Der gepuderte Kirchenchor

Walter, der älteste Sohn von Sanitätsrat Dr. Jansen, war schon in jungen Jahren ein begeisterter Orgelspieler. Und so vertrat er, wenn dieser verhindert war, den Organisten - so auch einmal bei einer Trauung. Als das Hochzeitspaar und die Gäste feierlich in die Kirche einzogen, spielte Walter statt des Hochzeitsmarsches „Treulich geführt“ aber den Walzer „Du kannst nicht treu sein, nein, nein, das kannst du nicht“, woraufhin er absolutes Spielverbot bekam.

Er rächte sich bitterböse.

Es war an Ostern. Der Kirchenchor hatte sich auf der Orgelbühne aufgestellt, natürlich ganz in festlichem Schwarz, der Organist zog alle Register, um „Das Grab ist leer, der Held erwacht“ zu intonieren, als die Orgelbühne in eine weiße Staubwolke gehüllt wurde. Es dauerte eine Weile, bis sich der Staub gelegt hatte, und der Blick aus dem Kirchenschiff auf die Orgelbühne wieder frei wurde. Da stand da oben ein wie mit Puderzucker bestäubter, hustender Kirchenchor.

Walter war am Abend vorher in die Kirche geschlichen und hatte die Orgelpfeifen mit Mehl gefüllt.

Bild von 1930 (ca.)
Text: Fritz Karl Birkhäuser
Marker Originalfoto der Orgel in St. Pankratius um 1950

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Raum: Pleeser Anekdoten
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Datensatz 4465 wurde zuletzt bearbeitet von ze am 13.09.2024 um 21:45 Uhr
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