Ein glanzvolles Ereignis in der 25jährigen Geschichte der Narrenzunft: die Proklamation des ersten Oberpleiser Prinzenpaares Hans Robert I. und Erika I.Fahren Sie mit der Maus über das Bild. Info = Mauspfeil wird zur HandDas Bild hat beschriftete Bereiche.
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Die Siebengebirgs-Zeitung berichtete:

25 Jahre Narrenzunft Oberpleis.

Die Narrenzunft der Kolpingsfamilie Oberpleis kann in diesem Jahre auf eine 25jährige Geschichte zurückblicken. 25 Jahre, in denen sie nur Freude und Frohsinn den Menschen schenkte, und was die Narren zum Besten gaben, war immer mitten aus dem Oberpleiser Leben gegriffen. Ende des Jahre 1945 sammelten sich die aus Gefangenschaft und Krieg zurückgekehrten Oberpleiser Kolpingssöhne unter ihrem Präses, Kaplan Erwin Düster, und dem Senior, Heinrich Schoroth, und gingen daran, die Kolpingsarbeit wieder zu beleben. Eine Gruppe von wenigen Männern: Josef und Fritz Neuhöfer, Josef Zimmermann, Peter Krey, Hermann Meurer, Paul Krieger und Willi Bellinghausen - kristallisierte sich bald heraus und bildete eine karnevalistische Gemeinschaft mit dem Namen "Närrische Gesellen". Das Ziel dieser Karnevalsgruppe war es, den echten rheinischen und insbesondere den bodenständigen „Pleeser Fastelovend" hochzuhalten, wie ihn Oberpleis schon vor dem letzten Weltkrieg kannte. Damals hatte der Oberpleiser Männergesangverein Sitzungen und Tanz abgehalten. Zum Präsidenten dieser Narrengemeinschaft wählte die junge Gruppe
Hans Mies, der diese Funktion auch schon vor dem Kriege im MGV ausübte. Das Programm für die erste Sitzung wurde, durch die armseligen Nachkriegsverhältnisse bedingt, im Hühnerstall von Peter Krey zusammengestellt und eingeprobt. Auf Einladungen und Programmen zur Rosenmontagssitzunq, der ersten und einzigen im Jahre 1946, stand am Fuße fett gedruckt: „Getränke sind mitzubringen"! Die Orden fertigte man sich selbst aus Sperrholz und Karton an. Trotz des Provisoriums wurde die erste Karnevalssitzung ein Bombenerfolg. Kein Wunder, die Menschen hungerten förmlich nach ein paar frohen, unbeschwerten Stunden, um endlich die schrecklichen Jahre des vergangenen Krieges für kurze Zeit zu vergessen. Der Anfang war also gemacht, und dazu gar kein schlechter. In den nachfolgenden Jahren ging es immer mehr aufwärts. Sicherlich hatte die Gruppe der „Närrischen Gesellen" mit allerlei Schwierigkeiten und Problemen zu kämpfen, jedoch ließen sie sich in der von Jahr zu Jahr größer werdenden Narrengemeinschaft gemeinsam besser lösen.

Aus diesen ersten Gründungsjahren, die fürwahr in keine wirtschaftlich hochgestellte Zeit fielen, sind einige wohl unvergessliche Büttenreden und Gesangsvorträge erwähnenswert: So textete und dichtete der stets aktive Helmut Reuter in einer wohlgemeinten Persiflage auf die damals selbst gebrannten „Knolli-Brandis" den "Weltschlager" "Prima, prima Prümmche", oder das herrlich ungleiche Paar Franz Klein und Bernhard Raths, letzterer kurz „Et Bernhärdtche" genannt, als „Schuljungen von Oberpleis", ganz zu schweigen von den „vier Botzen".

Pfeifend, singend und spielend durch den Karneval - so kennt Oberpleis seine "Vier Botze":  v.l.n.r.: Erich Lichtenberg, Kurt Wirtz (sitzend), Helmut Reuter und Heinz Klein.
Diese nach dem Kölner Vorbild gegründete Gesangsgruppe ist älter als die „Narrenzunft" , denn schon 1937 erfreuten Jean Meurer, Paul Krieger und Martin Leven die Sitzungen des MGV Oberpleis mit ihren Liedern. 1946 wurde die Idee jedoch wieder aufgegriffen. Diesmal setzten sich Hans und Martin Leven, Hermann Meurer und Paul Krieger zusammen und probten und übten ihren ersten Gesangsvortrag ein. Diese vier wurden nach einigen Jahren von Helmut Reuter und Frau Annemarie sowie Heinrich Derenbach, genannt der „Hein von Boseroth", und seiner Schwester, Katharina Derenbach, abgelöst. Seit 1954 werden die „vier Botze" von Kurt Wirtz, Helmut Reuter, Erich Lichtenberg und Heinz Klein dargestellt.

Die Gruppe trug den Namen Kolpingsfamilie Oberpleis, Karnevalsgruppe „Närrische Gesellen". Man stellte eine Satzung auf und wählte den ersten eigenen Vorstand, der sich wie folgt zusammensetzte: Vorsitzender Josef Neuhöfer, Geschäftsführer Theo Josef Kurenbach, Karnevalspräsident Hans Mies, Beisitzer waren Alfons Wegen und Josef Zimmermann. Der Vorstand ging mit Schwung an seine Arbeit. Bald schon zeigten sich die Früchte dieser Eigenständigkeit der Gruppe, denn das Jahr 1954 wurde zu einem der eindrucksvollsten in der Geschichte des „Pleeser Karnevals". Glanzvollstes Ereignis war die Proklamation des ersten Oberpleiser Prinzenpaares in der mehr als 1000jährigen Geschichte. Hans Robert 1. und Ihre Lieblichkeit Erika 1. (Herr und Frau Mies) wurden vom närrischen Oberpleiser Volk mit brausendem Jubel empfangen. Damit war der Gedanke, den Oberpleiser Karneval durch die Wahl eines Prinzenpaares prunkvoller zu gestalten, Wirklichkeit geworden.

Eine zweite große Überraschung für das Oberpleiser Narrenvolk war das Auftreten des neuen Funkenkorps in der blau-weißen Uniform mit dem Tanzpaar Brunhilde Kraus als Tanzmariechen und dem Tanzoffizier Bernd Dresen. Kommandiert wurde das Korps von Alfons Wegen, dessen originelles „Funke opjepaß, noch net, ewer jetz!" unvergesslich ist. 1955 wurde auch der erste Karnevalszug durch Oberpleis vom Turn- und Spielverein 05 durchgeführt, der großen Anklang fand. Der Rosenmontag wurde zu einem ereignisreichen Tag. Zum ersten Male hatte das Prinzenpaar und das Funkenkorps zur „Erstürmung des Rathauses" um 11.11 Uhr aufgerufen. Nach Sammlung des Funkenkorps und des Elferrates wurde mit mehreren Kanonen das Rathaus, dessen Besatzung sich zur Verteidigung eingerichtet hatte, belagert.

Die Übergabe fand nach kurzem Kampf statt. Die Übergabefeierlichkeit war im Ratsherrensaal des Rathauses. Amtsdirektor Lindenstreich übergab die Schlüsselgewalt dem Prinzen Karl 1. Daraufhin wurden Verhaftungen durch das Funkenkorps vorgenommen. Die Arrestanten mussten gefesselt zum Standquartier des Prinzen Karl 1. (Gasthaus „Zum alten Zoll") marschieren. Hier fand eine Gerichtsverhandlung statt, bei der alle Arrestanten (u. a. viele Oberpleiser Geschäftsleute) mit finanzieller Strafe belegt wurden. Der hohe Gerichtshof wurde dargestellt vom Präsidenten Hans Mies und den Beisitzern des Elferrates. Der öffentliche Ankläger war Josef Zimmermann. Die Verteidigung hatte Dr. Paul Herchenbach übernommen. 

Das Bild Zeigt drei Gründer der Narrenzunft: v.l.n.r.: Peter Krey, Fritz Neuhöfer und Josef Neuhöfer.  
                                                                                          
1956 wurde die Karnevalsgesellschaft „Närrische Gesellen" in „Narrenzunft der Kolpingsfamilie Oberpleis" umbenannt. 1957 gab der langjährige beliebte Präsident der Narrenzunft, Hans Mies, sein Amt aus Altersgründen an Dr. Erich Jansen ab. Damit hatte Hans Mies 11 Jahre lang das Narrenschiff gesteuert. Unter seiner umsichtigen Führung wurden die Sitzungen erst lebendig. Die Karnevalssession 1962 stand im Zeichen der Katastrophen von Völklingen (Saar) und den Überschwemmungen in Hamburg und dem norddeutschen Raum. Infolge dieser Unglücksfälle musste die angesagte Prinzenproklamation von Sonntag, dem 11. Februar auf Sonntag, den 18. Februar 1962 verschoben werden. Es ist ganz natürlich, dass keine rechte Stimmung aufkam.

Für die Opfer der Flutkatastrophe in Norddeutschland sammelte die Narrenzunft auf ihren beiden Sitzungen Geldbeträge in der beachtlichen Höhe von insgesamt 1000,- DM. „Das hat Plees noch nicht erlebt", schrieb eine große Tageszeitung als Titel über den Bericht zur Prinzenproklamation 1964 und deutete damit die Stimmung und den Jubel an, den das elfte Prinzenpaar, Josef Zimmermann und Frau Christel, auslöste. Josef Zimmermann, genannt der „Kleine Krupp", war auch der richtige Mann dafür. Nicht nur, dass er der elfte Prinz von Oberpleis war, er wohnt auch noch im Haus Nummer 11 und ist außerdem karnevalistisch vorbelastet. Keine Fastnacht ohne ihn, der als Büttenredner viele Jahre das jecke Podium bestieg und die größten Lachsalven erntete. Josef Zimmermann war auch immer unermüdlich im Hintergrund am Aufbau der Narrenzunft mitbeteiligt, und einige Jahre lang war er 1. Vorsitzender der Narrenzunft.

Damit ist die Chronik zunächst abgeschlossen. Es wäre noch vieles zu erwähnen gewesen. So gab es Anlässe, die einige Jahre lang den Karneval belebten; man denke an die „Söntgens Mauer". Auch einige Oberpleiser Bürger mussten „dran glauben". Da ist es erfreulich, dass „Post Mattes Hein" immer wieder den Narren seinen Saal für den Fastelovend überließ und somit ein wichtiger Pfeiler des Karnevals war und hoffentlich noch lange ist, obwohl er immer wieder „durch den Kakao gezogen" wurde. Was wäre der Karneval in Oberpleis ohne die Sitzungen der Narrenzunft, ohne den Zug, den der TuS arrangiert, und ohne den Saal vom „Post Mattes Hein", in dem alle fröhlichen Karneval feiern?

Möge es der Narrenzunft möglich sein, noch viele Jahre Freude und Frohsinn ihren Mitbürgern in so selbstloser und sauberer Form zu schenken!



Der Kölner Stadtanzeiger berichtete:

Der erste Prinz seit 1000 Jahren.

Prinz Robert eröffnet die "Oberpleiser Karnevalssession". 

Zum ersten Male in der Geschichte des Ortes Oberpleis hat ein Karnevalsprinz den Start für die diesjährige Session freigegeben.

 Seine Tollität Hans Robert I. und Ihre Lieblichkeit Erika I. (Herr und Frau Mies) stellten sich am Mittwoch ihrem närrischen Volk und damit der Öffentlichkeit vor, Der Gedanke, den Oberpleiser Karneval durch die Wahl eines Prinzenpaares prunkvoller zu gestalten, kam aus den Reihen der Närrischen Gesellen der Kolpingfamilie, die sich unter Präsident Hans Mies die Pflege des heimischen Karnevals zur Aufgabe gemacht haben.

Die Session in Oberpleis ist kurz. Nur wenige Veranstaltungen sind geplant. An Stelle der Quantität will man die Qualität setzen, Dazu gehört auch, dass bei den Veranstaltungen ausschließlich heimische Kräfte auftreten. Mit brausendem Jubel wurde das erste Oberpleiser Prinzenpaar am Mittwochabend von den Oberpleiser Frauen bei Brankamp begrüßt. Zu Weiberfastnacht zogen die Tollitäten in die Narrentempel der umliegenden Ortschaften. Heute, Freitagabend, wird das Paar beim Kirchenchor zu Gast sein, der um 20,ll Uhr seine Sitzung bei Buchholz steigen lässt.

Der Einzug des Prinzenpaares ist selbstverständlich auch der Höhepunkt der Pracht- und Prunksitzung des Oberpleiser Karnevals, der Sitzung der Närrischen Gesellen am Samstag, 20,11 Uhr, bei Bellinghausen, die am Rosenmontag wiederholt wird. Das närrische Programm am Sonntagabend wird von den Turnern mit einer Sitzung um 20,11 Uhr bei Bellinghausen bestritten. Zum erstenmal werden auch die Stadtsoldaten mit dem Funkenmariechen Brunhilde Kraus und dem Tanzoffizier Bernd Dresen auftreten, Tanzmeister Lange aus Oberpleis hat sie einstudiert.

Bild von 1954
Fotos: Karl Balensiefen; Text: Heinz Wicharz
Quelle: 1. Siebengebirgs-Zeitung Nr. 8 vom 18. Febr. 1971; 2. Kölner Stadtanzeiger vom 26.2.1954
Zur Verfügung gestellt von Paul Winterscheidt und Nikolaus Mies
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