Drei Ölmühlen
In der Gemeinde Oberpleis lassen sich noch drei Ölmühlen durch schriftliche Belege nachweisen. Aber schon viele Jahrhunderte vorher hatte man ein mechanisches Verfahren entwickelt, um aus fettreichem Samen Öl zu gewinnen.
Ein oder auch zwei aufrecht stehende, runde Steine, die seitlich an einer aufrecht stehenden und sich drehenden Achse mittels eines durchgehenden Bolzens angebracht sind, werden durch Drehen der Achse auf engstem Raum rundgeführt und zerquetschen oder zermahlen dabei die aufgeschüttete Ölfrucht. Die senkrechte Achse mit einem Kammrad oben wird, wie bei der Fruchtmühle, von einem Wasserrad angetrieben. Der aufgeschüttete Ölsamen wird durch die rundlaufenden Steine, den Kollergang, zerquetscht und das Öl zum Teil herausgepresst. Der verbleibende Ölkuchen wird heraus gekratzt und kommt in ein grobes Seih- oder Siebtuch. Er wird gut handwarm erhitzt und kommt dann in einen 40 x 60 cm großen und etwa 40 cm tiefen Kasten, der aus einem passenden Stück Eichenstamm herausgehauen wurde. Auf den erwärmten Ölkuchen kommt dann ein passender stabiler Klotz, der von einem Fallhammer immer tiefer in den eichenen Behälter mit dem Ölkuchen eingetrieben wird. Für diese Arbeit gibt es den Ausdruck „Öl schlagen“.
Die Kirche braucht Öl für die Beleuchtung. Deshalb wusste sie den Anbau von Ölfrüchten zu schätzen. Um den Bedarf zu decken, nahm die Propstei den Flachszehnten und den Rübsamenzehnten, mit welchem bestimmte Ländereien, zum Beispiel Feld, Garten oder Wiesen, belastet waren.
Am Flachszehnten waren 1719 zweiundneunzig Haushalte beteiligt, am Rübsamenzehnten im Jahre 1713 vierzig Haushalte. Je nach bearbeitetem Grund und Boden betrug er 1/2 bis 2 pinten, das sind 26o bis 1040 Gramm Samen, wobei die großen Höfe wie Elsfeld, Uthweiler und Bellinghausen leicht auf „ein vierdel“ kamen, das waren dann etwas über acht Kilogramm.
In meiner Generation ist das Bucheckernsammeln in den ersten Nachkriegsjahren noch in Erinnerung. Für acht bis neun Pfund Bucheckern gab es in Dollendorf ein Liter Öl.
Die Kirche brauchte viel Lampenöl, und in manchen Jahren war der Ölsamen knapp. In den alten Kirchenrechnungen ist vermerkt, das der Kirchmeister, der Rendant, 1808 1/2 Malter Leinsamen (1 Malt. ist 144 L.) im Handelsgeschäft für sechs Taler und 30 Stüber zukaufen musste, während im Jahr zuvor der Schöffe Kratz, vermutlich als Ackerer, der Kirche einen Malter für sieben Thaler überließ. Als Lieferanten für das Lampenöl werden die Ölmüller Joh. Lichtenberg zu Quirrenbach, Peter Winterscheid zu Weiler und der Ölmüller Köchner von Uthweiler genannt. Von ihm liegt auch noch eine Rechnung über die Lieferung von Leinöl zum Anstrich der Sakristeischränke vor.
Wenn man den Preis von 7 Thl. für ein Malter Samen dem Preis von 48 Stüber für die Verarbeitung zu Öl gegenüberstellt, so ist das ein Verhältnis des Materials zum Lohn 420 zu 48 (ein Thaler hat 6o Stüber). Über den Rest, den Ölkuchen, wurde noch gesondert abgerechnet.
Für den Verbrauch an Lampenöl zur Beleuchtung unserer Kirche wurden im Jahre 1816 37 Thaler ausgegeben, 1818 45 Thaler und 1819 44 Thaler. Zum Vergleich: Eine Kuh kostete um diese Zeit 18 Thaler. Und noch einige Eintragungen aus dem Lagerbuch der Propstei Oberpleis von 1642: Peter Quat, Hofschultheiß, hat nahe seinem Hof zu Quat eine kleine Ollichsmüll, die ihr Wasser aus einer Wiese auf dem Eigenacker erhält. Jakob von Oberpleis hat zu Weiler eine Lohmühle, Vorgänger der späteren Ölmühle. Lohmühlen zermahlen Eichenrinde. Rotgerber gebrauchen sie zum Gerben der Felle; Weißgerber nehmen Alaun. Und auf dem Lauterbach steht nahe bei Heisterbacherrott eine Walkmühle der Abtei Heisterbach (zum Verdichten grob gewebter Stoffe, zum Beispiel Mönchskutten, Loden, Kleiderstoffe). Aus der Zeit um 1725 sind die Namen einiger Ölmüller aus den Kirchenbüchern bekannt: der Müller von Harperoth und Johann Peter von Bellinghausen zahlten den Flachszehnten. Im Februar 1732 starb in Quirrenbach der Ollichsmüller Johann Peter Steinhauer. Und Wilhelm Pannenbecker, Olearum zu Boseroth und Berghausen, ließ zwischen 1731 und 1744 sechs Kinder in Oberpleis taufen.
|