Rektor wurde Prinz „Gleich der Beginn der ersten großen Galaprunksitzung der Oberpleiser Narrenzunft im Saale ‚Post-Mattes-Hein’ war ein Höhepunkt. Die Pleeser Karnevalisten haben keine Kosten und Mühen gescheut und sind erstmalig ins 'Ausland' gegangen. Sie engagierten die Tanzgruppe ’Siegtalperlen’ aus Eitorf. Dieses Tanzkorps, erst vor einem Jahr aus der Taufe gehoben, war ganz große Klasse. Bei Tanzturnieren errang es meist erste Plätze. Es zeigte nicht nur akrobatische, sondern fast profiartistische Leistungen. Der Beifall wollte schier kein Ende nehmen. Ein zweiter guter Griff der Narrenzunft: Mit der Tanzgruppe war auch ein Jugendorchester aus Eitorf gekommen, die ‚Swinging Eitorf’. Auch sie waren vorzüglich. Dies bewies auch hier der anhaltende Beifall. Gleich dreimal erlebten die Besucher im vollbesetzten Saal ein gutes Musikprogramm, zwar keine drei Stunden, wie der Eitorfer Ansager sagte, doch immerhin fast 20 Minuten brachten die ‚Blau-Schwarzen’ aus Eitorf ein vorzügliches musikalisches Programm, von 'Granada' angefangen über Jazz bis zu einem Ostermannmedley. Und dann kam die Überraschung des Abends: Die Orden waren nicht rechtzeitig fertig geworden. Helmut Reuter, bewährter Präsident der Narrenzunft seit vielen Jahren, konnte daher die Meister der großartigen Darbietungen nicht karnevalistisch belohnen. Kurz vor der Sitzung, so sagte Reuter, habe ein Mitstreiter im Karneval gemeint: ‚Wir tun ja doch nur alles für ene Appel on e Ei.’ Das war das Stichwort. Reuter verteilte an diesem Abend fortlaufend ‚Appel on Ei-Orden’. In einem Plastikbeutelchen waren sorgfältig ein Ei und ein Apfel verpackt. Auf die Bitte des Publikums an den Leiter der 'Swinging Eitorf' um eine Zugabe, meinte dieser: 'Wir mussen zwar noch nach Köln, aber für ene Appel on e Ei dunn mer alles'. Der Abend wurde mit einem Grußwort des Vorsitzenden der Kolpingsfamilie, Alfons Wegen, eröffnet. Ein vorzügliches Protokoll, wie seit Jahren nicht mehr, verlas Elferratsmitglied Franz Müllenholz aus der Bütt. Prinzensucher Kurt-Bruno Wirtz kündigte wie immer auf seine Art und Weise den Prinz an. Obwohl aus seinen Worten versteckt jeder wissen musste oder konnte, wer die neue Tollität sein könne, wurde das Geheimnis bis zum Einzug geheim gehalten. Selbst die Kinder des Prinzenpaares wussten nichts davon. Die zwei Töchter saßen im Saal und waren sprachlos, als ihre Eltern blümchenwerfend in den Saal einzogen und umjubelt wurden. Eingespielt vom Rot-Blau Auelgauer Fanfarenzug wurden Bernd I. (Pickel) und seine Frau Prinzessin Elisabeth II. Im Fanfarenzug spielt der Sohn mit. Auch er wusste nichts von seinem, beziehungsweise der Eltern Glück. Prinz Bernd I., 44 Jahre alt, ist von Beruf Rektor an der Hauptschule in Hangelar. Sein Höbby ist neben Karneval die Holzschnitzerei. Vor 25 Jahren trat er zum ersten Male karnevalistisch bei der Narrenzunft auf. Nach einer kleinen Pause wechselte er zu den Rot-Blauen im Auelgau über, deshalb spielte auch jetzt das Auelgauer Fanfarenkorps. Dort hielt er Büttreden, machte für andere Büttreden, war viele Jahre Kassenführer und ist heute dort Ehrensenator. Ihre Lieblichkeit, Elisabeth II., macht mit Vorliebe Handarbeiten. Bürgermeister Hank und Präsident Reuter verabschiedeten das vorjährige Prinzenpaar, das Ehepaar Westhofen. Meinte Hank scherzhaft: ‚Prinz Erich hätte seinem Namen nach auch in der Altstadt regieren können. Doch nun hat er als Westhofen im Osten das Zepter geschwungen.’ Vorjahresprinz Erich übergab das Zeichen der Macht an seinen Nachfolger, wünschte ihm eine so schöne Regentschaft wie er sie gehabt habe, übergab Prinzessin Elisabeth II. einen Blumenstrauß und ‚kassierte’ dafür das erste ‚Bützje’ des Abends. Stadtdirektor Schmitz (Reuter hatte zuvor, wohl mit Absicht, Hank und Schmitz als 'Amtsbürgermeister' und 'Amtsdirektor' bezeichnet, worauf Hank konterte: ‚In acht Jahren hat er es nicht gelernt, jetzt lernt er es wohl nie mehr.’) verlas die Prinzenernennungsurkunde und erklärte sich bis Aschermittwoch abgesetzt. Hank und Schmitz gratulierten dem neuen Tollitätenpaar. Prinz Bernd verlas seine Regierungserklärung und nahm dann mit Ihrer Lieblichkeit auf dem Narrenthron Platz. Hank, lustig wie er immer ist: ‚Jedes Jahr ist was Neues in diesem Saal vom Post-Mattes-Hein. Diesmal ein neues Stück Ofenrohr. Wenn demnächst hier mal neu tapeziert oder angestrichen wird, geben Sie bitte ein Stück der bisherigen Tapete dem Kreis der Heimatfreunde, die freuen sich über so ein altes Stück'. Herr Bellinghausen, der Inhaber des Lokals, lachte selbst mit. Ein Höhepunkt des Abends: der ‚Auftritt’ von Pfarrer Stein. Der Sitzungspräsident holte Herrn Pfarrer Stein, der als Ehrengast zwischenzeitlich gekommen war, auf die Bühne. Auch er erhielt den Orden der Narrenzunft 'en Appel on en Ei'. Dafür gab Pfarrer Stein in launig gekonnter Weise einen Vortrag zum Besten. Anhaltender Applaus war der Dank des Publikums. Schlag auf Schlag ging es dann in der Bütt und auf dem Podium weiter: die Oberpleiser Funken tanzten, Rudolf Neuenfels erschien als 'Anstreicher', eine eigene Damentanzgruppe glänzte, Peter Krey erzählte seine Erlebnisse als Hilfsarbeiter, Rüdiger Dahs erhielt Beifall als ‚Schuljunge’, der 'Club Hupp 17' glossierte das Pleeser Schwimmbad mit 'Pack die Badehose ein', Hans Hillen betätigt' sich als 'Vereinsmeier' (Mein Verein hat heute eine Feier), in einem heiteren Zwiegespräch produzierten sich Erich Westhofen und Reinhard Otto als 'Flipp und Flapp', und schließlich noch Ludwig Gast, diesmal als 'Marktweib' und als Finale die 'Dorfspatzen'. Und zum Schluss sang man gemeinsam ‚So ein Tag, so wunderschön wie heute'.“ |