"Alaaf!" - Johannes I. und Inge I. regieren in Oberpleis

Die Siebengebirgs-Zeitung berichtete:

Bis auf den letzten Platz besetzt war der Saal Bellinghausen in Oberpleis, als Präses Kaplan Bauer mit humoristischen Worten die Karnevalssitzung der Narrenzunft eröffnete. Unter den Klängen des „Treuen Husaren" zog dann Präsident Helmut Reuter mit seinem Elferrat und den Funken in den Saal ein. Sie wurden vom Publikum begeistert empfangen. Präsident Reuter begrüßte unter den zahlreichen Gästen vor allem Präses Kaplan Bauer, Pfarrer Stein, Pfarrer Kreuser, Bürgermeister Weber, Amtsdirektor Meurer und die benachbarte Gesellschaft vom „Auelgau". Viel Beifall erhielt Hans-Robert Mies für sein närrisches Protokoll. Ferdi Dohle sang sich als Pleeser Barde in die Herzen aller Närrinnen und Narren. Mit dem „River Kwai Marsch" wurde Rüttger Dahs als „Schütze Bumm" in den Saal geleitet. Höhepunkt der Sitzung war die Proklamation des Prinzenpaares 1969. Über das närrische „Pleeser Volk" werden in den kommenden tollen Wochen und Tagen Johannes I. und Inge I. regieren. Im „Nebenberuf" ist Prinz Johannes I. Dipl.-Kaufmann. Mit bürgerlichem Namen nennt er sich Johannes Dahs, ist 32 Jahre alt und Dr. rer. pol. Wenn seine Frau nicht gerade Prinzessin ist, betätigt sie sich als Hausfrau und betreut ihre 2 Kinder. Inge Dahs geb. Weiner zählt 30 Lenze.

Nach der Proklamation betätigte sich Amtsdirektor Meurer als Büttredner und erhielt viel Beifall. Zu Ehren des neuen Prinzenpaares führten die Funken einen zackigen Tanz auf. Dabei gaben Ute Gries und Reiner Lichtenberg ihr Debüt als neues Tanzpaar. Während Reiner Lichtenberg zum ersten Male durch den Karneval wirbelt, ist Ute Gries bereits karnevalistisch und tänzerisch vorbelastet. Sie tanzte schon viele Jahre vorher bei der „Liküra" in Limperich-Küdinghoven-Ramersdorf. Sie wohnt nunmehr in Oberpleis und hat sich der Narrenzunft angeschlossen. Ute Gries wurde Nachfolgerin von Ruth Schon, die „in Pension" ging. Sie wurde von Präsident Reuter mit einem Blumenstrauß, einem letzten Orden und einem letzten „Bützchen" verabschiedet. Reuter: „Das Wort letzten bezieht sich auf dieses Jahr." Die Macht bis zum Aschermittwoch gaben Bürgermeister Weber und Amtsdirektor Meurer an das Prinzenpaar ab. Dann ging es in der Bütt und auf dem närrischen Podium raketenhaft weiter: Erich Neuenfels als „Dichter vom Düwels Arsch", Heinz Schwamborn als „Poet", Erich Westhofen als „Der Altrüsch", Erich Westhoven, Hubert Bellinghausen und Peter Kurscheid als „Die 3 Drühe", Bernd-Wilhelm Dahs als „Ein Mann aus dem Volke", Erich Lichtenberg, Helmut Reuter, Kurt Wirtz und Heinz Klein als „Die vier Botze" und Ludwig Gast als „Viehhändler". Viel Beifall gab es für „Molly und Dolly", dargestellt von Wolfgang Schulz und einer Neuerscheinung im Oberpleiser Karneval: Heinz Kaulen. Rudolf Pleschka und Franz Klein erfreuten als „2 Antiquitätenhändler". Franz Klein trat nach mehreren Jahren Unterbrechung wieder im Karneval auf.

Zum ersten Male in der Bütt mit einer tollen Rede erschien als „Kurgast" Peter Krey jun. Kein Wunder, denn der Apfel fällt nicht weit vom Stamme. Sein Vater war ein bekannter Oberpleiser Büttredner. Peter Krey jr. entstammt dem bekannten „Club 17". Tosenden Beifall erhielten die ebenfalls zum ersten Male auftretenden „Dorfspatzen". In musikalischer Form und wirklich gekonnter Art nahmen Heinz Vogt, Edgar Zens, Werner Dohle, Manfred Bosse und Peter Schneider das Dorfgeschehen unter die Lupe. Immer wieder verlangte das Publikum von den fünf Sängern Zugaben, die mit lang anhaltendem Applaus belohnt wurden. Orden gab es nicht nur für die Vortragenden, sondern auch für Präses Kaplan Bauer und für die Personen, die für das herrliche Bühnenbild sorgten. „Mein Herz das ist ein Bienenhaus". Mit diesem bekannten Lied wurden die Heisterbacherrotter Schornsteinfegerinnen in den Saal geführt, wo sie auf die bekannten Melodien „Puppet an a string" und „Alte Kameraden" ihre Tänze aufführten.

Natürlich wurde auch die Siebengebirgs-Zeitung als hiesige Lokalzeitung in vielen Vorträgen glossiert. Eine Gesangsparodie der Dorfspatzen" z. B. fanden wir so nett, dass wir hieraus nachstehend einige Strophen auszugsweise wiedergeben möchten:

Wähle 3-3-3 auf dem Telefon,
denn dann rufst Du gleich in die Redaktion
einer Zeitung, die es schon in sich hat,
unser Siebengebirgsblatt.

Wähle 3-3-3 ...
An jedem Freitag kommt sie neu heraus,
das Titelbild sieht meist recht bieder aus.
Doch sei nicht traurig, oh no,
dass Du den Sex vermisst,
wenn Du diese Zeitung liest.

Wähle 3-3-3 ...
Wie sie's getrieben in der Jugendzeit,
erzählt der Johann Bennerscheid,
und den Jüngeren wird klar,
dass die Jugend früher auch nicht besser war.

Wähle 3-3-3 ...
Wir lesen sie schon gar manches Jahr,
doch selten Neues zu finden war,
doch sei nicht traurig, oh no, über diesen Keu,
denn das Datum ist stets neu!

Beendet wurde die wohlgelungene Sitzung mit dem Lied „So ein Tag, so wunderschön wie heute".

Bild von 1969
Foto: Narrenzunft Oberpleis; Text: SZ - Redaktion
Quelle: Siebengebirgs-Zeitung Nr. 5 vom 1 . Febr. 1969
Zur Verfügung gestellt von Friedrich Müller (SZ)
Marker  Karnevalszug 1969

Raum: Karneval Vitrine: Narrenzunft Oberpleis
Raum: Karneval Vitrine: Prinzenpaare
Raum: Presseberichte 1 (bis 1989) Vitrine: Siebengebirgs-Zeitung 1 (bis 1989)
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