"Freiwilliger Landsturm vom Siebengebürg 1814" (Auszug aus dem Artikel Biesing)

"Das Emblem in der Fahne des Landsturms verkörpert die sieben Tugenden der Vaterlandsverteidiger.
Nach Napoleons Niederlage gründeten am 10.11.1813 patriotisch gesinnte Männer aus Königswinter und den umliegenden Ortschaften unter Freiherr von Schall, Königswinter, zur Unterstützung anrückender offizieller preußischer Truppen einen 'Freiwilligen Landsturm vom Siebengebirge', zu dessen 5. Banner (Oberpleis und Umgebung) 9 Companien zusammengestellt wurden.

Hierzu zählten aus den Orten:

Oberpleis:  Hauptmann Peter-Josef Contzen, (Scheffe) (Burg Niederbach)
(1. Comp)  Oberleutnant Hermann Josef Herbertz (Polizeigreiffer)
  Unterleutnant Franz-Josef Stockhausen, (Rothgerber)
  Fähnrich Gottfried Cremer, (Weinwirth)

Berghausen: Hauptmann Peter Hohz, (Scheffe)
(2. Comp) Oberleutnant Mathias Schifgen, (Ackersmann)
  Unterleutnant Michel Büllesbach, (Ackersmann)

Wahlfeld: Hauptmann Wilhelm Pütz, (Scheffe)
(3. Comp) Oberleutnant Adolph Birkhauser, (Ackersmann)
  Unterleutnant Wilhelm Kurscheid, (Ackersmann)

Hasenpohl: Hauptmann Johann Bellinghausen (Beygeordneter)
(4. Comp) Oberleutnant Peter Weiler (Ackersmann)
  Unterleutnant Christian Schonauer (Ackersmann)

Die Companien 5 bis 9 wurden aus den Bereichen Oberhau, Vinxel, Rauschendorf, Oelinghoven und Birlinghoven gebildet.

Insgesamt bestand der freiwillige Landsturm vom Siebengebirge ‚anläufig‘ aus 5000 Mann, die in 5 Banner (Königswinter, Oberkassel, Vilich, Menden und Oberpleis) erfaßt waren.“  

 Fahne des Landsturms.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


„Bericht aus einem alten Heimatkalender, der in Kurzfassung das damalige Geschehen im siegrheinischen Raum wiedergibt:

Ende November 1813, nachdem aufgrund des Ausganges der Schlacht bei Leipzig vom 16.—18. Oktober 1813 die Armeen Napoleons auf den Rhein zurückgingen, kamen die Bewohner des Siebengebirges und der Sieggegend zu einer Versammlung in Königswinter zusammen, um Maßnahmen zum Schutze der Bevölkerung zu treffen. Es wurde ein freiwilliger Landsturm gebildet, der sich schnell zum bergischen Landsturm erweiterte. Die Gesamtleitung lag in den Händen des Freiherrn von Hallberg-Broich zu Attenbach bei Hennef. Kommandant in Königswinter wurde der Maire von Königswinter, Freiherr von Schall und nach dessen Tode Graf Ernst zur Lippe in Oberkassel.

Der Landsturm war in Kameradschaften, Fähnlein und Banner eingeteilt.

Jedes Banner erhielt eine Fahne.
Noch manche Ortschaften in der Umgebung des Siebengebirges haben solche Fähnlein, deren Tuch aus weißer Seide zwei übers Kreuz gelegte Pfeile mit der Losung ‚Für Gott und Vaterland‘ trägt, pietätvoll aufbewahrt. So hing im Sitzungssaale des Rathauses zu Oberpleis bis vor einigen Jahren das Fähnlein des 5. Banners.

Die Bewaffnung und Ausrüstung war zu Anfang denkbar primitiv. Woher sollten auch die Mittel genommen werden, um die große Zahl der Streiter fürs Vaterland einzukleiden und mit Waffen und Munition zu versehen? Und trotzdem mußte der Landsturm jederzeit einsatzbereit und schlagkräftig sein. Um das zu erreichen, wurde folgende Instruktion herausgegeben: 'Jeder Landsturmmann rüstet sich selbst aus. Ordonnanzmäßige Uniformierung findet nicht statt. Das Zeichen des Dienstes ist im Allgemeinen ein grüner Zweig auf dem Hute. Wer sich soldatisch herausputzen will und dazu die eigenen Mittel besitzt, mag es tun, sobald er ganz ausexerziert ist. Es wird die Erlaubnis dazu als Belohnung zugestanden. Offiziere und Führer werden durch eine Binde am Arm ausgezeichnet. Wem ein Schießgewehr fehlt, der nimmt den Spieß oder die Heugabel in die Hand. Außerdem muß jeder eine Haue oder Spaten oder sonst ein ähnliches Pionier-Instrument bei sich führen. Die Offiziere tragen im Dienst, ohne Ausnahme, Seitengewehre von beliebiger Form. Die Führer statt diesen Äxte.'

Man kann sich heute die buntscheckige Schar der tapferen Krieger, wie sie mit dem Sträußlein am Hute und der Mistgabel in der Hand gegen plündernde Militärabteilungen angingen, kaum noch vorstellen. Nach einiger Zeit jedoch wurde es mit Ausrüstung und Bewaffnung besser und der Landsturm bot doch ein etwas mehr militärisches Bild. Es kam schließlich sogar dahin, daß die Gemeinden den Landsturm auf ihre Kosten mit Lanzen ausrüsteten.

Mit Mut und Tapferkeit gingen die Landstürmer daran, das rechte Rheinufer vor den Einfällen der napoleonischen Streitkräfte zu schützen, und es hat manch harten Kampf gegeben, in dem die Siebengebirgler siegreich waren. Erst mit dem Abzug der letzten Franzosen aus Bonn und Köln im Januar 1814 und der endgültigen Deportation Napoleons auf die Insel St. Helena konnten die wackeren Landsturmmänner das Kriegswerkzeug an den Nagel hängen und sich wieder ihrer friedlichen und bürgerlichen Beschäftigung zuwenden."

Bild von 1995
Text- und Bildbearbeitung: Paul Winterscheidt, Franz Bellinghausen, Willi Joliet
Quelle: Siebengebirgs-Zeitung Nr. 15 vom 13.04.1995; Autoren: Winfried Biesing / unbekannt, aus einem alten Heimatkalender
Zur Verfügung gestellt von Heimatverein Siebengebirge e.V. Königswinter SZ; Bild 2: Siebengebirgsmuseum
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Raum: Vereine Vitrine: Freiwilliger Landsturm
Raum: Presseberichte 2 (ab 1990 bis 2000) Vitrine: Siebengebirgs-Zeitung 2 (ab 1990 bis 2000)
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