Das Foto entstand beim silbernen Priesterjubiläum von Pastor Paul Heinen, der hier gerade mit seinen Konfratres aus dem Elternhaus tritt.
Über ihn und seine bewegte Vita schreibt seine Nichte Ingeborg Vianden geb. Heinen:

"Paul Heinen, geboren 1904 als fünftes Kind des Ehepaars Apotheker Dr. Franz Heinen in Oberpleis, feierte 1929 seine Primiz als katholischer Priester. Im Jahr 1936 führte die deutsche Regierung sogenannte 'Sittlichkkeits-prozesse' gegen katholische Jugendgruppen. Ein solcher sollte auch in Essen stattfinden, wo Paul Heinen seine erste Kaplansstelle gehabt hatte; inzwischen war er Kaplan an St. Maternus in Köln, wo wie schon in Essen die Arbeit mit Jugendlichen zu seinen Pflichten gehörte. Er sollte zu diesem Prozess als Zeuge geladen werden, der wie die anderen den Zweck hatte, diese Gruppen zu diffamieren. Wir wissen nicht genau, wer ihn rechtzeitig gewarnt hat; vieles spricht dafür, dass es der spätere Prälat Buchholz aus Eisbach war, zu dieser Zeit Gefängnisgeistlicher in Essen. Paul Heinen floh daraufhin mit Billigung seiner Vorgesetzten nach Holland.
Obwohl der Prozess nicht zustande kam, konnte er nicht zurückkehren und bemühte sich von Anfang an um eine Anstellung als Priester im Ausland. Eine Verwandte, die in Montevideo eine Mädchenschule leitete, setzt sich sehr für ihn ein, und eine Zeitlang sah es so aus, als könne er in Uruguay eine Zuflucht finden. Letztlich wurde ihm jedoch das Visum verweigert. Als inoffizieller Rektor eines Nonnenklosters und Student an der Universität Nymwegen befand er sich zwar nicht in unmittelbarer Gefahr, doch wie wir heute wissen, wäre das nicht lange so geblieben. Vor allem aber sah er seine Bestimmung als junger Priester in der Seelsorge. Schließlich bekam er durch Vermittlung einer Hilfsorganisation für politisch Verfolgte eine Stelle im US-Staat Illinois, die er im Frühjahr 1939 antrat. Er ist dort für dem Rest seines langen Lebens geblieben und hat an mehreren Gemeinden als überaus beliebter „Father Heinen“ und zeitweiliger Dechant bis ins hohe Alter gearbeitet.
Dies sind die äußeren Daten seines Lebens. Wer jedoch die Briefe aus der Zeit in Holland liest, die er uns hinterlassen hat, sieht einen jungen Mann, der verzweifelt versucht, seiner Berufung zu folgen und als Priester zu wirken. Er erlebt eine Enttäuschung nach der anderen und versucht die Zuversicht zu bewahren, bis ihm in dürren Worten die endgültige Ablehnung des uruguayanischen Bischofs mitgeteilt wird: 'Ich sehe mich auf den Strand zurückgeworfen, da ich mich doch nach Südamerika einschiffen wollte, um meine priesterlichen Aufgaben wieder wahrzunehmen … Es ist das gute Recht des Herrn Bischofs, seine Diözese einem fremden Priester zu öffnen oder zu verschließen, aber mir scheint, dass dieser Priester um seiner Ehre willen eine Erklärung für Ihren Brief verlangen muss, der keine Empfehlung ist, wenn ich mich bei einem anderen Bischof bewerbe.' Es muss eine große Erleichterung gewesen sein, bald darauf einen Brief des Bischofs von Springfield zu bekommen, der ihn mit herzlichen Worten einlädt, in seiner Diözese tätig zu werden.
Wir haben unseren 'Onkel Pastor aus Amerika' erst 1954 kennengelernt, als er hier sein silbernes Priesterjubiläum feierte. Während seiner Zeit in Köln gehörte zu seiner Jugendgruppe auch Heinrich Böll, der ihn noch Jahre später beschreibt: 'Kaplan Heinen war doch ein unersetzliche Ausnahme, der sich von dem Klumpatsch unbestimmter Pfäfflein unterscheidet.' (Böll, Briefe aus dem Krieg.) In seinen Jugenderinnerungen 'Was soll aus dem Jungen bloß werden' bezeichnet er sich als seinen 'Sekretär', der für ihn allerlei Büroarbeiten erledigte. Er hat ihn noch am Tag seiner Abreise getroffen, ohne zu ahnen, dass er auf der Flucht war."
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