Die Geschichte des Klosters

"Unser obiges Photo zeigt ein Modell der ehemaligen Abteikirche Heisterbach. Es steht im Siebengebirgs-Museum in Königswinter. In mühevoller Kleinarbeit wurde diese Modellkirche von Schülern der Realschule in Königswinter unter Anleitung des Museumsleiters und Konrektors Herrn Theo Hardenberg erbaut.

Die Geschichte des Klosters

Im März des Jahres 1188 fuhr ein Schiff den Rhein zu Tale mit Mönchen ihres Mutterklosters Himmerod in der Eifel. Wo das enge Tal sich zu weiter Fläche öffnet und das Gebirge in mächtigen Kuppen erhebt, stiegen sie aus und wanderten den steilen Pfad zum Petersberg hinan, um dort in der verlassenen Augustinereinsiedelei ein neues Kloster nach der Regel des Zisterzienserordens zu gründen. Vier Jahre später gaben sie jedoch die Niederlassung auf, zogen in ein liebliches Tal am Osthang des Petersberges und gründeten hier unter ihrem Abte Hermann das Kloster Heisterbach.

Der Name Heisterbach hat seine Begründung in der Tatsache, daß die Mönche ihr Kloster in einer Talsenkung erbauten, die, wie auch heute noch, von mächtigen Buchen = Heistern umstanden und von einem Bächlein durchrieselt wurde. So entstand aus dem anfänglichen „Heistern am Bach"
„ Heisterbach ".

Im Jahre 1202 begann der Abt Gervardus mit dem Bau der Klosterkirche aus den Steinen des benachbarten Stenzelberges.

Die Abteikirche, ein gewaltiges Bauwerk, war 1227 soweit fertig, daß Altäre eingeweiht werden konnten. Jedoch erst 10 Jahre später konnte die eigentliche Hauptweihe der Klosterkirche mit den letzten Altären durch die Bischöfe Konrad von Osnabrück und Balduin von Semgallen vorgenommen werden. Damit war von den Mönchen ein Meisterwerk spätromanischer bzw. frühgotischer Baukunst geschaffen worden.
 
In dieser Zeit, unter dem dritten Abte Heinrich I. und seinem Prior Cäsarius gewann die Abtei Heisterbach im deutschen Kultur- und Wirtschaftsleben Rang und Namen. Gerade der letztere hat durch seine schriftstellerische Tätigkeit, insbesondere durch sein Wundergespräch „Dialogus miraculorum" der Nachwelt wichtige Quellen zur Kulturgeschichte festgehalten.
 
Im 13. und 14. Jahrhundert erschütterten wirtschaftliche und innere Krisen das Klosterleben in Heisterbach. So wurde z. B. Ende des 13. Jahrhunderts der Abt zeitweilig seines Amtes enthoben und über das Kloster das Interdikt verhängt; d. h. es wurde den Mönchen untersagt, Gottesdienst abzuhalten.

Im Truchseß'schen Krieg (1583) überfielen Kriegsknechte das Kloster Heisterbach, brandschatzten und plünderten und richteten großen Schaden an.
Ihrer Zerstörungswut fielen viele Kunstwerke und ein großer Teil der umfangreichen Bibliothek zum Opfer. Das Kloster wurde so stark zerstört, daß es nicht mehr bewohnbar war.

Die Äbte Buschmann und Schäfer brauchten fast ein halbes Jahrhundert, um die Klostergebäude so herzustellen, daß sie wieder bezogen werden konnten. Der Friede in den Klostermauern war jedoch nicht von langer Dauer, denn schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Abtei erneut durch Kriegseinwirkungen schwer beschädigt und zerstört. Außerdem geriet die Zucht und Ordnung unter den Mönchen in argen Verfall.
 
Abt Ferdinand Hartmann (1704—1728) griff hier energisch ein und führte das Kloster wieder zu neuer Blüte empor. Unter diesem Abt und seinen Nachfolgern entwickelten die Mönche von Heisterbach im 18. Jahrhundert eine rege Bautätigkeit. Es entstanden u. a. die sog. „Neue Abtei", ein Brauhaus, der Küchenhof, das „Pfortenhaus", „das große Haus in Königswinter" (der heutige „Düsseldorfer Hof") und die neue Kapelle auf dem Petersberg. Außerdem wurde die Umfassungsmauer um die Abtei wieder erneuert, um jeden Eindringling abzuwehren.

Wie groß die Ausmaße der baulichen Anlagen des Klosters aus jener Zeit gewesen sind, schildert uns Dr. Ferdinand Schmitz in einem seiner Werke über Heisterbach:
 
„Die umfangreichen Gebäudeanlagen, die 64 m lange Kirche mit der Sakristei, der Kreuzgang, welcher von 207 zierlichen Bogen getragen wurde und der große, von ihm umschlossene Springbrunnen, die neue Abtei mit dem Konventshause, für deren Größe die Zahl von 93 Fenstern im Oberstocke reden möge, mit vier in Haustein ausgeführten Sälen und einem besonderen Winter- und Sommerefektorium, die alte Abtei mit 53 Fenstern, die Faßbinderei, das Kelterhaus, die Schmiede, die für mehrere Handwerke eingerichtete Werkstätte, der Küchenhof, die Mühle, die Bäckerei, das Brauhaus, die Brennerei und der Torbau mit seinem hübschen Rokokosälchen, das alles war der Regierung lange Zeit ein Gegenstand der Sorge".
 
Die Revolutionskriege seit 1795 leiteten durch Verwüstung, Schrecken und Zerstörung den Untergang der Abtei ein. Im Jahre 1803 wurde sie schließlich durch die Säkularisation (Wegnahme von kirchlichen Gütern durch den Staat) gänzlich aufgelöst.
 
Klosterkirche und Abteigebäude wurden zu Spottpreisen an Abbruchunternehmer verkauft. Die kostbare Bibliothek, die zu jener Zeit immerhin noch 5000 Bände zählte, kam zum Landesarchiv nach Düsseldorf. Die gesamte Innenausstattung, darunter Tafelgemälde, Standbilder, Steinskulpturen usw. wurden verkauft und in alle Welt verstreut. 1810 begann man mit dem Niederreißen der herrlichen Abteikirche, um mit ihren Steinen Kanäle und Kaimauern in Köln zu bauen. 1813 stand nur noch das Chor der Kirche, die heutige Ruine. Schon hatte man Sprengschüsse angelegt, um auch dieses letzte Denkmal zu zerstören, da trat durch einen Sieg der Deutschen über die napoleonischen Streitkräfte eine politische Wende ein. Die Befreiungstruppen brachten für das Chor die Rettung. So wurde es der Nachwelt als erhabenes Denkmal verschwundener Größe erhalten.

Die Geschichte der Abtei Heisterbach ist also sehr bewegt. In der Zeit von 1192 bis 1803 führten 41 Äbte das Kloster. 19 weitere Klöster waren Heisterbach unterstellt. In der Blütezeit gehörten 59 Gutshöfe zu Heisterbach. Ferner hatte die Abtei 6 Patronate. Als die Abtei 1803 aufgelöst wurde, lebten noch 21 Mönche im Kloster.
Der letzte Mönch von Heisterbach, Aloysius Olzem, starb am 10. April 1859 und wurde auf dem Friedhof in Königswinter bestattet.

Von all der Pracht ist heute noch die Ruine der Kirche geblieben, die von Kennern gerne besucht wird." 

Weiter Informationen siehe Links unten.

Bild von 1965 (Bericht)
Textformatierung und Bildbearbeitung: Paul Winterscheidt und Franz Bellinghausen
Quelle: Heinz Wicharz: Dort wo die sieben Berge am Rheinesstrande stehn, Verlag Anton Uelpenich Oberpleis, o.J.
Zur Verfügung gestellt von Paul Winterscheidt
Marker Zur Stiftung Abtei Heisterbach - Marker Zur Galerie im virtuellen Brückenhofmuseum


Galerie: Dort wo die sieben Berge ... (Schrift)
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