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"Die Öhligs Müll zu Ruthscheitt" Ruttscheid liegt nicht weit von Döttscheid, zwei Dörfer mit der Endsilbe "scheid". Dazwischen wurde geschieden, durch eine Grenze. Als Erzbischof Wigfried 948 der Kirche zu Pleis ihre Grenzen bestätigte, war die Grenze schon da. Später hieß es, Döttscheid und Ittenbach im Churkölnischen Amt Wolkenburg, Ruttscheid und Oberpleis im Bergischen Amte Blankenberg. Döttscheid und Ittenbach gehörten zur Kirche nach „Wintere", Ruttscheid gehörte nach „Pleis,,. Viel später ist dann rechts und links der Straße nach Ittenbach die Grenze durch den Landgraben noch kenntlich gemacht worden.
Und dann folgen noch 51 weitere Positionen, betreffend Felder, Wiesen und Gebüsch. ( die Closen -Kluhs- ist der Mühlenteich.) Nach der ersten Katasterkarte lagen das Haus und die Scheun auf der anderen Straßenseite, der Mühle schräg gegenüber. Wenn man heute den Graben mit dem Wässerchen gefunden hat, das von Gräfenhohn herunterkommt, kann man sich kaum vorstellen, dass damit früher eine Mühle betrieben wurde. Aber damals war ja alles (besser) anders. Nun ist es durchaus möglich, daß schon vor der Zeit des Johann Limbach die Ölmühle betrieben wurde, denn zwischen 1728 und 1736 hat in Ruttscheid ein Sohn des Wahlfelder Müllers Elfenich gewohnt, der aber nach dem Tod des Vaters in die Wahlfelder Mahlmühle zog. Die Ölmühle, die Johann Limbach 1782 an den Schwiegersohn Hermes übergab, war Nebenerwerb einer Landwirtschaft von 28 Morgen. Die Familie Hermes war Pächter auf dem Klostergut Stöckerhof. Darum wurde das ererbte Anwesen in Ruttscheid verpachtet. Im Jahre 1808 wird Heinrich Michels als Müller in Ruttscheid erwähnt. 1810 starb Balth. Hermes vom Stöckerhof, der Sohn Johann Peter wurde sein Nachfolger. 1821 musste die Familie den Stöckerhof verlassen, der preuß. Staat richtete dort eine Försterei ein. Johann Peter Hermes machte sich auf dem Keht in einem alten Gehöft als Ackerer selbständig. Die Mutter zog in das geerbte elterliche Anwesen nach Ruttscheid. Um diese Zeit ist wohl die Ölmühle abgebrochen worden. Auf der Katasterkarte von 1826 ist sie nicht mehr eingezeichnet. Als Anna Katharina Limbach, die Ww. des Balth. Hermes 1838 starb, ließen die Kinder aus Gründen der Teilung das Inventar, Vieh und Frucht versteigern. Unter den Früchten waren 32 Bürden Flachs und sechs Sester Lein, der ölhaltige Flachssamen. Heute ist die uralte Kulturpflanze aus der Landwirtschaft verschwunden. Die Aufbereitung des Stengels zu Wolle und Faden ist zu aufwendig und umweltbelastend, und andere Ölfrüchte sind ergiebiger. An die Mühle erinnert noch der Straßenname, und vielleicht ein gerade noch sichtbarer Mühlengraben. Aber das muss man erst einmal wissen. Soweit die Geschichte der Mühlen in unserer Gemeinde. Sie wurde nicht aufgeschrieben, um an Romantik und Beschaulichkeit einer „ guten, alten Zeit" zu erinnern, sondern an ein altes Gewerbe, das auch mit Handarbeit angefangen hat, dann aber mit einer einfachen und begreifbaren Technik und der Kraft des Wassers Jahrhunderte lang betrieben wurde und jedem nützlich war. Einige Jahre nach dem letzten Krieg hatten dann die Wassermühlen ausgedient, das brachte die technische Entwicklung mit sich. Aber an die Mühlen zu erinnern kann ja nicht schaden. Bernhard Gast |