Die "Blau-Weißen Funken Oberpleis" - Regiment des PrinzenFahren Sie mit der Maus über das Bild. Info = Mauspfeil wird zur HandDas Bild hat beschriftete Bereiche.
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"Anekdoten aus alten Zeiten

Das Standquartier für uns fanden wir bei Dresens, oder, wie man sagte, die Funken schliefen bei Dresens. Eines Karnevalssonntags — es war schon montags früh — kamen zwei übrig gebliebene Funken vor Dresens Haus an, Einlass heischend. Aber der Schlüssel lag nicht unter der Matte. Es entstand ein verzweifeltes Hin und Her. Da läuteten die Glocken (6 Uhr) zur ersten Messe, und der Hubert Bellinghausen sagte zum Gratzfelds Jupp: „Weeß du wat, noh Huus jon lohnt sich net, mir jon en de Kirch." Gesagt — getan. Nun erklommen die beiden die äußere Orgeltreppe und ließen sich bei dem damaligen Kantor (und Funken) Kurt B. Wirtz häuslich nieder. Der freundliche Organist nahm ihnen irgendwann zur Erleichterung die Hüte vom Kopf, und als die Wandlung kam, mischte sich in deren Stille von der Orgelbühne her das Duett der beiden Schnarcher.

Um 10 Uhr wurde das Rathaus gestürmt. Kurz vorher erwachten die Schläfer, gingen zum 'Flinks Finchen' Kaffee trinken und wurden tüchtig wegen ihres Zuspätkommens gerügt.

Im Standquartier bei Dresens passierte so allerlei. Eines Morgens wurde es höchste Zeit für Bernd Dresen und Jupp Losem, zum Dienst zu erscheinen. Dem Bernd fehlte noch etwas zur Uniform, und er schickte den Jupp in sein Zimmer, das Teil zu holen. Noch nicht ganz aufgewacht, irrte sich der Jupp im Stockwerk und landete im Schlafzimmer der Frau Dresen. Er war aber so schnell wieder draußen wie er hineingekommen war.

'In Neuhöfers Laden'
Nach der Rathauserstürmung wurde meist durchgehalten bis zum Ball am Abend, der noch viele Jahre am Rosenmontag stattfand. Eines Montags wurde nachmittags schon die Parole herausgegeben: 'Letztes Biwak bei Neuhöfers im Schaufenster'. In der Nacht allerdings fand sich nur der Rest in Neuhöfers ausgeräumtem Laden ein. Luftmatratzen wurden vom Speicher geholt, aufgeblasen, die Uniformjacken fein säuberlich im Schaufenster drapiert — und dann verteilte man sich in den weißen Funkenhosen auf die relativ sauberen Liegen. Der Benjamin (Rainer Hermes) kam in ein noch vorhandenes Kinderbett. Am anderen Morgen, also am Karnevalsdienstag, standen Kirchgänger vor dem Schaufenster, und einer stellte lauthals fest: 'Do lieje die doch verdammp in de Ungebotze!' Die Funken taten so, als ob sie fest schliefen — sie wagten nicht aufzustehen, bis sich die Neugierigen verzogen hatten.

'Ein neues Opfer ist gefunden'
Es war 1965 nach der Rathauserstürmung, als einige Funken am 'Post-Mattes-Hein' nicht vorbei konnten. Sie setzten sich ans Fenster und passten auf, ob wohl ein Funke vorbei käme. Erblickte man einen, wurde er durchs Fenster hereingerufen. Und so bekamen wir tatsächlich fast alle Funken zusammen. Inzwischen war es schon 16 Uhr geworden, und die Bürger hatten ihren Mittagsschlaf bereits beendet und kamen nach und nach zur Theke — eben zum 'Post-Mattes-Hein'. Wenn nun einer zur Türe hereinkam, setzte ein heroisches Gebrüll ein: 'Ein neues Opfer ist gefunden!' Dieses arme Opfer musste dann eine Runde stiften. Wir wurden auf eine harte Probe gestellt, hatten wir doch am Ende ca. 40 Opfer gefunden. Den Trick, so etwas zu überstehen, gab uns der Spieß, Günter Sieger, mit auf den Weg: 'Ihr müsst das Bier trinken wie Wein, dann passiert euch nichts!' Nichtsdestotrotz bekamen verschiedene Funken Schwierigkeiten, weil sie Günters Regel nicht beachtet hatten: Sie bekamen ganz rote Gesichter. Dann sagte man: 'Der hat den Rotlauf.' Dann wurde der Puls kontrolliert, und wenn der noch einigermaßen stabil war, hieß es: 'Du darfst weiter trinken'. Ansonsten musste er eine Runde aussetzen. Erst gegen 19.30 Uhr, als die Tanzlustigen in den Saal strömten, wurde die Runde aufgelöst. Der Auftritt später glich eher einem Tanz auf schwankendem Schiff. An diesem Nachmittag warben wir um Spenden für Instrumente zur Bildung einer Blaskapelle. Damit hatten wir großen Erfolg, wäre doch fast ein Musikkorps zustande gekommen. Im Nachhinein mussten wir feststellen, dass das alles leere Versprechungen gewesen waren.

'hotel fischer'
Das so genannte Spritzenhaus, das zwischen alter Schule und Röttgens Schmiede stand, diente sowohl als Polizeigewahrsam als auch als Notunterkunft für obdachlose Landstreicher, wie man früher solche Leute nannte. Eine Übernachtung in diesem 'Hotel' kostete 0,50 DM. Wir Funken dachten uns, das wäre doch eine Bleibe ganz in der Nähe des Saales. Doch, nachdem wir die Örtlichkeiten in Augenschein genommen hatten, ließ die Begeisterung für diese Idee nach. Trotzdem täuschten wir unsere Zeitgenossen und marschierten zur Rathauserstürmung alle aus dem 'hotel fischer' heraus. Übrigens, der 'Hotelier' dieses Etablissements war der Großvater unseres heutigen Generalstabs-Chefs Stefan Fischer.

'86 Kilo Gewicht'
Zur Zeit, als Ruth Schon (Gust) Tanzmariechen war, wollten wir unser Durchschnittsgewicht feststellen. So zogen wir nach dem Karnevalszug im Gänsemarsch durch die Gosse (ein Bein in der Gosse, das andere auf dem Bürgersteig) zum Kleins Franz (Vater von Werner Klein, Baustoffe) auf die öffentliche Fuhrwerkswaage. Als Durchschnittsgewicht wurden 86 Kilo errechnet. Nun musste jeder, wenn er nach seinem Gewicht gefragt wurde, sagen: '86 Kilo'. Nach dem Funkentanz abends im Saal wurde dann auch unser Mariechen nach seinem Gewicht befragt, und Ruth antwortete prompt: '86 Kilo', und das von einem Realgewicht von etwa gut der Hälfte davon!

'Mitten durch die Gläser hindurch'
Bei einem Auftritt in Heisterbacherrott mussten wir um die Theke herum, um auf die Bühne zu gelangen. Die stand aber rundherum knubbelvoll. Kurzentschlossen kletterten zwei von uns einfach über die Theke über Gläser und Flaschen hinweg, und ehe man sich der Situation bewusst wurde, waren die beiden schon im Saal.

'Der Bart'
1970 ließen wir uns sechs Wochen vor Karneval den Lippenbart wachsen, was für manchen von uns eine Überwindung kostete. Wer sich trotzdem weiter rasierte, wurde mit 5,-- DM zur Kasse gebeten. Da kam doch unser Kommandant Hubert Bellinghausen halb rasiert an. Daher brauchte er nur 2,50 DM zu zahlen.

'Cola'
Beim Bühnenbau im 'Post-Mattes-Heins-Saal' war es immer recht kalt. Der Hein gab uns ab und zu schon einmal eine Kino-Freikarte, auch mal einen Siebengebirgsbitter, aber geheizt wurde nie. Dennoch verließen wir eines Abends fröhlich, ja ausgelassen den Saal, sehr zum Erstaunen von Hein, hatte der uns doch nur Cola verkauft.

'Die Große Haubitze'
Von unserer Großen Haubitze gibt es wahre Wunderdinge zu berichten. Sie ist kein Vorderlader, sondern wird wie alle 'modernen' Waffen von hinten geladen, jedoch von vorne wie bei einem Vorderlader mit Apfelsinen oder Konfetti gestopft und dann abgeschossen. Bei einem Gefecht schoss eine Apfelsine in Richtung Oberpleiser Kirchturm und zersprang knapp neben dem Zifferblatt der Turmuhr."

Bild von 1957
Foto: Karl Balensiefen
Quelle: Festschrift von 2003: 50 Jahre "Blau-Weiße Funken Oberpleis"
Zur Verfügung gestellt von Brunhilde Berres (Foto); Rüdiger Dahs (Text)
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Raum: Karneval Vitrine: Blau-Weiße Funken Oberpleis
Raum: Pleeser Anekdoten
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Datensatz 3964 wurde zuletzt bearbeitet von hr/fb/ze/fb am 16.05.2016 um 22:36 Uhr
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