aus der geschichte unserer Pfarre - Kirche und Schule in Oberpleis

Um die Geschichte der Schule in unserer Pfarre verstehen zu können, muß man einen Blick hineintun in die Entwicklung der Schule überhaupt. Die kath. Kirche, hat seit ihrer Gründung überall das Schulwesen als einen wesentlichen Teil ihrer Organisation und ihrer Aufgabe betrachtet. Das gesamte mittelalterliche Bildungswesen und selbst das in die Neuzeit reichende lag in ihren Händen. Kirchliche Organe übten kraft eigenen Rechtes die Schulaufsicht aus über Hoch-, Mittel- und Volksschulen. Man spricht daher mit vollem Grund von dem „historischen Rechte der Kirche auf die Schule.

Nur ein Urteil, und zwar das des evangelischen Kirchenrechtslehrers G. L. Böhmer aus dem Jahre 1762 sei angeführt: Schulen, die sich mit dem Jugendunterricht in der Religion, sei es ausschließlich, sei es in Verbindung mit anderen Fächern beschäftigen, sind geistliche Körperschaften. Das Recht, sie zu gründen, ist ein Recht der Kirche und gehört zu dem, was mit der Religionsübung verbunden ist. Somit unterstehen die Schulen und diejenigen, welche den Schuldienst versehen, der Kirchengewalt."
 
An diesem kirchlichen Besitzstand ist im Laufe der Zeit eine fortschreitende Kürzung erfolgt. Der Grund liegt großenteils in der Entwicklung des modernen Staates. Die Kirche verlor zunächst die Aufsicht über die Universitäten, dann über die mittleren Schulen und zuletzt über die Volksschulen. Die Schulaufsicht ging auf die Staatsgewalt über.
 
Wie war es mit der Schulpflicht?
 
Das Kind hat ein Recht auf Schulbildung. Bevor es Schulen gab, mußten die Eltern selbst für den Unterricht der Kinder sorgen, ja ihm selbst erteilen. Seit der Gründung von Schulen nimmt die Schule den Eltern einen Teil ihrer Verantwortung ab. Die Eltern schicken ihre Kinder der Schule. Wo die Eltern diese Pflicht nicht erfüllen, da muß die Allgemeinheit sie dazu antreiben und nötigenfalls sie dazu zwingen.
 
Das ist die Schulpflicht.
 
Staat und Gesellschaft müssen von ihren Untertanen ein Mindestmaß von Bildung fordern, weil sie sonst ihren Aufgaben nicht gerecht werden können. Die Anfänge der Schulpflicht reichen bis in das alte Griechenland zurück. Das Christentum verstärkte dann die natürliche Erziehungspflicht der Eltern durch göttliches Gebot („lehrt alle Völker"!) und die christliche Kirche führte in dem Katechumerat die religiöse Schupflicht ein. Diese bestand in den späteren Pfarrschulen fort. Karl der Große setzte im Jahre 804 (ein Mindestmaß von relig, Kenntnissen fest, das alle Untertanen erwerben mußten. Durch Sendboten ließ er die Schulen genau kontrollieren. Dieser staatliche Schulzwang konnte jedoch nicht durchgeführt werden, weil es an Lehrer und Lehrmitteln fehlte. Lange beschränkte man sich auf Mahnungen an die Eltern, ihre Kinder zum Unterricht zu schicken. Erst nach dem Westfälischen Frieden, der das Schulwesen in die Hand der Landesfürsten gab, kam in einzelnen Ländern allmählich durch gesetzliche Regelung die Einführung der allgemeinen Schulpflicht auf. König Friedrich Wilhelm l. befahl 1717: „daß künftig die Eltern bei nachdrücklicher  Strafe gehalten sein sollen, ihre Kinder in die Schule zu schicken." Seit dem Jahre 1800 ist die Schulpflicht in allen deutschen Ländern eingeführt.

Gründung der Schule in Oberpleis

Hier sind wir an der Gründung der Schule in Oberpleis angelangt. Wie es vor dem Jahre 1800 mit dem Unterricht bestellt war, ist unbekannt. Ältere Leute berichten, daß ein gewisser Herr Stricker gegen das Jahr 1785 in einem Tanzlokal zu Oberpleis als Lehrer (Magister) tätig war; gegen 1790 Pater Constantius.Nach dessen Tod ging die Schule ein. Um das Jahr 1808 traten in Pleiserhohn, Berghausen und Ruttscheid einfache Bauersleute als Lehrer auf, denen die Kinder der zunächst liegenden Ortschaften nach freier Wahl der Eltern überwiesen wurden. Nicht lange nachher finden wir den Primissar (Vikar) Stricker als Schullehrer in Oberpleis, und zwar bis zu seiner Anstellung als Pfarrer von Oberpleis im Jahre 1813. Nach dieser Zeit scheinen die Vikare den Schulunterricht unter Leitung des Pfarrers mit Hilfe eines Unterlehrers fortgesetzt zu haben, wie denn auch ein Saal der Vikariewohnung in der Propstei als Schullokal eingerichtet war.

Im Jahre 1821 wurde der erste „geprüfte" Lehrer „Limbach" regierungsseitig angestellt und im Jahre 1825 die Schule in die alte Pastorat verlegt. Es ist das heute von den Familien Lichtenberg und Pütz bewohnte Haus gegenüber der Kirche. Heute nach kaum 100 Jahren kann man es kaum fassen, daß damals bei uns die Schulverhältnisse noch so sehr darniederlagen.

Jedenfalls ist Pfarrer Stricker der Gründer der Schule von Oberpleis und verdiente als solcher eine Ehrentafel in unserem Schulgebäude. Von diesem verdienten „Schulmann" ist noch ein altes Bild vorhanden, das aber leider sich in einem schlechten Zustande befindet. Dieses alte Ölgemälde ist zur Besichtigung in der Kirche ausgestellt. Es hängt zwischen dem Beichtstuhl des Kaplans und der Orgeltreppe. Herr Wendel hat sich alle Mühe gegeben, aus dem Bilde herauszuholen, was herauszuholen war. Jedenfalls ist es das einzige Ölgemälde eines ehemaligen Pfarrers von Oberpleis.

Durch den neu eingeführten Schulzwang stieg die Schülerzahl schnell. Aber noch fehlte es an Lehrkräften und Klassenzimmern. Man half sich mit alternierendem Unterricht (Kurzstunden und Halbtagsunterricht). Im Jahre 1832 schritt die Gemeinde zum Neubau mit 4 Schulsälen. Darin wirkten ein Lehrer, eine Lehrerin und zwei Unterlehrer. Zeitweilig stellte man statt der beiden Unterlehrer oder Präparanden einen geprüften Lehrer an. Aber man, sah sich, wahrscheinlich wegen Überfüllung, bald genötigt, zu der früheren Einrichtung mit vier Lehrkräften wieder zurückzugreifen, obschon die entfernt wohnenden Kinder in Eudenbach schon ihre eigene Schule hatten und die Kinder von Wiese, Bennert, Kuxenberg usw. die näher gelegene in Heisterbacherrott besuchten.
 
Im Jahre 1863 wurde ein neues (drittes) Schulsystem in Thomasberg errichtet mit Ausschluß von Bennert Wiese, Steinringen usw. Das Dekanatsbuch des Dekanates Königswinter vom Jahre 1800 zählt bis zum Jahre 1890 folgende Lehrer auf.

Als erste Lehrer: Limbach 1821—1836, Dacus 1836—1837, Koers 1837, Gabriel Flink 1855—1886, Theodor Kurscheid seit 25. April 1887. Als zweite Lehrer: P. Caspers, Präparand, seit I. Mai 1868, Jakob Schlösser, Präparand 1870, Matthias Schonauer 1. Juni 1874, Josef Jonas, Präparand 1875, Franz Flink (Sohn von Gabriel Flink) Präparand 1876, Fr. W. Frembgen, Präparand 1877, Josef Jonas, jetzt geprüft 1879; Peter Assenmacher, geprüft 1881; Bertram Schwindt 1887. Als erste Lehrerinnen: Abstett, 1856 pensioniert; Heusch, gestorben 19. Okt. 1866; Thekla Limmersdorf bis 1878; Anna Büsgen, seit 1. Mai 1869 (seither zweite), jetzt erste Lehrerin. Luise Orbach 1878; Christina Rheidt 1888 Der Berichtteil 1890 bis 1908
aus Heft 7 des Katholischen Kirchenblattes fehlt.

Am l. April 1908 kam Schulamtsbewerber Bertram May aus Heimerzheim. Herr Oberlehrer Wulf aus Koblenz wurde am 1. Juli 1908 Kreisschulinspektor. Lehrer Kramer geht am 1. Februar als Hauptlehrer nach Kirdorf. Die Vertretung übernahm vom 22. Februar bis 1. April 1909 Schulamtsbewerber Heinrich Neuhalfen aus Westerhausen. Am 1. April 1909 wurde der Schulamtsbewerber Josef Gossen aus Worm bei Herzogenrath Lehrer in Oberpleis. Am 1. August 1910 wurde der Kreisschulinspektor Wulf nach Fulda versetzt; an seine Stelle trat der Oberlehrer Dr. Conradi aus Hadamar. Am 1. Okt. 1910 Versetzung des Lehrers Bell nach Frechen; an seine Stelle kommt der Schulamtsbewerber Heinrich Raderschall aus Siegburg.

Da sich die alte Schule als zu klein erwies, beschloß man einen Neubau zu errichten. Zu diesem Neubau nahm die Zivilgemeinde von der Kirchengemeinde ein Darlehen rund 54 000 Mark auf. Von diesem zahlte die Zivilgemeinde bis heute 16 000 Mark zurück.
Am 25. Sept. 1911 wurde mit den Grundarbeiten begonnen, am 3. Nov. 1911 der Grundstein gelegt, am 12. Jan. 1012 feierten die Handwerker das Richtfest, am 19. Nov. 1912 wurde die neue Schule bezogen.

Unter feierlichem Glockengeläute zogen Lehrer und Kinder von der alten zur neuen Schule. Herr Pfarrwalter Lemmen segnete dieselbe ein. Um 8.30 Uhr feierliches Hochamt mit Festpredigt. Nach dem Gottesdienst war in der neuen Schule noch eine besondere Feier.

Mit der Eröffnung der neuen Schule wurde gleichzeitig eine 6. Klasse errichtet. Die Verwaltung dieser Klasse wurde der Schulamtsbewerberin Katharina Scharrenbroich aus Birken bei Neunkirchen übertragen, die am 16. Nov. 1912 ihr Amt antrat. Der Hauptlehrer Harth wurde mit der Leitung der neuen Schule betraut. Am 18. Februar 1913 wurde die alte Schule auf Abbruch verkauft. Käufer war Franz Bellinghausen aus Oberpleis, der dieselbe für 780 Mark erwarb. Ebenso wurden die ehemaligen Lehrerdienstwohnungen verkauft. Käufer war Wilhelm Lichtenberg II aus Oberpleis, der dieselben heute noch selbst bewohnt. Kaufpreis war 20.100 Mark.

Zu Beginn des neuen Schuljahres 1913 zählte die Schule 380 Kinder.

Am 1. August 1914 abends 6 Uhr wurde der Mobilmachungsbefehl angeschlagen. Am 2. August war erster Mobilmachungstag. Am 4. August wurden die Lehrer May und Gossen zum Heer eingezogen, Am 21. Sept. Einberufung des Lehrers Raderschall.

Infolge der andauernden Einberufungen zum Kriegsdienst wechselten die Lehrkräfte oftmals. Vom 8. bis 18. Dez. 1914 Vertretung des Kandidaten Franz Eiloff, der zur Fahne einberufen wurde. Am 10. Jan. 1915 übernimmt die Schulamtsbewerberin Berta Dammertz aus Spich die Vertretung hier.

Am l. Okt. 1013 wurde Frl. Scharrenbroich endgültig angestellt. Am 31. August 1916 verläßt Frl. Dammertz Oberpleis, um im besetzten Gebiet eine Steile zu übernehmen. Die Vertretung übernimmt Frl. Rheidt, Lehrerin a. D. Am 31. Okt. übernimmt die Vertretung Frl. Maria Hof aus Montabauer. Am 12. Juni 1917 führte Bürgermeister Komp den bisherigen Hauptlehrer Hardt als Rektor unserer Schule ein. Am S. Sept. 1918 verläßt Frl. Hof die hiesige Stelle tritt ins Kloster ein. Im Nov. 1918 führte die Vertretung Frl. Anna Bergmann aus Troisdorf. Vom 27. Nov. bis 11. Dez. 191 S wurden die Schulsäle durch heimkehrende Krieger belegt. Am 1. Dez. nehmen die aus dem Kriege heimgekehrten Lehrer Gossen und Raderschall den Unterricht wieder auf. Am selben Tage übernimmt der SchulamtsbewerberJosef Berres aus Köln die Vertretung für den vermißten Lehrer Bertram May.

Am 6. Nov. 1919 erfolgte die amtliche Todeserklärung des am 8. Juli 1917 bei Hallebecke (in Flandern) vermißten Lehrers May. Seit 1. April 1908 war er in Oberpleis gewesen. Am 15. Okt. 1919 tritt an die Stelle des nach Attendorn versetzten Schulrats Dr. Conradi der Schulrat Kerp aus Attendorn. Am 7. Febr. 1920 besuchte er Oberpleis. Am 7. März 1920 fand die erste Elternbeiratswahl statt: Es wurden gewählt: Wilhelm Burgwinkel aus Bellinghausen, Willi. Reuter aus Ruttscheid, Johann Brassel aus Hünscheid, Wilhelm Lichtenberg aus Thelenbitze, Theodor Wasserheß aus Rübhausen, Frau Müller aus Jüngsfeld, Frau Josef Lichtenberg aus Oberpleis, Frau Franz Schurff aus Oberpleis. Zum Vorsitzenden wurde Wilhelm Burgwinkel gewählt.

Im Juli 1920 erkrankte Rektor Harth und wurde beurlaubt. Er starb am 10. Januar 1921. Die Geschäfte des Schulleiters führte Lehrer Gossen. Vom Juli 1920 bis 1. Okt. 1921 war Lehrer Franz Kammanns als Vertreter hier tätig.

Bild von 1936
Scan und Bildbearbeitung: Paul Winterscheidt und Franz Bellinghausen
Quelle: Katholisches Kirchenblatt Nr. 4 vom 26. Januar 1936
Zur Verfügung gestellt von Stephan Osinski

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