Pioniere der Wägetechnik - Aus der Garage in die weite Welt
Am Anfang standen Leidenschaft und Kreativität, die bis heute die Firma Wegen prägen. Alles begann in einer kleinen Garage in Oberpleis. Alfons Wegen, zuvor als Maschinenbautechniker bei der Hennefer Firma Fix-Steimel beschäftigt, startete Anfang der 1970er Jahre in seiner Garage in der Siegburger Straße 43a – jetzt Pleeser Gässchen 9 – mit der Herstellung von Gummiauskleidungen für Fülltrichter. An seiner Arbeitsstätte hatte er die Idee entwickelt, dass eine Gummiauskleidung die Förderung frei fließender und stark anhaftender Schüttgüter in Stahlbehältern erleichtern könnte. Alfons Wegen erklärte sich bereit, solche flexiblen Auskleidungen herzustellen. Nach Feierabend begann er, die ersten Gummimatten für die Trichter der Firma Fix-Steimel zuzuschneiden. Die Idee setzte sich erfolgreich durch, und die Nachfrage stieg.
Daraufhin gründete Alfons Wegen 1973 das Einzelunternehmen „Alfons Wegen Gummierzeugnisse“ und entwickelte in enger Zusammenarbeit mit Fix-Steimel flexible Behälter für Verwiegeeinrichtungen. Angesichts der stetig steigenden Nachfrage machte sich Alfons Wegen 1986 selbstständig und zog mit dem Betrieb in ein benachbartes Gebäude seines Schwiegervaters Karl Schoroth, um mehr Platz für die Produktion zu haben. 1987 wandelte er das Unternehmen in die „Alfons Wegen Gummierzeugnisse GmbH“ um, stellte die ersten Mitarbeiter ein und ebnete damit den Weg für das kontinuierliche Wachstum des Betriebs. Ein Jahr später trat sein jüngster Sohn Martin Wegen als Werkzeugmacher in die Firma ein. Er qualifizierte sich als Meister der Kunststoff- und Kautschukverarbeitung und erweiterte ständig sein Fachwissen. 1993 übernahm er die Geschäftsführung des Unternehmens, das zu dieser Zeit sieben Beschäftigte hatte. In den 1990er Jahren widmete er sich vor allem der Aufgabe, die vielfältigen Erzeugnisse im In- und Ausland bekannt zu machen, um neue Kunden zu gewinnen, berichtet Martin Wegen. Die Produktpalette hatte sich mittlerweile erheblich erweitert.
Zu den flexiblen Trichtern und Behältern waren flexible Fall- und Schüttrohre, Quetschverschlüsse und komplette Systeme mit flexiblen Bauteilen für die Farben-, Pharma- oder Reifenindustrie hinzugekommen, alle individuell von Hand und nach Original-Papier-Schablonen gefertigt. Vater Alfons wechselte 1998 in den Ruhestand, behielt jedoch die Entwicklung der Firma weiterhin im Auge. Er hatte im Laufe der Jahre mehrere Patente entwickelt, unter anderem die 2-Wege-Weiche, auch „Rohr-Weiche flexibel“ genannt, der erste komplett flexible Schüttgutverteiler. Dieser stand 2001 Pate für den Markennamen ROWEFLEX®. Im gleichen Jahr änderte das Unternehmen seinen Namen in „Wegen GmbH“. Der ältere Bruder Andreas Wegen arbeitete zu dieser Zeit auch schon einige Jahre als Prokurist im Familienbetrieb mit. Aufgrund der zu kleinen Fertigungsräumlichkeiten in der Siegburger Straße 43 entschied sich Martin Wegen 2006, einen neuen Firmenkomplex im Gewerbegebiet „Am Krahfeld“ in der Humboldtstraße 9 zu errichten. Dort fanden auf rund 400 Quadratmetern 20 Beschäftigte, die moderne Fertigung sowie das Archiv für ROWEFLEX- und Fix-Steimel-Original-Schablonen genügend Platz.
Die Wegen GmbH kaufte 2002 sämtliche technischen Dokumentationen aus dem Bereich der Wäge- und Absacktechnik der geschlossenen Firma Fix-Steimel und konnte nun als ehemaliger Zulieferer eigene, speziell auf die technischen Anforderungen zugeschnittene Original-Ersatzteile in Original-Herstellerqualität liefern. 2007 sicherte sich die Firma auch den Markennamen Fix-Steimel
Technisch immer auf dem neuesten Stand, hielt 2009 die 3-D-Technik Einzug in das Unternehmen. Seitdem werden komplexe Konstruktionen auch in 3-D entwickelt. Durch das 2010 in Betrieb genommene Silikongießtechnikum sind nun auch von Hand gegossene Produkte aus Silikon möglich. Mit einer neuen, 700 Quadratmeter großen Halle, die 2018 nachhaltig in KFW-55 Bauweise errichtet wurde, schuf das Unternehmen mehr Platz. Diese Halle bietet Raum für eine Photovoltaikanlage mit 100 KW Spitzenleistung und komplettiert das 3.500 Quadratmeter große Firmengelände, auf dem sich nun ein modernes Bürogebäude für Verwaltung und Konstruktion sowie zwei Fertigungshallen für die Gummi-Handfertigung, Endmontage und Metallwerkstatt befinden.
„Nach 50 Jahren Firmengeschichte kann man sagen, dass wir eine Technologie entwickelt haben, die zum Standard für schwierigste Schüttgüter geworden ist und effektive sowie einzigartige Lösungen bietet“, zieht Martin Wegen stolz Bilanz. Mittlerweile ist auch die dritte Generation der Familie Wegen in den Betrieb eingestiegen. Die Firma beschäftigt rund 40 Mitarbeiter und bedient Kunden aus der ganzen Welt. Es kann vorkommen, dass unverhofft ein Scheich aus Saudi-Arabien anruft und um Rat bittet oder ein Pharma-Unternehmen aus Tschechien anfragt, ob die Firma bei einem Problem helfen könne. Aus dem Ein-Mann-Betrieb „Alfons Wegen Gummierzeugnisse“ ist ein namhaftes Unternehmen geworden, das in der Lage ist, weltweit individuelle Produkte, Ersatzteile und Service für den Anlagenbau und das Schüttgut-Handling in Unternehmen unterschiedlichster Branchen zu entwickeln und zu liefern.
Christa Gast |