Erläuterungen zum Weihespiel "Der Wächter von Minoriten"
Ort der Handlung ist im gesamten Spiel der Platz vor dem Portal zur Minoritenkirche (St. Mariä Empfängnis) in Köln.
Wer ist der Wächter von Minoriten?
Es ist der im Weihespiel auftretende Mönch (Franziskaner – Minorit).

Der Autor des Spiels, Präses Wilhelm Hünermann, wählte für jedes der vier Bilder markante Jahreszahlen.
1246: Der in der für Franziskaner typischen Bauweise dieser Zeit langgestreckte gotische Bau der Minoritenkirche wird vollendet.
1446: Ein Jahr, in dem die Kölner Bevölkerung unter Krieg und Hungersnot leidet, vor allem aber von der Pest heimgesucht wird.
1794: Revolutionstruppen besetzen Köln. Freiheit – Gleichheit - Brüderlichkeit werden ausgerufen, gleichzeitig aber Kirchen ausgeraubt und geschändet.
Die Minoritenkirche wird zum Pferdestall, später zum Lagerhaus und verfällt zusehends.
1946: Der zweite Weltkrieg hinterlässt Köln als Trümmerwüste. Auch die Minoritenkirche ist weitestgehend zerstört. Die Menschen leiden Hunger und Not, haben weder Obdach noch Arbeit. Trotzdem ist der Wille zur Verbesserung der fast aussichtslosen Lage allen anzumerken. Der Dom ist für die Kölner Heimat, nach der sie streben. Für Kolpingsöhne ist es das Grab Adolf Kolpings in der Minoritenkirche, das sie aufsuchen um dort Trost und Hoffnung zu schöpfen.

Kurze Inhaltsangaben
1. Akt
Vor dem Portal der Minoritenkirche in Köln um das Jahr 1246.
Der Baumeister führt den Mönch zum fast vollendeten Bau und preist dessen Unvergänglichkeit.
Darauf erzählt der Mönch von einem Traum, in dem er Seuchen, Hungersnöte, Feuersbrünste und Kriege rund um die Minoritenkirche aber auch deren Entweihung, Zerstörung sah und erlitt.

2. Akt
Vor dem Portal der Minoritenkirche in Köln um 1446.
Es ist ein Jahr, in dem die Kölner Bevölkerung unter Krieg und Hunger vor allem aber unter Pest und Cholera leiden. Die Bevölkerung wird dezimiert.
Im Weihespiel taumelt ein Fremder in zerfetzten Kleidern, mit beschmutztem Gesicht gegen die Schwellen der Minoritenkirche. Er erklärt den Umstehenden, er sei von vier wilden Reitern gejagt worden. Den ersten schildert er als hohläugig und blass wie Hungersnot, den zweiten blutrot und flammend wie die Hölle, den dritten schwarz wie die Pest und den vierten weiß wie der Tod.
Der Wächter erkennt in der Schilderung des Fremden die Reiter der Offenbarung, die apokalyptischen Reiter.
Eine verwirrte Frau betritt mit einem Kind die Szene. Sie fragt den Wächter nach dem kürzesten Weg zum Rhein in dem sie mit ihrem Kind das Elend dieser Welt vergessen will und auf ein Aufwachen im Paradies hofft.
Der Wirt und andere Anwesende erkennen, dass das Gesicht des Fremden von Pestbeulen entstellt ist und wollen den Aussätzigen töten.
Da öffnet sich das Kirchenportal. Ein Mönch tritt heraus und holt Pestkranken, Frau und Kind in die Kirche und damit in die Obhut der Minoriten.

3. Akt
Vor dem Portal der Minoritenkirche in Köln 1794.
Revolutionstruppen besetzen Köln. Die Kirche der Minoriten wird geschändet, Altäre zerschlagen Tabernakel aufgebrochen und die Bleiglasfenster des Gotteshauses zerstört. Gegenstände aus Gold und Silber werden geraubt. Kölner Bürgerinnen und Bürger tanzen um den Freiheitsbaum der Revolution.
Im Weihespiel tritt ein Mönch mit einem hoch erhobenen Kreuz aus dem Portal und ruft mit lauter Stimme: “Hier ist der Freiheitsbaum!“
Der Schmied spricht den Hammerschwur „Mit meinem Hammer und meinem Herz will das Kreuz ich schützen“ und fordert die umstehenden Bürger auf zu schwören: „Gott unsere Seele, der Heimat unser Leben!“

4. Akt
Vor den Trümmern der Minoritenkirche 1946.
Müde schleppen sich mit Gepäck beladene Flüchtlinge auf die Bühne und machen erschöpft halt. Es kommt zu Dialogen von Hoffnungslosigkeit und aufkeimender Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Ein Kolpingsohn, ohne Eltern, ohne Heimat, ohne Arbeit versucht am Portal der zerstörten Kirche Heimat zu finden. Obwohl die Kirche ein Haufen Trümmer wie alles in der Stadt Köln sucht er Trost und Hoffnung bei dem, der hier wirkte und seine Ruhestätte fand, dem Gesellenvater Adolf Kolping.
Der Mönch beruft sich nun wieder auf den Traum, den er schon im ersten Akt beschrieb
„So ist geschehen, was ich im Traume sah,
Die Liebe schläft, so ging die Welt in Trümmern.
Was wir erbauten, mußt’ in Stücke gehen,
Denn Stückwerk ist, was Menschenhände zimmern.“
Die Umstehenden blicken mit Optimismus in die Zukunft.
So rufen:
Der Mann: „Mir ist, als säh ich einen neuen Weg!“
Der Junge: „Mir glänzen plötzlich, neue helle Fernen.“
Der Kolpingsohn: „Zu neuen Ufern führt ein neuer Steg.“
Die Frau: „Und siehe doch, der Himmel ist voller Sterne.“

Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brandbomben die Minoritenkirche, Gewölbe und Teile des Südschiffes gingen verloren. Der Wiederaufbau durch das Kolpingwerk wurde schon 1958 abgeschlossen.
In der Kölner Minoritenkirche sind Johannes Duns Scotus und Adolf Kolping begraben. Beide wurden von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Bild von 1947
Text: Willi Joliet
Quelle: Kolpingsfamilie 88099 Neukirch
Zur Verfügung gestellt von Willi Joliet

vorheriges Bild der Auswahl    nächstes Bild der Auswahl


Galerie: Der Wächter von Minoriten (geistl. Spiel)
Dieses Bild wurde 1323 Mal angesehen
Datensatz 1653 wurde zuletzt bearbeitet von wj/fb am 01.11.2008 um 21:10 Uhr
Nachricht Information / Anmerkung zum Bild verschicken