"Am Ortsausgang von Oberpleis, unterhalb des Rhein-Sieg-Bahnhofes, dicht an der Landstraße nach Siegburg steht ein altes Gebäude: Die Wahlfelder Mühle. Unsere Aufnahme stammt aus früherer Zeit. Heute ist der im Vordergrund erkennbare Mühlweiher, in dem der Lützbach gestaut wurde, trockengelegt und das oberschlächtige Mühlrad, das im vorderen Trakt des Gebäudes untergebracht war, dreht sich nicht mehr.
Hier wurde noch bis vor wenigen Jahren Roggen zu Schrot gemahlen und und sogar Schwarzbrot gebacken. Das kleine Fachwerkhäuschen, im Bild links unter den Bäumen erkennbar, war das sog. „Backes" (Backstube). Heute ist in den ehemaligen Mühlanlagen ein landwirtschaftlicher Betrieb untergebracht.
Die Wahlfelder Mühle gehört zum Gräflich-Hillesheim-Spee'schen Besitz. Einst führte mitten durch das Gehöft die Landstraße nach Siegburg, die heutige L 143 wurde erst später gebaut. Im Bild links oben, hinter den Stallungen sind auch noch die inzwischen längst entfernten Bahngleise der Rhein- Sieg-Eisenbahn zu erkennen. Hier dampfte der „feurige Elias", wie die Kleinbahn im Volksmund hieß, mehrmals täglich vorbei. Einleitender Text: Heinz Wicharz
Die Landschaft um Oberpleis von Hauptlehrer i. R. Gottfried Emans Die Herren v. Hillesheim waren ein ansehnliches adeliges geschlecht. Ihre Stammburg war die Burg Hillesheim bei Mach, von welcher heute noch ein Rest in Form eines festen Bruchsteinhauses erhalten ist, das an der Wahnbachstraße in der Nähe von Kreuzkapelle auf der rechten Seite des Wahnbaches als „Gasthof Burg Hillesheim, steht.
Der Name Niederbach ist auch nicht eindeutig. Es hieß im Rentbuch wiederholt „Nidderwich". Diese Nachsilbe „wich" kann nicht in Bach umgeändert werden, denn dann müßte es bich oder mich heißen. So gibt es z. B. im oberen Much resp. Marienberghausen ein „Ober- und Niederbech". Könnte das wich nicht eher von Wehr herkommen oder von Weiher? Wie schon erwähnt, war ein Wehr ein fester Wall mit dem Wehr oder Schütz. So gab es sicherlich auch bei der alten Burg ein Ober- und ein Niederwehr, d. h. beim Einfluß und Ausfluß des Pleisbaches in den Burgweiher. Es ist demnach nicht ausgeschlossen, daß das Haus Niederbach auf dem befestigten Wehr der Burg aufgebaut wurde, worauf ja auch seine Lage auf der rechten Seite des Pleisbaches hinweist. Wenn das Gelände zwischen Bahnhof und Bach dem Wohnungsbau freigegeben würde, könnten beim Ausschachten noch dunkle Streifen im Erdreich den Boden der früheren Burgweiher feststellen lassen. Man möchte doch darauf achten.
Die Wahlfelder Mühle Das Haus Niederbach war auch im Besitze einer „Wasserkornmühle", die ebenfalls ganz in der Nähe des früheren Burggeländes lag. Das Rhentbuch sagt davon: Junker Hillesheim zu Nidderbach hat auch eine Wasserkornmülle, vorhin Junker Metternich — obich dem Dorfe Wahlfeld gelegen, welche auf der Weiler oder doch als vor der Leyenbach in seinen Gütern gelegen. (Anm.: Die „Weiler" oder „Lütz" ist der Bach, der vom Dorfe Weiler herkommt und der „Leybach wird wohl der Wasserriß sein, der von Thelenbitze ins Tal kommt.) Mithin muß die Mühle oberhalb der Brücke gestanden haben, die heute in der großen Kurve über den Pleisbach führt. Dann hätte der Mühlweiher etwa unterhalb des heutigen Bahnhofes sein müssen, und dieser war jedenfalls noch ein Überbleibsel des früheren Burgweihers. Aus all diesen Angaben über die Liegenschaften des Hauses Niederbach nebst der Mühle geht eindeutig hervor, daß alles dies zum ehemaligen Burggelände und seiner nächsten Umgebung gehört hat, will sagen, daß das Haus Niederbach der noch vorhandene Rest der alten großen Wasserburg zu Oberpleis ist.
An dieser Stelle enden die Aufzeichnungen unseres Autors über die Geschichte der Wasserburg, des Hauses und des Rittergeschlechtes Niederbach. Im weiteren Verlauf des Heimatberichtes beschreibt Herr Gottfried Emans andere adelige Güter, Rittersitze, Korn- und Wassermühlen oder dgl. mehr aus dem Oberpleiser Raum. Da wir jedoch glaubten, daß damit das Thema „Niederbach" noch längst nicht beschlossen sei, stellten wir weitere Nachforschungen an.
Durch die freundliche und intensive Mitarbeit von Herrn Johann Bennerscheid aus Eisbach bei Oberpleis ist es uns möglich, für Sie liebe Leser, die recht interessante geschichtliche Entwicklung des Rittersitzes und Hauses Niederbach lückenlos und genau von Anno 1450 bis zum heutigen Tage aufzuzeichnen.
Dies ist Herr Johann Bennerscheid aus Eisbach bei Oberpleis, der langjährige Verwalter der Gräflich-Hillesheim-Spee'schen Besitztümer in Oberpleis. Der heute 78jährige, er wurde am 29. Juni 1888 in Eisbach geboren, kann viel erzählen aus längst vergangenen Zeiten.
Und wenn er, der enge Freund des unvergessenen Prälaten Peter Buchholz, aus seinem Leben erzählt, dann lächelt er voll von Erinnerungen, still vor sich hin. übrigens, daß wir Herrn Bennerscheid porträtieren durften hat vieler Überredungskunst und der „List und Tücke" von Frau Bennerscheid bedurft, denn in seiner schlichten und stillen Art lehnt ihr Mann jede Art von Publizistik ab, obwohl er bereitwilligst und gerne sein Wissen um die Heimat mitteilt.
Wir haben gleich neben dem Porträt von Herrn Bennerscheid zwei Urkunden abgebildet, die aus dem 18. Jahrhundert stammen. Es sind Anstellungsurkunden mit Siegel und Unterschrift des Grafen von Hillesheim, die bezeugen, daß die Betreuung der Gräflich-Hillesheim-Spee'schen Besitzungen seit mehreren Jahrhunderten von ein und derselben Familie ausgeführt wurde.
Der erste Verwalter in dieser Linie war ein Mann namens Peter Ihsbach. Es ist noch nicht einmal ausgeschlossen, daß der Ortsname „Eisbach" von ihm abgeleitet wurde. Die Erbfolge geht von Peter Ihsbach auf dessen Enkel Adam Dahlhausen über. Nach diesem folgt dessen Sohn Bernhard Dahlhausen, dann dessen Sohn Wilhelm Dahlhausen, darauf dessen Schwiegersohn Wilhelm Bennerscheid und endlich dessen Sohn Johann Bennerscheid, der heutige Verwalter.
Kein Wunder, daß in dieser langen Ahnenkette eine Reihe von ausgezeichneten Urkunden erhalten geblieben sind, die für uns von großem Nutzen waren. Beginnen wir gleich mit dem Abdruck einer Verleihungs-Urkunde die Wahlfelder Mühle betreffend aus dem Jahre 1787. Wir, Augusta Gräfin von Spee, geborene Gräfin von Hillesheim und Gräfin Charlotte von Hillesheim, Freifrauen von Hohenfels, Reichpoltskirchen Jagweiler, regierende Frauen zu Arendal, Sommersberg, Weierburg, Niederbach, Franken, Kalenborn p. p. urkunden und bekennen hiermit, daß wir unserm bisherigen Müller zu Wahlfeld Wilhelm Dreesen und dessen Ehefrau Anna Katharina Bellinghausen die dasige Müle mit ihren Zubehörden unter nachfolgenden Bedingnissen in einen Erbbestand für sich und ihre Leibeserben erteilet und verliehen haben:
Erstens haben dieselben und ihre Erben jährlich in die Rentei Arendal Truo Martini 25 Rsthlr. Spees zu entrichten.
Zweitens müssen dieselben die verfallene Mül von Grund aus neu erbauen.
Drittens sowol in Rücksicht des Pfachtes, als der dauerhaften Unterhaltung der Müle so wie auch des dazu gehörigen mit in Erbbestand verliehenen Malles eine hinlängliche Caution a 100 Rsthlr. zu leisten.
Viertens wird denselben zum Behuf der zu erbauenden Müle das nötige Bauholz nur für diesmal und in der Folge nicht mer unentgeldlich angewiesen.
Fünftens erhält derselbe zum nemlichen Ende von der Rentei Arendal 200 Rsthlr. Coor, wovon ihm die eine Hälfte sogleich, die andere aber erst alsdann ausgehändigt wird, wenn die erbaute Müle besichtiget und meisterhaft hingestellet befunden wird."
Fortsetzung: s. Nr. VIII
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