40 Jahre Kolpingsfamilie OberpleisFahren Sie mit der Maus über das Bild. Info = Mauspfeil wird zur HandDas Bild hat beschriftete Bereiche.
 Bereiche nicht anzeigen

40 Jahre Mitgliedschaft in der Kolpingsfamilie Oberpleis 1029 - 1069

"Gegründet wurde die Oberpleiser Kolpingsfamilie am 3. März 1929 im Saale Lichtenberg. Zur Gründungsversammlung unter Kaplan Matthias Asselborn, der auch der erste Präses war, erschienen 30 junge Männer. Pate des neuen Vereins wurde ein Siegburger Gesellenverein. Von Anfang an hat der Verein eine rege Tätigkeit entwickelt. Zu den Referaten stellten sich Lehrer und Studenten zur Verfügung. Große Beliebtheit fand in den ersten Jahren ein Lesezirkel. Auch wurden Kurse in Stenographie und anderen beruflich wichtigen Fächern gehalten. Bereits ein Jahr nach der Gründung wurde eine Ausstellung unter dem Motto 'Werkschau des jungen Handwerks' durchgeführt. Unter dem Motto 'Was Kolpingssöhne schaffen' fand drei Jahre später eine fast gleiche Ausstellung statt. Rd. 2 500 Menschen sahen diese beiden Ausstellungen. Innerhalb der Kolpingsfamilie wurden in den Anfangsjahren Fachabteilungen für verschiedene Berufe, darunter Schreiner, Schlosser, Landwirte und Maler gegründet. Bei der Gründung nannte sich der Verein 'Katholischer Gesellenverein', 1933 fand die Umbenennung in 'Kolpingsfamilie' statt.

Der Kolpingsverein erlebte Zeiten der Blüte, aber auch der großen Bedrängnis, vor allem im Dritten Reich. In seiner Blütezeit waren fast alle Männer der Gemeinde im Alter zwischen 18 und 25 Jahren Mitglied der Kolpingsfamilie. Im 2. Weltkrieg mussten viele Mitglieder den Soldatenrock anziehen, es waren schließlich so viele, dass man 1940 keine Versammlungen mehr abhalten konnte. Unter den Toten und Vermissten des furchtbaren Krieges von 1939 bis 1945 befanden sich auch manche, die die Kolpingsfamilie mitgegründet hatten. Nach Kriegsende, als ein Teil der Kolpingssöhne sich wieder in der Heimat eingefunden hatte, luden der damalige Präses, Kaplan Düster, und der noch amtierende Vorstand unter Senior Heinrich Schoroth am 10. September 1945 zur ersten Versammlung ein. Mit frischem Mut wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Auf Anraten des Präses wagte sich die Kolpingsfamilie nach kurzer Zeit an die Gestaltung des Oberpleiser Karnevals heran. 1946 fand die erste Karnevalssitzung statt. Unter der Leitung von Hans Mies wurde sie am Rosenmontag ein voller Erfolg. Seit nunmehr 23 Jahren gestaltet die Narrenzunft der Kolpingsfamilie den Karneval in Oberpleis. Bereits im Jahre 1946 war die Mitgliederzahl wieder auf 82 angewachsen. Weihnachten 1946 bereiteten die Kolpingssöhne durch die Beschaffung von Kinderspielzeug vielen Kindern eine Weihnachtsfreude. Im strengen Winter 1947 wurde den alten und armen Leuten geschnittenes Brennholz zur Verfügung gestellt. Manche Einkehrtage wurden besucht. Besondere Erwähnung finden muss auch die Laienspielschar unter der Leitung von Helmut Reuter.

Am 6. Januar 1947 fand die erste Aufführung statt. 'Wächter von Minoriten' war ein voller Erfolg. Auch an der Tausendjahrfeier des Ortes Oberpleis wirkte die Kolpingsfamilie aktiv mit. Bei dieser Gelegenheit wurde auch wieder eine Ausstellung gezeigt. In den folgenden Jahren nahmen an den Vortragsabenden und sonstigen Veranstaltungen jährlich mehr als 2 000 Menschen teil. Den größten Zuwachs in einem Jahre konnte die Kolpingsfamilie im Jahre 1955 verzeichnen. 29 junge Männer konnten aufgenommen werden. Im nächsten Jahre waren es immerhin noch 15. Auch nahm die Kolpingsfamilie an vielen auswärtigen und überörtlichen Veranstaltungen teil. Die Weltausstellung in Brüssel wurde von 40 Mitgliedern besucht. Der Vorgänger des jetzigen Präses, Kaplan Bauer, war Kaplan Kronen, der ein begeisterter Fußballer war. Oft erschien er im Trainingsanzug zur Freude der Fußballfans in der Kolpingsfamilie. So wurden viele Gelegenheiten wahrgenommen, die die Gemeinschaft weiter festigten. 37 Jahre lang fanden die Zusammenkünfte im Saale Lichtenberg statt, bis das Haus wegen Verkauf dem Verein als Lokal verloren ging. Im neuen Vereinshaus bei Heinrich Bellinghausen wurde im Januar 1966 auch der jetzige Präses, Kaplan Bauer, eingeführt. Unter der Leitung von Lehrer Bernd Pickel wurde ein kommunalpolitischer Frühschoppen eingeführt. Selbst Konrad Adenauer äußerte sich bei Gelegenheit zu dem Programm der Oberpleiser Kolpingsfamilie: 'Dieses Programm ist ein Beispiel gesunder, volksnaher Bildungsarbeit, in der auch die religiöse Bildung ihren Platz hat.' Zur Zeit gehören der Kolpingsfamilie 160 Mitglieder an. Die zweitägigen Feierlichkeiten am ersten Maiwochenende begannen am Samstagabend mit einem geselligen Beisammensein im 'Tannenhof'.

Der Frankfurter Prof. Dr. Hirschmann S. J. sprach dabei über die Situation der Kirche in der heutigen Zeit. Eingehend widmete der Redner einen Großteil seiner Ansprache der Liturgiereform. Der Sonntagmorgen begann mit einem Festgottesdienst für die lebenden und verstorbenen Mitglieder und deren Angehörige und Freunde. Zelebriert wurde der Gottesdienst von Diözesanpräses Franz Schneider, der auch die Festpredigt hielt und über die Aufgaben der Kolpingsfamilie in der heutigen Zeit sprach. Dem Gottesdienst schloss sich eine Ehrung der Gefallenen und Verstorbenen am Ehrenmal an. Der Senior und der Schriftführer legten einen Kranz nieder, und Präses Kaplan Bauer hielt die Gedenkrede. Danach versammelten sich die Kolpingssöhne zu einem Frühstück im Pfarrsaal. Dem Frühstück schloss sich eine Festversammlung, die vom Kammerorchester unter der Leitung von Kantor K. Wirtz musikalisch umrahmt wurde, an. Unter der Büste von Adolf Kolping begrüßte im herrlich mit Blumen dekorierten Pfarrsaal Kaplan Bauer zahlreiche Ehrengäste. Sein besonderer Gruß galt Bürgermeister Weber, Diözesanpräses Franz Schneider, den Vertretern des Kirchenvorstandes, der Ortsvereine, des Kirchenchores, den Mitgründern und den auswärtigen Kolpingsfamilien. In seiner kurzen Begrüßungsansprache sagte der Präses, dass die Kolpingsfamilie stets für die Kirche und für die Gemeinde da sei und sich nicht durch engstirniges Vereinsdenken verbarrikadiere. Kaplan Bauer bedauerte den baldigen Rücktritt von Bürgermeister Weber, bedingt durch die in Kürze bevorstehende kommunale Neuordnung. 'Die Kolpingsfamilie wird auch weiterhin am Geschick der Gemeinde mitwirken.' Dann verlas Kaplan Bauer zahlreiche Schreiben ehemaliger Präsides, die am Erscheinen verhindert waren. Sie alle wünschten dem Jubelverein Gottes Segen. Wie Präses Kaplan Bauer weiter mitteilte, habe sich in den 40 Jahren besonders Pfarrer Düster um die Kolpingsfamilie verdient gemacht.

Die Festansprache hielt Vizepräses Fritz Neuhöfer, der einen Rückblick und eine Vorausschau gab. Dabei ging er weniger auf die Vereinschronik ein. Er verglich das Gründungsjahr 1929 mit dem Jahr 1969. 'Als einige junge Menschen vor 40 Jahren zum damaligen Pastor kamen mit dem Wunsche, einen Gesellenverein zu gründen, war dieser nicht dazu gewillt. Es kam jedoch zu einer Gründung. 1929 herrschte in unserem Land eine wirtschaftliche Notlage. Jeder war sich darüber klar, dass er etwas tun musste, damit er seinen Arbeitsplatz behielt. Heute ist das nicht mehr so. Wer arbeiten will, erhält heute genug Arbeit und kann auch ausreichend verdienen. Damals sollte mit der Gründung des Gesellenvereins aber auch die Geselligkeit gepflegt werden. Das ist heute auch nicht mehr notwendig. In Oberpleis gibt es 1 600 Fernsehgeräte, d. h. in jeder zweiten Familie gibt es Fernsehen. 1929 waren in Oberpleis 40 Pkw gemeldet, heute sind es 1400. Heute ist die Zeit ganz anders als vor 40 Jahren. In diesen 40 Jahren hat sich mehr ereignet als in den voraufgegangenen 300 Jahren. Daher muss man sich heute die Frage stellen: 'Ist die Kolpingsfamilie heute noch existenzberechtigt?' Man muss heute der Jugend mehr bieten als vor 40 Jahren.' Neuhöfer stellte dann die Frage, ob dies die Oberpleiser Kolpingsfamilie getan habe. Er gab sich auch gleichzeitig die Antwort und meinte 'nein', denn in den letzten Jahren sei kein neues Mitglied aufgenommen worden.

Neuhöfer fuhr dann fort: 'Wir dürfen aber auf keinen Fall ein Adolf-Kolping-Gedächtnisverein werden. Unsere Pflicht ist es, das Erbe Kolpings an die Jugend weiterzugeben. Das ist heute nicht mehr leicht. Die ältere Generation muss umdenken, um die heutige Jugend zu verstehen. Für die Jugend hat die Welt heute viel geschaffen: eigene Kleidung, eigene Tänze und eigene Musik. Es wäre von Seiten der Kirche bald Zeit, für die Teenager und Twens auch eigene Gebetbücher und eine eigene Gestaltung der Gottesdienste zu schaffen.' Neuhöfer kritisierte dann, dass noch so wenig vom 2. Vatikanischen Konzil zu uns gedrungen sei. Dann forderte er von der Kirchen- und Zivilgemeinde die Schaffung eines 'Hauses der Begegnung'.

Siegfried Keymes erfreute mit 'Die Himmel rühmen' von Beethoven und einer eigens für das Jubiläum komponierten Weise von Kantor K. Wirtz: 'Gottes Allmacht'. Der 1. Senior Josef Neuhöfer und Kaplan Bauer ehrten dann die noch lebenden Gründer der Kolpingsfamilie durch die Überreichung eines Bildes der Gründungsmitglieder.

Bürgermeister Weber sprach dann seinen Dank an die Kolpingsfamilie aus, indem er dem Präses einen Briefumschlag überreichte. 'Die Kolpingsfamilie hat viele sichtbaren und unsichtbare Erfolge errungen.' Im Gegensatz zu Vizepräses Fritz Neuhöfer sah Diözesanpräses Schneider optimistischer in die Zukunft. 'Die Jugend ist heute anders als früher. Während man früher ins Kloster ging, geht man heute in die Entwicklungshilfe. Die Jugend ist heute extrem. Man muss sie verstehen.' Pfarrer Paul-Walter Bieroth lobte den guten Zusammenhalt der Kolpingssöhne während seiner Tätigkeit als Präses in den Jahren von 1948 bis 1954. Als Vertreter der Narrenzunft überreichte Karl-Heinz Dahs dem Präses einen Briefumschlag. Gemeinsam mit den erschienenen früheren Präsides besichtigte die Kolpingsfamilie nach einem gemeinsamen Mittagessen das neue Oberpleis. Am Abend fand im Saale Bellinghausen ein Bunter Abend statt, auf den wir noch zurückkommen."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von links, erste Reihe:

1. ?
2. Paul Zens
3. Kaplan Heribert Bauer
4. Karl Schoroth
5. ?
6. Josef Neuhöfer
7. ?

Von links, hintere Reihen:
 8.Wilhelm Bellinghausen
 9. ?
10. ?
11.?
12. ?
13. Peter Krey sen.
14. Johan Jonen
15. ?
16. ?
17. Berhard Raths

Bild von 1969
Foto 2 und Text: Günther Steeg
Quelle: Siebengebirgs-Zeitung Nr. 19 vom 10. Mai 1969
Zur Verfügung gestellt von Friedrich Müller: SZ; Irmhild Lissek: Foto 1
Marker Eine kleine Chronik - Marker Geistliches Spiel "Der Wächter von Minoriten"
1August Lichtenberg
22
33
44
55
6Peter Krey
7Wilhelm Bellinghausen
8Peter Pütz
99
1010
1111
1212
1313
1414
1515
1616
1717
1818
1919
2020
2121
2222
2323
2424
2525
2626
2727
2828
2929
3030
3131
3232
3333
3434
3535
3636
3737
3838
3939

Raum: Katholische Kirche Vitrine: Kolpingsfamilie Oberpleis
Raum: Presseberichte 1 (bis 1989) Vitrine: Siebengebirgs-Zeitung 1 (bis 1989)
Dieses Bild wurde 4120 Mal angesehen
Datensatz 4389 wurde zuletzt bearbeitet von fb/ze/fb/as/fb am 04.04.2020 um 22:41 Uhr
Nachricht Information / Anmerkung zum Bild verschicken