
| Katholisches Kirchenblatt für die Pfarrgemeinde Oberpleis | |
| Dieser wunderschöne Kopfbogen zierte in den 1930er Jahren das wöchentlich erscheinende „Katholische Kirchenblatt für die Pfarrgemeinde Oberpleis“, das ab 1935 auch gemeinsames Kirchenblatt mit der Pfarrgemeinde Ittenbach war. Der erste Jahrgang erschien bereits 1926, im Folgenden soll jedoch ein beispielhafter kurzer Einblick anhand der Ausgaben ab dem 10. Jahrgang, also ab 1935, gegeben. |
Druck und Verlag erfolgten über die Gebr. Willkommsfeld, Oberpleis. Verantwortlich für den Inhalt waren die jeweiligen Pfarrer. Der Inhalt des vier Seiten umfassenden Blattes variierte über die Jahre. Im Vordergrund stand aber immer die Gottesdienstordnung der entsprechenden Woche, die schon in den Wochen ohne hohen kirchlichen Feiertag 15 bis 20 Termine umfasste. Darüber hinaus wurden amtliche Bekanntmachungen abgedruckt, Anzeigen u.a. der ortsansässigen Kaufhäuser und Handwerker sowie regelmäßig eine Anzeige mit dem Programm der „Ton-Licht-Spiele Oberpleis“ und Familienanzeigen. Ebenso vertreten waren Berichte aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen in der Pfarrgemeinde, Hinweise auf Veranstaltungen, so z.B. der Kolpingsfamilie, des Vereins kath. Frauen und Mütter, aber auch des Turnvereins.
Heute kaum mehr vorstellbar sind die abgedruckten gezielten „Ansprachen“ an die Männer, die Frauen und Mütter, die Jünglinge, die Jungfrauen und die Kinder mit der Absicht, die jeweils Angesprochenen u.a. zu einem regelmäßigen Kirchbesuch zu bewegen. Folgendes Beispiel wird heute lediglich zum Schmunzeln verleiten und zeigt deutlich, wie sich das Leben in den vergangenen 75 Jahren doch verändert hat:
„An die Jungfrauen. Wie all monatlich, so ergeht auch heute an euch die Einladung zur hl. Kommunion. Mehr kann die Kongregation nicht tun, als immer wieder einladen. Sie will keinen zwingen. Sie kontrolliert auch keinen. (...) Frei und selbständig entscheidet jede Jungfrau, gemahnt aber nicht gezwungen. Frei bist du bei diesen Entscheidungen, aber diese Freiheit ist da begrenzt, wo Verantwortung von dir verlangt wird. Verantwortung trägst du für dich selbst. Wehe, wenn dein Fernbleiben deiner Seele zum Schaden gereicht. Entziehst du deinem Körper die Nahrung, dann schadest du ihm. Genau so ist es mit der Seele. Wehe dir, wenn du durch Fernbleiben dich untüchtig machst für deine Zukunft. Deine Aufgaben und Pflichten musst du kennen. (...) Nun entscheide dich, frei und ungezwungen, im Bewusstsein deiner Verantwortung. (...)“
Auch heute noch eine wahre Fundgrube ist die ab 1935 regelmäßig erschienene Rubrik „aus der geschichte unserer Pfarre“, in der offensichtlich alles zusammengetragen wurde, was an historisch mehr oder weniger bedeutsamen Informationen im Pfarrarchiv zu finden war.
Nach der „Oberpleiser Pfarrkartei“ (eine namentliche Nennung aller katholischen Einwohner der Pfarrgemeinde Oberpleis unter Angabe des Geburtsdatums, des Geburtsortes, zusammengefasst nach Haushalten und geordnet nach Ortschaften) wurden ab 1937 im Kirchenblatt die Kirchen-, bzw. Urkundenbücher (Taufbuch, Trauungsbuch, Totenbuch) der Pfarre Oberpleis abgedruckt. Die Pfarrgemeinde Ittenbach begann hiermit bereits in der Ausgabe vom 23. Juni 1935. Was auch heute noch jedem Ahnenforscher als willkommener Einstieg dienen würde, hatte zur damaligen Zeit einen ernsten Hintergrund. Die nationalsozialistische Gesetzgebung machte es für viele Lebensbereiche unabdingbar, einen arischen Abstammungsnachweis zu erbringen. So kam es dann auch dazu, dass der Abdruck der Kirchenbücher nach Einstellung der Erscheinung des Katholischen Kirchenblattes in Form eines 32seitigen Heftes vervollständigt wurde. Ein Einblick in die damalige Situation gibt das Schlusswort dieses Heftes:
„Hiermit schließen wir den Abdruck der Kirchenbücher. Als unser Kirchenblatt am 1. August 1939 sein Erscheinen einstellen musste, gestattete die Reichspressekammer auf meine Bitte hin im Hinblick auf die durch den Abdruck für Volk und Heimat wertvolle Arbeit die Zuendeführung durch Sonderdruck. In ungezählten Fällen hat der Abdruck der Kirchenbücher die Familiengeschichtsforschung angeregt und gefördert, besonders aber bei den arischen Abstammungsnachweisen wertvolle Dienste geleistet. In den Jahren 1934 bis 1939 wurden fast 6000 Urkunden vom hiesigen Pfarramt ausgestellt. Nur der Eingeweihte weiß, wie viel Zeit und Arbeit darauf verwandt worden ist. Beim Abschluss der Arbeit danke ich denen, die geholfen haben, das Werk zu schaffen. Zunächst sind es Fräulein Maria Post, Pleiserhohn, und Fräulein Margareta Schönenborn, Uthweiler, die 1934 noch als Schulkinder mit dem Abschreiben der 4 Taufbücher begannen. Diese Arbeit dauerte ein Jahr. Maria Post setzte dann von 1935 an allein die Abschriften der drei Traubücher und vier Totenbücher fort und erledigte bis Oktober 1939 fast alle arischen Briefe. Mit großem Fleiß und Geschick, aber auch mit lobenswerter Hingabe hat sie sich dieser Aufgabe gewidmet. Mögen nun diese Blätter in den Familie aufbewahrt werden für die kommenden Geschlechter und ihnen künden von den Ahnen der Vorzeit.
Oberpleis, Weihnachten 1939, J. Dick, Pfarrer“
| Bild von 1935 | Text: Michael Haaks | Zur Verfügung gestellt von Michael Haaks | Reichsstelle für Sippenforschung - Jungfrauen-Kongregation |
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