"Vielfach umkränzt hingen die drei Glocken, die zu Gottes Ehr‘ zusammenklingen sollten, in einem mit Tannengrün umschlungenen Gerüst vor der frisch gemauerten Westwand der Uthweiler Kapelle. Für die Stunde ihrer Weihe hatten sie um ihr bronzefarbenes Kleid einen Gürtel aus roten Rosen gelegt, hatten rings um sich einen Kranz von bunten Blumen gestreut und nochmals einen doppelten Kreis, einen hellen lichten Kranz von Kindern des Dorfes und einen starken Schutzwall von Mädchen und Frauen, Jungmännern und Männern der Gemeinde. So festlich geschmückt warteten sie auf Gottes Segen, den sie unter dem Gebet der Priester und der Gläubigen empfangen sollten. Dann wollten sie im feierlichen Dreiklang das Loblied Gottes vom kleinen Turm der umgebauten und vergrößerten Kapelle künden.
Eine jede von ihnen hatte schon lange vordem zu Gottes Ehr‘ und Preis geklungen, die älteste seit 1720, die beiden jüngeren seit 1880 und 1889, alle nicht weit voneinander, die eine auf dem Michelsberg, die andere im benachbarten Stieldorfer Kapellchen, die dritte in der Uthweiler Kapelle.
„Vivus voco, mortuos plango, fulgura frango". So steht auf der ältesten von ihnen, und das gilt für sie alle: „Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, vor Blitz und Ungewitter bewahre ich“. Der größten Glocke leiht der Werkmann Gottes, St. Joseph, seinen Namen. St. Elisabeth, die Heilige der bescheidenen Liebe, bescheidet sich mit der kleinsten, und unter dem Namen der Hl. 3 Könige schlägt die mittlere Glocke die Brücke zum größeren Bruder und der kleineren Schwester und zugleich zur alten Pfarrkirche und ihrem Altar. Pater Gabriels unermüdliche Sorge um die Kapelle hat die drei zusammengeführt. Die Patenschaft für St. Joseph übernimmt Herr Josef Müller, für St. Elisabeth Fräulein Elisabeth Reuter und für die Drei-Königen-Glocke Herr Gustav Neuenfels.
Die Feier vor der Kirche war ein frohes Singen der Kinder und des Chores und ein inniges Flehen der Gemeinde, das sich mit dem Segensgebet der Kirche verband und in der Segnung der Glocken durch den Pfarrer unter Assistenz von Pater Gabriel und Neupriester Franz Weber ihren Höhepunkt fand. Die Andacht in der Kapelle wurde ein Loblied auf Gottes Größe und Güte, beginnend mit „Lobt froh den Herrn“ und schließend mit „Großer Gott, wir loben Dich.“ Die Worte des Pfarrers draußen vor der Kapelle und drinnen in der Kapelle formten sich aus der Feierstunde von selbst zum Dank gegen Gott, der sein Haus mitten unter unsere Häuser gebaut hat, aber auch zum Dank an die Kapellengemeinde und Pater Gabriel, die mit ihrer Liebe die erst so kleine und bescheidene Wohnung Gottes immer größer und schöner aufgebaut und ausgestattet haben.
Sie wurden zum Wunsch für die Gemeinde, daß die neugeweihten Glocken alle zum Haus des Herrn rufen möchten, und daß die Kapellengemeinde Uthweiler aus dem Glauben an die Gemeinschaft der Heiligen immer mehr wachsen möchte zu einer wahrhaft frommen und in der Liebe tätigen christlichen Gemeinde, wo einer wahrhaft des anderen Last trägt. Sie wurden schließlich zum Wunsch, daß das schöne Bild vor der Kapelle: der Kranz blühender Kinder und der Schutzwall der Väter und Mütter, zur lebendigen Wirklichkeit werde inmitten aller seelischen Verwüstung unserer Zeit.
Mit dem sakramentalen Segen des lebendig gegenwärtigen Herrn und dem Primizsegen des Neupriesters Franz Weber schloß die Andachtsstunde in der Kapelle. Unter dem Geläute der während der Andacht in aller Stille aufgezogenen Glocken gingen alle, die teil hatten, frohen Herzens nach Hause. Möchten nun auch die Glocken weiter erklingen zum Lobpreis des großen und gütigen Gottes und zum Zeugnis für eine Gemeinde, die in seinem Hause immer mehr ihre letzte Geborgenheit und Heimat sucht und findet. Das wünscht Euch, den Uthweiler Pfarrkindern, nochmals von ganzem Herzen
Euer Pastor." |