Der Schrein wurde 1960 von dem renommierten Künstler Elmar Hillebrand aus Schiefer, Marmor und Bronze geschaffen und im Januar 1961 in der Krypta aufgestellt. In ihm werden Reliquien der heiligen Felicitas und von Märtyrern der Thebäischen Legion aufbewahrt. "Es fällt uns nicht leicht, die Begeisterung unserer Vorfahren für diesen Reliquienschatz mitzuempfinden, ihre Art des Glaubens ist uns doch recht fremd geworden. Dennoch lohnt sich, so scheint mir, ein Versuch." (S. Pastor Willi Müller: Hauszeichen, Verlag Uelpenich, Königswinter-Oberpleis 1989) Pastor Hans Wichert interpretiert den Schrein in seiner tiefen Symbolhaftigkeit und hält ihn für mittelalterlicher Sakralkunst ebenbürtig: "Vom neuen Reliquienschrein in der Krypta Wie hätte sich wohl der Bildhauer, der diesen Schrein schuf, gleich mir gefreut, wenn er die Frage des Beschauers gehört hätte, wie viel hundert Jahre alt eigentlich dieser Schrein sein. Diese Frage bestätigte mir in schönster Weise das, was ich selbst vor vielen meiner Freunde zum Ausdruck gebracht hatte: Dass nämlich dieser neue Schrein sich als Kunstwerk unserer Tage getrost neben den Kostbarkeiten der mittelalterlichen Kunst sehen lassen kann. Ich denke dabei weniger an das verwendete Material, das bei uns in aller Bescheidenheit Schiefer, Marmor und Bronze heißt, während die alten Schreine Meisterwerke mittelalterlicher Gold- und Silberschmiedekunst waren, dazu sehr reich verziert mit Edel- und Halbedelsteinen. Ich denke vielmehr an die Kraft und Tiefe der Darstellungen und an den Reichtum der Gedanken, der vor allem durch die Bronzeplastiken unseres Schreines zum Ausdruck kommt. Damit stehe ich bei dem, was unseren Schrein so wertvoll macht: Es ist seine außerordentlich lebendige und kraftvolle Aussage über allerletzte Dinge unseres christlichen Lebens: Über die Gemeinschaft der Heiligen, über Sünde und Erlösung, über die Wiederkunft des Herrn, über Auferstehung und Gericht, über den Sieg des Kreuzes und die Schönheit des himmlischen Jerusalems. Was schon von weitem und zuerst auffällt, ist das auf dem dunklen Schiefer aufleuchtende helle Band, das den Schrein im unteren Drittel umschlingt, ihn schmückt und trägt. Was da zunächst wie brennende Kerzen aussieht, sind bei näherem Zusehen die Umrisse männlicher und weiblicher Gestalten – in ständigem Wechsel – jede auf einer Konsole stehend und mit einem Heiligenschein geschmückt. In der Vielzahl der Gestalten liegt der Hinweis auf die Vielzahl der Reliquien, die dieser Schrein birgt, liegt der Hinweis auf die Gemeinschaft der Heiligen, die uns alle umschließt und die auch uns wie ein helles Licht in dunklen Zeiten aufleuchtet. Was noch stärker als das helle Band beim näheren Beschauen des Schreines in die Augen fällt, ist der zum Gericht erscheinende Herr der Herrlichkeit, der in der Mitte des Schreins über aufgebrochenen Gräbern in einer Gloriole von Engeln gleichermaßen schwebt und steht. Eine weitere Schar von Engeln bildet den vorletzten Giebelfirst des Schreines, dessen Knauf in jene vier Engel ausmündet, die die Posaunen des Jüngsten Tages blasen. Der Knauf des rückwärts gelegenen Giebelfirstes stellt St. Felicitas dar, die Märtyrerin und Mutter der sieben Söhne. (Denn die Reliquie der Märtyrerin Felicitas, die Oberpleis seit dem beginnenden 19. Jahrhundert besitzt, ist nach der Überlieferung der Leib jener Mutter der sieben Söhne.) In Beziehung zur Wiederkunft des Herrn, zur Auferstehung und zum Gericht am Jüngsten Tage stehen auch die Darstellungen der an diesem Tage endgültig eingebrachten Ernte, die symbolisiert wird durch die Kornernte und Traubenlese, eine ganz besonders ausdrucksvolle Bronzeplastik, die als Band das mittlere Drittel des Schreines – mit den aufbrechenden Gräbern – nach unten abgrenzt. Neben dem so außerordentlich starken Mittelstück bilden vier in ihrer Durchzeichnung sehr fein gegliederte, in ihrer Aussage aber sehr lebendige Reliefs den Schmuck des Bronzedaches: Auf der – vom Besucher aus – rechten Seite des Schreines sieht man im vorderen ersten Drittel des Bronzedaches Sündenfall und Erlösung. Den Sündenfall hat der Bildhauer im Sturz der Engel und im Brudermord des Kain dargestellt, die Erlösung in der Kreuzigung und in dem Engel, der Jesu Blut gen Himmel trägt. Im hinteren Drittel sieht man ein Bild aus der Apokalypse: das himmlische Jerusalem, die Stadt, „die weder des Sonnen- noch des Mondlichtes bedarf, deren einzige Leuchte das Lamm ist.“ (Offbg. 21, 23). Au der – wiederum vom Beschauer her – linken Seite des Bronzedaches sieht man im hinteren Drittel, dem himmlischen Jerusalem gegenüber, den Sieg des Kreuzes, das zwar noch in der Erde wurzelt, aber zugleich in die Wolken des Himmels hineinragt und umrahmt ist von Gruppen männlicher und fraulicher Heiligen und der ganz köstlichen Gruppe der Unschuldigen Kinder. Im vorderen Drittel der linken Seite ist eine lateinische Inschrift, die ins Deutsche übertragen lautet: 'In diesem Schreine ruhen Gebeine von Gefährtinnen der heiligen Ursula und von Soldaten der Tebäischen Legion, die einstmals in der Klosterkirche zu Heisterbach waren, und der Leib der Märtyrerin Felicitas, der aus den römischen Katakomben nach Bonn kam und dort in der Hofkapelle des Erzbischofs aufbewahrt wurde. Alle diese Gebeine wurden im beginnenden 19. Jahrhundert nach Oberpleis übertragen.'* Der Schrein ist ein Werk des Kölner Bildhauers Elmar Hillebrand, des gleichen Bildhauers, der schon unser Tabernakel schuf. Man spürt diesem Schrein an, dass er in langjähriger gedanklicher Arbeit gewachsen ist und eben nur so zu seiner heutigen vollgültigen Gestalt kommen konnte. Herr Hillebrand hat mit diesem Schrein eine für einen Bildhauer unserer Tage wohl einmalige Aufgabe in wahrer Meisterschaft gelöst. Er hat neben die Kostbarkeiten mittelalterlicher Kunst ein Werk gestellt, das in seiner Schönheit und Gedankentiefe jeden überzeugt, der Sinn und Herz hat für unvergängliche Werte." (S. Pfarrblatt der kath. Kirchengemeinde St. Pankratius Oberpleis, Nr. 2 vom 15. Januar 1961) * Anm. d. Red.: Es handelt sich hier um eine eher sinngemäße Übersetzung. Eine wörtliche findet sich bei der Abbildung der Inschrift, siehe das letzte Bild dieser Serie (Datensatz 1402). |