Auf dem Platz vor dem Oberpleiser Rathaus steht seit 1989 diese Lichtsäule. Sie verleiht in ihrer Unaufdringlichkeit dem Vorplatz eine erhabene Gestaltungsqualität.
Günter Ferdinand Ris * 16. Mai 1928 in Leverkusen + 15. Mai 2005 in Darmstadt
G. F. Ris begann seine künstlerische Laufbahn als Maler und Typograph und wandte sich Anfang der 60er Jahre der Bildhauerei zu. Zur gleichen Zeit siedelte er sich im Niemandsland zwischen Oberpleis und Wahlfeld an – versteckt hinter Bäumen, ohne Namensschild und Hausnummer; lediglich eine rot-weiße Eisenbahnschranke verriet den Bewohner und den Eingang zu einem kleinen privaten Skulpturenpark. Ris und seine Familie bewohnten das Anwesen bis kurz vor seinem Tod. Ris lebte zurückgezogen; er „liebte die Stille der Landschaft um Oberpleis“.
Ris gilt als Künstler von internationalem Rang, was durch bedeutsame, weltweite Ausstellungen, Ehrungen und Preise belegt wird. In über 20 Museen finden sich Objekte des Künstlers. Dennoch war er seiner Heimat stets zugetan: 1996 schenkte er der Stadt sechs Plastiken, u. a. die Lichtsäule vor dem Oberpleiser Rathaus.
In der Vielgestaltigkeit seiner Kunst verbindet Ris Malerei, Zeichnung, Plastik und Architektur und Design. So lässt sich z.B. die Firma Rosenthal 1983 von Ris ein Porzellan-Objekt als Multiple entwerfen. 1989 bringt Rosenthal den „sunball“-Kugelstuhl auf den Markt. Das öffentliche Erscheinungsbild mancher Stadt ist durch Auftragsarbeiten des Künstlers Ris geprägt: Kirchen (Glasfensterentwürfe), Schulen, Ministerien, Botschaften, Brunnenanlagen...
In seinem bildhauerischen Werk wendet Ris sich von der frühen Kugelkernplastik (Köpfe) vermehrt dem Relief zu. Daneben schafft er Lichtwände, Lichtpfeiler, Lichtfelder - Erlebnisräume, in denen Gedanken, Licht und Bewegung visuell erfahrbar werden. Ris überlässt nichts dem Zufall. Seine Formensprache ist reduziert und konzentriert. Auch den kleineren Objekten wohnt Monumentalität und Kraft inne. Exemplarisch erwähnt seien die „paysages architecturales“, wo Natur und Architektur zu verschmelzen scheinen - ein Balanceakt zwischen Landschaft und intellektuellem Konstrukt. Fernab modischer Beliebigkeiten ist das Ris`sche Werk gekennzeichnet von der Fähigkeit zum grundlegenden Nachdenken über Inhalte und die eigenständige Schönheit von Kunst.
Anfangs arbeitet der Künstler vornehmlich mit Bronze und Marmor. Dann findet Ris – neben Edelstahl und Aluminium – sein Material in einem Kunststoff (Lekutherm), der nicht so spröde ist wie die zuvor bearbeitete Bronze, aber leichter zu handhaben als Marmor. Dieses Material erlaubt durch zarteste Abstufungen das Sichtbarmachen von Bewegung und Licht, das Verdeutlichen von Fläche und Raum. Seit Ende 1985 entstehen farbige Plexiglasobjekte, geometrische „Gehäuse“, die in ihrer Transparenz dem Licht eine neue Intensität verleihen.
Arbeiten im öffentlichen Raum (kleine „heimatnahe“ Auswahl): - „Lichtwand“ 1977 (Stadthaus Bonn) - Bonner Wand (Viktoriabad Bonn) - Lichtplastik (Bundeskanzlerplatz, vor Info-Raum) - „Säulenkopf“ (Graurheindorf, Herseler Straße) - „Wasser – Licht – Stele“ (Landesbehördenhaus, Bonn, Friedrich-Ebert-Allee) - „O.T. (Objekt 2/01)“ 2001 (Rheinisches Landesmuseum Bonn)
Ausstellungen / Ehrungen (Auswahl):
1959 dokumenta II, Kassel 1963 Villa Romana Preisträger, Florenz 1964 dokumenta III, Kassel 1966 Biennale Venedig, Deutscher Pavillon 1970 Weltausstellung Osaka 1971 Wasser-Licht Stelen Deutsche Botschaft in Brasilia, in Zusammenarbeit mit dem Architekten Hans Scharoun 1994 August-Macke-Medaille der Stadt Bonn für das künstlerische Gesamtwerk
Literatur (Auswahl):
- Dirk Stemmler: G. F. Ris – Lichtwände, Lichtpfeiler, Lichtfelder, Edition Rothe Heidelberg 1983, ISBN 3-920651-00-6 - Dieter Ronte: G. F. Ris, Kunstmuseum Bonn 1998 - Boris von Brauchitsch: G. F. Ris, das plastische Werk 1958-2001, Wienand Verlag Köln 2002, ISBN 3-8790-9777-1 1998 |