"Da es in früheren Jahrhunderten ausschließlich einstöckige Fachwerkhäuser gab, kann man sich mit etwas Fantasie vorstellen, wie beengt die Menschen damals in ihren Großfamilien gewohnt haben. Leider steht in Berghausen keines dieser kleinen Ein-Stockwerk-Häuschen mehr. Dafür aber noch ein paar Fachwerkhäuser, die zwei Stockwerke aufweisen und Ende 16./Anfang 17. Jahrhundert erbaut wurden.
Die politischen Unruhen in den Jahren 1848/49 griffen auch auf rein ländliche Gegenden über. Überall gärte und kochte es in der Volksseele. Sieben Jahre zuvor, also 1841, war der Verwaltungssitz des Amtes Oberpleis nach dem weit entfernten kleineren Ort Stieldorf, der auch keineswegs zentral gelegen war, verlegt worden. Hiermit waren die Berghausener jedoch nicht einverstanden. Die Bewohner, früher teils Bauern, teils Handwerker und Geschäftsleute, waren seit jeher besonders freiheitlich und fortschrittlich gesinnt. Mit Unterstützung einiger Oberpleiser zogen die Einwohner von Berghausen, die damaligen Unruhen nutzend, nach Stieldorf vor den amtierenden Bürgermeister_Heuser. Hier demonstrierten sie für die Rückkehr der Amtsverwaltung nach Oberpleis. Außerdem wollten sie noch andere Forderungen durchsetzen. Da sie dort aber nichts erreichten, zogen sie weiter nach Siegburg zum Landratsamt. Allerdings blieb auch dieser Demonstrationszug ohne Erfolg. Es wurden sogar einige Demonstranten festgenommen, die jedoch nach ein paar Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.
Über die Vorfälle gab es Aufzeichnungen, die leider zum Bedauern vieler Berghausener verloren gegangen sind. Nur die kläglichen Überreste der Fahne, die damals mitgeführt wurde, zeugen heute noch von der mutigen historischen Tat - sie werden als Andenken aufbewahrt. Immerhin hat diese ‚freiheitsstrebende Tat‘ dem Ort Berghausen seinen volkstümlichen Namen: ‚Republik Berghausen‘ eingetragen. Bei der Tausendjahrfeier der Pfarrgemeinde Oberpleis im September des Jahres 1948 stellten die Berghausener im ‚Historischen Festzug‘ einen Wagen mit der Aufschrift: ‚100 Jahre Republik‘. Zur Erinnerung an die Geschehnisse von 1848 gibt es heute in Berghausen noch eine Gastwirtschaft, die den Namen ‚Zur Republik‘ führt. Im Laufe der Jahre teilte sich der Ort Berghausen im Volksmund in: Vorstadt, Stadt, Republik und ‚Bässemfabrik‘ (Besenfabrik). Früher waren diese Grenzen der Aufteilung sehr bekannt; leider kann heute kaum noch ein Dorfbewohner hierüber Auskunft geben.
Der Junggesellen-Verein 'Einigkeit' (siehe Link unten) 1893 schlossen sich die Junggesellen des Ortes zu einem Verein zusammen. Immerhin zählte Berghausen damals rund 278 Seelen, so dass auch die Pfarrgeistlichkeit in Oberpleis an einem Zusammenschluß der Jugend sehr interessiert war. Unter dem damaligen Vikar Schmitz wurde dann am 15. Januar 1893 der Junggesellen-Verein ‚Einigkeit‘ Berghausen gegründet. Von nun an wurde jedes Jahr am ersten Sonntag nach Ostern (Weißen-Sonntag) das Stiftungsfest mit dem traditionellen Hahnenköpfen gefeiert, das immer sehr viele Schaulustige, auch aus der weiteren Umgebung, anzog, gefeiert. Seit 1960 besteht der Junggesellen-Männerverein nur noch auf dem Papier.
Um die Jahrhundertwende, genau 1901, bekam Berghausen eine Wasserleitung. Sie wurde durch Quellen oberhalb des Ortes gespeist und brachte den Dorfbewohnern einen großen Fortschritt. Bis dahin mußte das Wasser ja noch aus Brunnen geschöpft und mehr oder weniger weit getragen werden. Im September 1912 wurde der damals lang gestreckte Ort auch mit elektrischem Licht versehen - die Petroleumlampen hatten ausgedient. Die Kinder von Berghausen besuchten bis zur Bildung des Schulbezirks Sandscheid ausschließlich die Schule in Oberpleis. Wenn man bedenkt, daß morgens und nachmittags Unterricht war, die Kinder also den Weg von Berghausen viermal täglich laufen mußten, kann man verstehen, mit welcher Freude die Schule in Sandscheid aufgenommen wurde. Heute ist nur die Grundschule noch in Sandscheid, ab der fünften Klasse müssen alle wieder nach Oberpleis, nur mit dem Unterschied, dass die Kinder dorthin gefahren werden.
Was im Jahre 1954 beschlossen wurde, wurde auch durchgeführt: Ein neues Ehrenmal wurde errichtet. Im Rahmen einer Feierstunde, wie sie in Würde und Ausgestaltung in Dörfern ähnlicher Größenordnung wohl nur selten zu finden sein dürfte, versammelte sich am 24. Juli 1955 die Dorfgemeinschaft Berghausen. Anlaß war die Einweihung des neu errichteten Ehrenmals für die Gefallenen und Vermißten des Dorfes,
das im Laufe des letzten Jahres in selbstloser Gemeinschaftsarbeit und mit großen finanziellen Opfern aller Dorfbewohner errichtet worden war. Auf drei symmetrisch gestellten großen Natursteinen, und zwar aus heimatlichem Gestein, sind die Namen aller Gefallenen eingraviert. Auf dem mittleren die des Ersten Weltkrieges, rechts und links davon die des letzten Krieges. Zweiunddreißig Namen stehen auf den beiden Steinen des Zweiten Weltkrieges - ein sehr hoher Blutzoll, wenn man bedenkt, dass Berghausen damals vor dem Krieg nur etwa 350 Einwohner hatte und somit 10 Prozent der Bevölkerung ihr Leben gelassen haben. Die Erstellung dieses Ehrenmals war also Grund genug, den Tag der Einweihung recht feierlich zu gestalten, wie überhaupt die Berghausener es von jeher verstanden, ihre Feste zu feiern, ihren Veranstaltungen das gewisse Etwas zu geben, wovon man heute noch oft spricht. Ob es nun die kleinen Feste waren, die mehr oder weniger nur in der Dorfgemeinschaft gefeiert wurden (wie Primiz, Goldhochzeit, Diamanthochzeit, Pfingsteierbacken oder Peias (Kirmeskerl begraben am Kirmesdienstag) immer ging es hoch her. Lange schon hat sich Berghausen, früher Gemeinde Oberpleis, heute Ortsteil von Königswinter, sehr zu seinem Vorteil geändert. Die großzügigen Neubauten und die vielen Umbauten beweisen das. Das Bauland im Ort ist sehr gefragt. Viele Menschen aus den Großstädten suchen hier Ruhe und Erholung - viele bauen sich auch ein Eigenheim. Doch von den älteren Bewohnern Berghausens wird es sehr bedauert, dass die Sitten und Gebräuche aus früheren Zeiten ganz ausgestorben sind. Die Motorisierung hat ein Übriges getan und es ist eigentlich doch sehr schade darum. Kaum einer der vielen Einwohner kennt noch die ‚ 8405&suche=&reihe=-8400">Berser-Nationalhymne‘, die früher bei jedem erdenklichen Anlaß laut gesungen wurde. - Es heißt, dass, wo mehr als fünf Einheimische zusammensaßen, dieses Lied gesungen wurde:
Laue Lüfte sah ich wehen, holder Frühling naht heran. Nach der Ferne steht mein Streben, reiche mir den Wanderstab. Wo die, wo die klaren Bächlein rinnen, aus den, aus den blauen Bergen springen, ja dorthin führt mein Weg hinan. Reiche mir den Wanderstab. Lebe wohl, ich muß dich lassen, viel geliebtes Vaterhaus. Muß das fremde Land erfassen, was sich liebt, das bleibt zu Haus. Drum so will ich ziehn, es wird sich lohnen, frisch, ja frisch gewagt ist halb gewonnen. Kehr ich zur Heimat einst zurück, Lebe wohl, mein einzig Glück! Gott behüt euch nah und ferne, was sich liebt, das bleibt vereint. Seht ihr jene Abendsterne, denkt an jenen fernen Freund! Eine, eine Sonne strahlt uns allen, laßt uns, laßt uns fröhlich weiter wallen. Kehr ich zur Heimat einst zurück, Lebe wohl, mein einzig Glück! In dem Bewusstsein, daß meine Vorfahren seit fast 200 Jahren in Berghausen beheimatet waren, schließe ich meinen Bericht.
‚Erst wenn Du in der Fremde bist, weißt Du, wie schön die Heimat ist!‘ ENDE“
|