Fritz Karl I. und Dorothee I. (Birkhäuser) - Narrenzunft proklamierte ihr Prinzenpaar 1978

„‚Ob groß ob klein, ob alt ob jung, Fastelovend ze Plees, senn se all en Schwung‘. Dieses Motto verkündete der erste ‚Festzeltprinz‘, der in der Geschichte der Oberpleiser Narrenzunft zum Prinzen Karneval proklamiert wurde.

Adjutant Kurt Wirtz, seit Jahren als Prinzenmacher bekannt, hatte auch in diesem Jahre wieder die ehrenvolle Aufgabe, den Prinzen anzukündigen. Er tat dies in geheimnisvoller Weise, schilderte alle Vorzüge und Eigenschaften des neuen Prinzenpaares, und trotzdem ahnte niemand, wer wenige Minuten später als neues Prinzenpaar in das Zelt auf dem Schulhof der Hauptschule einziehen werde. Doch der Jubel war groß: Mit Fritz Karl Birkhäuser und Ihrer Lieblichkeit Dorothee hatte Plees wieder ein volkstümliches Prinzenpaar erkoren.
 
Blömchewerfend zogen Fritz Karl und Dorothee mit einem triumphalen Empfang in das Zelt ein. Helmut Reuter, Präsident der Narrenzunft, dankte zunächst dem scheidenden Prinzenpaar Pickel für ihr herrliches Regentschaftsjahr und überreichte dem Prinzenpaar ein Blumenangebinde. Der vorjährige Prinz hatte in seiner Hobbywerkstätte ein neues Narrenzepter hergestellt, das jedoch nicht einen Narrenkopf zeigte, sondern einen Narrenspiegel.
 
Blumen gab es für die neue Prinzessin aus der Hand des Sitzungspräsidenten. Natürlich fehlte das Bützche nicht. Bürgermeister Günter Hank verlas die Ernennungsurkunde und wusste in seiner bekannt lustigen Art mitzuteilen, dass der Prinz laut Geburtenregister Karl-Friedrich-Johann heißt. Sein Ururgroßvater hat als Besitzer des Wintermühlenhofes diesen an die Firma Mühlens verkauft und somit dazu beigetragen, dass auf dem Petersberg ein Hotel gebaut wurde. Alle Birkhäusers seien nach Amerika ausgewandert. Nur Karl-Friedrich-Johann sei seinem Vaterland treu geblieben und von Königswinter nach Oberpleis ‚ausgewandert‘.
 
Die Antrittsrede des neuen Prinzen war teilweise in Versform gehalten. Der Prinz schwelgte in Nostalgie und ließ noch einmal die Schließung des Saales Bellinghausen für die Vereine Revue passieren. Verschiedentlich blieb der neue Prinz während seiner Rede auch stecken. Sein Adjutant sagte ihm vor. Meinte Helmut Reuter: ‚Jetzt wird das Vorsagen gestattet‘. Als Prinz Fritz Karl die ungarischen Trachtenkostüme des Exprinzenpaares sah, da ging mit ihm das Temperament durch, und Prinz und Prinzessin sangen ungarische Melodien. Die Prinzenrede wurde durch gesangliche Vorträge der charmanten Lieblichkeit untermalt.
 
Nach einem ersten Schluck aus dem Riesenpokal nahm das neue Tollitätenpaar auf dem blauen Thron Platz. Begonnen hatte der festliche Abend im voll besetzten Zelt mit der Begrüßungsrede des neuen Präses der Kolpingsfamilie, aus der die Narrenzunft hervorgegangen ist, Pastor Josef Weyler. Er begrüßte die vielen Närrinnen und Narren auf echt Pleeser Platt. Er brachte das erste Plees Alaaf in dieser Session aus und forderte die Jecken auf, nun mit dem närrischen Spiel zu beginnen: ‚Loß Koord scheese‘.

Sitzungspräsident Helmut Reuter überahm das Kommando am Elferratstisch und begrüßte seinerseits die Ehrengäste, die alle am Tisch elf Platz genommen hatten. Hank wurde von Reuter als Oberbürgermeister Dr. Günter Hank begrüßt. Auch Reuter konnte sich nicht verkneifen, nostalgisch zu werden und in Versform noch einmal die Geschichte des Saales Bellinghausen aufzurollen. Reuter: ‚He könne die Trompete jebloose werde, do fällt keene Kallek von de Wäng.‘ Post-Matthes-Hein machte den Spaß mit. Er war zur Sitzung ins Zelt gekommen und erhielt sogar von der Prinzessin einen Blumenstrauß: 'Mer schenke dem Ahl e paar Blöömche.'
 
Kurt Wirtz hatte im vorigen Jahr einen Wanderorden gestiftet, der nunmehr vom Präsidenten zum zweiten Male verliehen wurde. Hans-Theo Kurenbach erhielt die Auszeichnung. Er ist nicht nur  Mitgründer der Narrenzunft, er war auch deren erster Geschäftsführer nach der Gründung und bis 1976 aktives Mitglied. Die Sitzung am Hofe des neuen Prinzenpaares begann mit einem sehr guten närrischen Protokoll durch Franz Müllenholz. Wie könnte es auch anders sein: Er glossierte neben vielen Dorfereignissen auch die Schließung des Saales vom Post-Mattes-Hein. Der Protokollarius wurde von der Musik mit dem Schlager 'Der liebe Jung ist wieder da' in das Zelt geleitet. Walter Jonas eroberte sich schnell die Herzen der Narren und Närrinnen als 'Et Schmitze Antönche'. Musikalischen Schwung servierten die Musikanten des Fanfarenkorps ‚Rot-Blau‘ Auelgau. Hans Hillen erschien in der Bütt als 'Vereinsmeier'. Beifall war der schönste Dank für die Leistungen der Damentanzgruppe. Ihr gehörten an: Marlene Hönighausen, Ursula Jonas, Thea Meurer, Juliane Dohle, Marianne Jonas, Angelika Lichtenberg, Maria Krey und Christa Wistoff. Einen Arbeitstag bei einer Tankstelle schilderte Josef Mieden in einem Büttvortrage. Örtliches Geschehen glossierten der Club ‚Hupp 17‘ mit Hans-Peter Büllesfeld, Hans-Günter Jonen, Karl-Heinz Lindlar, Peter-Josef Schneider, Heinz Vogt, Werner Dohle, Bernd Liermann, Peter Krey, Peter Tamme und Edgar Zens. Witz und Humor sprühten Rüdiger Dahs und Walter Jonas als „Dick und Doof".

Einer der vielen Höhepunkte war auch die Männertanzgruppe aus der benachbarten Narrenrepublik Berghausen. Zu Ehren des Prinzenpaares tanzten die Blau-Weißen Funken. Rainer Lichtenberg bildete als Spieß Pleese Narrensoldaten aus, und auch der ‚Bellekese Buur‘, Ludwig Gast, erntete wahre Lachsalven. Zu einem Freundschaftsbesuch kamen die Ittenbacher Funken nach Oberpleis, und auch die Dorfspatzen fehlten nicht beim närrischen Geschehen."

Bild von 1978
Text- und Bildbearbeitung: Paul Winterscheidt, Franz Bellinghausen
Quelle: Festschrift der Narrenzunft Oberpleis 1995 (Foto: Karl Balensiefen)
Zur Verfügung gestellt von Heimatverein Siebengebirge e.V. Königswinter (SZ Nr. 3 vom 20.01.1978)

Raum: Karneval Vitrine: Prinzenpaare
Raum: Karneval Vitrine: Narrenzunft Oberpleis
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