mitgliedsverbände die Möglichkeit, das Haus für ihre eigene Jugendarbeit zu nutzen.“

Bild von 1978 (Bericht)
Text- und Bildbearbeitung: Paul Winterscheidt, Franz Bellinghausen
Quelle: Siebengebirgs-Zeitung Nr. 10 vom 10.03.1978; Foto und Bericht: Günther Steeg
Zur Verfügung gestellt von Heimatverein Siebengebirge e.V. Königswinter (SZ Nr. 3 vom 20.01.1978)

Raum: Vereine Vitrine: Haus der Jugend Oberpleis e.V.
Raum: Kommunales Vitrine: Baumaßnahmen
Raum: Presseberichte 1 (bis 1989) Vitrine: Siebengebirgs-Zeitung 1 (bis 1989)
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