Novalzehnt-Urkunde von 948

Diese Urkunde von 948 belegt, dass der Ort Oberpleis über tausend Jahre alt ist; sie gab den Anlass dazu, dass mit einer Festwoche vom 18. - 26. September 1948 die Jahrtausendfeier stattfand.

Zu ihrem Inhalt bemerkt Pastor Willi Müller: „Erzbischof Wichfried bestimmt die Grenzen für die Kirche der Heiligen Primus, Felicianus und Lupianus in Oberpleis und legt fest, dass der Zehnt aller neu gerodeten Äcker (‚Novalien’, Anm. d. Red.) dieser Kirche gehören soll. Diese Grenzen gelten mit geringen Abweichungen bis zum heutigen Tag als Grenzen der Pfarrei Oberpleis und der erst in neuerer Zeit von ihr abgetrennten Pfarreien Eudenbach und Thomasberg. Lediglich das Gebiet der um 1140 begründeten Pfarrei Aegidienberg blieb nicht mit Oberpleis verbunden… Die Urkunde zeigt, dass die Kirche in Oberpleis schon gewisse Pfarrrechte hatte. Sie stand auf dem Fronhof und war eine Eigenkirche des Grundherrn. Die Patrone weisen auf eine Verbindung zu der karolingischen Reichsabtei Prüm; die Oberpleiser Grundherrschaft verfügte offenbar über weitreichende Beziehungen.“ (s. Willi Müller: Kleine Geschichte von Oberpleis, Verlag Uelpenich Oberpleis 1988, S. 6f.)

Die Urkunde liegt uns nur in einer mittelalterlichen Abschrift vor, „jedoch ist ihre Echtheit anzunehmen, weil die spätere geschichtliche Entwicklung bis in die Einzelheiten ihrem Inhalt entspricht.“ (s. W. Müller, ebenda)

In seinem Beitrag für die Festschrift zur Tausendjahr-Feier der Pfarrgemeinde St. Pankratius Oberpleis übersetzte Kaplan Erwin Düster den lateinischen Text der Novalzehnturkunde wie folgt:

“(1) In nomine sanctae et individuae trinitatis.
(1) Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit.

(2) Wichfridus sanctae Colonlensis ecclesiae divina favente gratia Archiepiscopus.
(2) Wichfrid, der heiligen Kölner Kirche durch göttliche wohlwollende Gnade Erzbischof.

(3) Noverit omnium sanctae dei ecclesiae praesentium scilicet et futurorum sollertia,
(3) Der Eifer aller gegenwärtigen wie auch zukünftigen (Gläubigen) der heiligen Kirche Gottes soll wissen,

(4) qualiter nos, dei amore pulsati,
anno ab incarnatione domini nostri iesu christi nongentesimo quadragesimo octavo, indictione autem sexta, anno etiam gloriosissimi Regis ottonis regni XIII,
(4) wie wir von der Liebe zu Gott getrieben, im neunhundertachtundvierzigsten Jahre nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus, in •der sechsten Indiktion, im 13. Jahre der Regierung des glorreichen Königs Otto,

(5) determinationem subtus nominatam perfecimus et ad integrum nostrae auctoritatis largitione ad ecclesiam sanctorum martyrum Primi et Feliciani et sancti Augustini confessoris, quae constructa est in villa, quae dicitur P l e i s a, in pago Aualgauense sub comitatu Herimanni comitis, determinamus in perpetuo habendam,
(5) die unten genannte Grenzbestimmung vollzogen haben und als unverletzlich aus der Fülle unseres Amtes für .die Kirche der heiligen Märtyrer Primus und Felicianus und des heiligen Bekenners Augustinus, die erbaut wurde auf dem Hofgute, das Pleis genannt wird, im Gau „Aualgau" unter der Grafschaft des Grafen Herimann in Ewigkeit als Besitz festlegen,

(6) ut omnia, quae antea ad eandem fuerant separata, maneant firma,
(6) dass alles, was vorher zu derselben (Kirche) abgetrennt worden war, unverändert verbleiben soll

(7) et novalia eidem ecclesiae contigua, quae hucusque existebant indeterminata, illuc respiciant stabilia.
(7) und die neugerodeten Äcker, die an diese Kirche angrenzen und bisher unbestimmt waren, dorthin fest gehören sollen.

(8) Hoc est a blanconbiechi gespringun sursum in Wellesberg et exinde iusque in sundunberg, usque in Hanapham et sicut fluit Hanapha usque in boletrebiechi gespringun, et Liwenstein, et inde merbiechi gespringun, et ita sursum usque in Quirbeichi gespringun. et sie usque in thassesberg, et inde usque in Hintberg, et de Hintberge usque in Hunophorepleisa, et sicut fluit pleisa usque in argenbag, et inde usque in Wizonstein, et sic usque in Blikardaroth usque in Notarbeichi gespringun, et sicut fluit Notarbag usque in Watanbrunnon, et inde usque in fulkinesberg, usque in Hennisbag, et ab Hennisbag usque in pleisam, et a blancanbag usque in pleisam.
(8) Das ist von der Quelle des Blankenbaches aufwärts nach Wellesberg und von dort nach Sundunberg (Eudenberg), bis Hanf und wie die Hanf (Hanf-Bach) fließt bis zur Quelle des boletrebiechi und dem Liwenstein und von dort zur Quelle des merbiechi und so aufwärts bis zur Quelle des Quirrenbaches und so bis zum thassesberg (Daasberg) und von dort bis zum Hintberg (Himberg), und vom Himberg bis zur Hunophorepleisa, und wie die Pleis fließt bis zum Argenbag (Labach) und von dort bis zum Wizonstein (kleiner Ölberg) und so bis nach blikardaroth bis zur Quelle des Notarbeichi (Lauterbach) und wie der Notarbag (Lauterbach) fließt bis zum Watanbrunnon (Mattepützchen), und von dort bis zum Fulkinesberg (Rotberg oder Scharfenberg), bis zum Hennisbag, und vom Hennisbag bis zur Pleis und vom Blankenbach bis zur Pleis.

(9) Et de curte dominicali in bunna Wichingi decimam.
(9) und vom Herrenhof des Wiching (Wichelshof) zu Bonn der Zehnte,

(10) Et de villa Liudonthorp Frankonis decimam.
(10) und von dem Hof zu Liudendorf des Franko den Zehnten.

(11) Et ut haec eadem determinatio rata stabilisque permaneat, manu bonorum virorum eam corroborari fecimius.
(11) Und damit diese Grenzbestimmung rechtskräftig und unverändert bleibe, haben wir sie durch die Hand edler Männer bezeugen lassen.

(12) Si quis autem, quod minime credimus, contra hanc nostrae constitutionis auctoritatem dissentire in ullo vel eam annullare praesumpserit, Spiritus sancti iudicio feriatur.
(12) Wenn aber jemand; was wir keineswegs glauben, von dieser amtlichen Willensäußerung unserer Entscheidung abzuweichen oder sie nichtig zu machen wagen würde, so soll er dem Gerichte des heiligen Geistes verfallen.

(13) Signum Wichfridi archiepiscopi. Sig. Gevardi praepositi. Sig. Hildiberti praepositi. Sig..... onis. Sig. Arnoldi. Sig. Uthilrici. Sig. Adalberti. Sig. ...... ginardi. Sig. Cuniberti. Sig. asberti. Sig. Eil.....Sig. W.....Sig. Guntrammi. Sig. Gerrici. Sig. Engilrici.
(13) Zeichen des Erzbischof Wichfrid. Zeichen des Propstes Gevard. Zeichen des Propstes Hildibert. Zeichen des ...... onis. Zeichen des Arnold. Zeichen des Uthilrich. Zeichen des Adalbert. Zeichen des .... iginard. Zeichen des Cunibert. Zeichen des Asbert. Zeichen des Eil.....Zeichen des W.....Zeichen de Guntram. Zeichen des Gerricus. Zeichen des Engilrich.

(14) Ego Adalbertus indignus diaconus scripsi hanc cartam.
(14) Ich, Adalbert, ein unwürdiger Diakon, habe diese Carta (Urkunde) geschrieben.“

(s. Erwin Düster: „Die Gründung des Kirchspiels Oberpleis durch Erzbischof Wichfried im Jahre 948“ in: Festschrift 1000 Jahre Oberpleis, o. O. 1948, S. 53ff.)

Bild: Mit freundlicher Genehmigung durch: Landesarchiv NRW - Abteilung Rheinland - Abtei Siegburg - Urkunden Nr. 1

Bild von 0948
Text: Kaplan Erwin Düster / Willi Joliet
Quelle: Landesarchiv NRW - Abteilung Rheinland - Abtei Siegburg - Urkunden Nr. 1
Zur Verfügung gestellt von Willi Joliet
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