Konstantia-Haus Oberpleis

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Die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH – kurz GFO genannt –unterhält heute zahlreiche sozialkaritative Einrichtungen auch in Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz. Der christlich orientierte Träger widmet sich der Gesundheitspflege, der Alten- und Jugendhilfe sowie der Erziehung und Bildung. Seit 100 Jahren gehört das St. Konstantia-Haus in Oberpleis zum Schwesternkonvent.

Die Wurzeln des Ordens liegen in Olpe. Hier erblickte Regina Christina Wilhelmine Bonzel am 17. September 1830 das Licht der Welt. Die sozialen Veränderungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts, verbunden mit der noch unzureichenden medizinischen Versorgung und zunehmenden Verwahrlosung vieler Kinder, bewegten die junge, gläubige Frau im Juli 1863 zur Gründung der Kongregation der »Armen Franziskanerinnen von der Ewigen Anbetung« in ihrer Geburtsstadt.

Als Ordensschwester nahm Christina Wilhelmine Bonzel den Namen »Maria Theresia vom Heiligen Sakrament« an. Ab August 1865 bis zu ihrem Tod am 6. Februar 1905 war sie Generaloberin. Rund 1.500 Schwestern begeisterten sich zu dieser Zeit für die Ideale des Ordens. »Wir wollen in allem gern die Letzten sein, nur in der Liebe soll uns keiner zuvorkommen«, lautete ein Wahlspruch der Stifterin.

Bereits kurz nach der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches bewies Maria Theresia Bonzel großen Weitblick. Sie sicherte das Vermögen des Ordens in der Rechtsform der GmbH – eben der GFO. Am 8. September 1902 wurde die neue Gesellschaft in das Handelsregister Olpe eingetragen. Im März des gleichen Jahres hatte die Mutter Maria Theresia Bonzel Post aus Oberpleis erhalten. Absender des Schreibens war Pfarrer Jakob Schmitz, ein Bruder des zwei Jahre zuvor verstorbenen Oberpleiser Pfarrers Friedrich Schmitz.
Kurz vor der Jahrhundertwende hatten sich die beiden Geistlichen in Oberpleis ein großes Haus für den nahenden Ruhestand bauen lassen. Die Villa Konstantia – benannt nach ihrer Schwester – wollte der noch lebende jüngere Bruder an einen karitativen Orden als Schenkung übereignen. In Oberpleis sollte schnellstens ein Haus für die ambulante Krankenpflege eingerichtet werden.


Arme Franziskanerinnen

Am 8. Januar 1903 kam der offizielle Schenkungsvertrag mit den »Armen Franziskanerinnen« zustande. Für die Lösung mit dem Olper Orden sprach auch, dass keine zusätzlichen Umbaukosten für die Oberpleiser Kirchengemeinde entstanden. Im April 1903 zogen die ersten drei Schwestern Beatrix, Anselma und Theodata in das neue Krankenhaus ein. Bereits im gleichen Jahr erhöhte sich die Zahl der Schwestern auf sieben. Das stattliche Haus mit acht Wohnräumen, zwei Mansarden, vollständig unterkellert und mit Wasserleitung aus eigenem Brunnen, ursprünglich für die beiden älteren geistliche Herren geplant, erlebte einige zweckorientierte Umbauten. Wie gerufen kam da eine großzügige Spende aus Jüngsfeld. Eine eigens gegründete Stiftung beteiligte sich an den Baukosten. Die bedürftigen Patienten aus dem Kirchspiel Oberpleis erhielten ebenfalls eine Unterstützung aus dem Vermögen der Stiftung. Die kleine klösterliche Gemeinschaft konnte jetzt die gewünschte ambulante Hilfe sicherstellen. Schon bald entstand rechtwinklig zur alten Villa das sogenannte Josefshaus als einfache zweigeschossige Heimstätte für Wöchnerinnen. Stets blieben eine Reihe kleiner Kinder in Dauerpflege.

Eigenversorgung durch den Garten

In einem bescheidenen landwirtschaftlichen Nebengebäude fanden einige Milchkühe und Schweine Platz. Der große Garten lieferte Kartoffeln, Gemüse und Obst für die im Keller untergebrachte Küche des Hauses. Täglich besuchten die Ordensfrauen die heilige Messe in der Pfarrkirche St. Pankratius. Selbst im Winter scheuten sie den schlechten zehnminütigen Weg nicht. Im Krankenhaus diente den Schwestern das schönste Zimmer im zweiten Stock als Andachtsraum. Seit Februar 1905 durfte in diesem Oratorium ein Tabernakel aufgestellt werden. Jetzt konnte einmal in der Woche im eigenen Haus ein Gottesdienst gefeiert werden. Die Zuständigkeit für die kleine St.-Josefs-Kapelle lag in den Händen des örtlichen Pfarrers Robert Lemmen und später dessen Nachfolgern.

Medizinalrat Dr. Bernhard Frings und der praktische Arzt Dr. Josef Jansen sicherten die ärztliche Versorgung. In den ersten Jahren wurden täglich bis zu 30 Kranke versorgt. Zehn Betten standen für die stationäre Behandlung bereit.

In den Sommermonaten beherbergte das St. Konstantia-Haus eine größere Anzahl von Rekonvaleszenten. Rund zwanzig junge Frauen aus dem nahen Umland verbesserten jeweils im Winter ihre Handarbeitsfähigkeiten bei den Franziskanerinnen. Von 40 Krankenbetten in den 1930er Jahren stieg die Kapazität des Hauses nach dem Wiederaufbau bis 1956 auf 129 Plätze, verbunden mit der Umwidmung zum Pflegeheim für erholungsbedürftige Frauen. Neben 19 Ordensschwestern fanden noch 40 weitere Bedienstete Arbeit und Brot.

Erneut reagierten die Franziskanerinnen 1970 auf die stetig wechselnden Umstände. Das bis heute letzte Kapitel des St. Konstantia-Hauses heißt Altenpflegeheim. Die Bewohner von 75 Einzel- und Doppelzimmern sowie drei Kurzzeit-Pflegeplätzen werden von rund 35 Mitarbeitern gepflegt und betreut. In direkter Nachbarschaft befindet sich der Verenen-Hof unter gleicher Trägerschaft mit Service-Wohnungen für Senioren und der Theresia-Bonzel-Konvent der Schwestern.

Bericht von Karl Josef Klöhs
in: Rheinkiesel, Januar 2003

Bild von 1959 (April)
Quelle: Ansichtskarte von Robert Flink, Oberpleis
Zur Verfügung gestellt von Adelheid und Heinz Vogt
Marker Internetseite des Seniorenzentrums St. Konstantia Oberpleis

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