Der Baumschulist und Koniferenzüchter Peter Moll aus Heisterbacherrott

Peter Moll wurde am 27. März 1886 in Heisterbacherrott als zweitjüngstes von 9 Kindern geboren. Nach dem Schulbesuch von 1893 bis 1901 machte er auf der Ramersdorfer Kommende, die dem Baron von Oppenheim gehörte, eine dreijährige Gärtnerlehre. Danach arbeitete er etwa fünf Jahre von 1904 bis 1909 als Geselle in der Baumschule von Dahs und Reuter in Jüngsfeld und Neuenfels in Blankenbach. 

1910 machte er sich selbstständig und gründete seine eigene Baumschule. Die Grundstücke hierfür stammten aus Erbauseinandersetzungen von verschiedenen Familienzweigen, die ihm dann seine Brüder zur Verfügung stellten.

Der Baumschulbetrieb, anfangs mit Obst und Gemüsepflanzen, später mit Rosen, Sträuchern und Bäumen mußte nach wenigen Jahren wieder stark eingeschränkt werden, weil er und seine Brüder, bis auf seinen Bruder Franz, im ersten Weltkrieg zum Militär eingezogen wurden.
Nach dem Krieg und der Gefangenschaft konnte er seine gärtnerische und züchtende Tätigkeit wieder aufnehmen.

Durch eigene Züchtungen von Koniferen verschaffte er sich einen hervorragenden Ruf und war bald bei Fachleuten  weit über die Grenzen von Deutschland bekannt, vor allem bei Pflanzenzüchtern und Botanikern.

Er verstarb am 21. November 1960

DIE HEIMAT EINES GENIES 
Peter MOLL, ein weltberühmter Baumschullist
so schrieb Stephan Zylka über ihn am 20.07.1973

Mit dem Beginn der Baumschulgründungen im Pleistal hat auch in Heisterbacherrott ein bescheidener, stiller Mann einen Betrieb zum Hereinziehen von zunächst Obst-, später vornehmlich Nadelgehölzen angefangen. Es war Peter Moll, der am 21.11.1960, in seinem 75. Lebensjahr, als Junggeselle gestorben ist. Sein Anwesen, ein malerisches altes Fachwerkhaus, stand an der oberen Oelbergstraße, es ist vor wenigen Jahren der Spitzhacke zum Opfer gefallen.

Peter Moll war ein Genie, das in der ganzen Welt bekannt wurde. Sein Name ist auch heute noch unsterblich, denn in allen Fachbüchern der Welt, die als Handbücher der Nadelgehölze von Fachleuten, Natur- und Gartenfreunden immer wieder zur Hand genommen werden, stehen seine Züchtungen und Selektionen aufgeführt. Es muss einmal ganz klar herausgestellt werden, dass es keinen Baumschulisten im ganzen Pleistal gab und gibt, der ein solches internationales Ansehen erlangte. Während es die Baumschulen des Pleistales zu bekannten Vermehrungs- und Handelsbetrieben beträchtlichen Bestands- und Erfolgsumfanges gebracht haben, hat in Heisterbacherrott, hoch oben am Fuße von Oelberg und Rosenau, Peter Moll seine besonderen Kulturen betrieben. Ihm kam es erst in zweiter Linie auf das Verkaufen an.

Sein Genie lag im Beobachten und Ahnen. Wenn er mit seinem alten Schäferhund durch die Quartiere seiner Anlagen ging, erfasste sein Auge die kleinste Abweichung vom normalen Wuchs der Art (die Natur betreibt in ihren Individuen kleinste Sprünge von Erbänderungen, die Mutationen genannt werden). Peter Moll hat diese sofort erkannt, erfasst, im weiteren Wachstum beobachtet und dann gehandelt. Vielfach war es nur ein kleiner Zweig, ein unscheinbarer Trieb, der dem bekannten Erscheinungsbild der Pflanze nicht entsprach, in seiner Bedeutung erkannt aber etwas ganz Neues zu bringen vermochte. Nicht nur über fertige Pflanzen wachte sein Auge, das Ahnen und der Spürsinn gingen schon an die in seinen Anlagen reifenden Fruchtträger und die Samen. Er sammelte diese, stratifizierte (d. h. behandelte sie auf eine besondere Weise) und säte sie in kleinen Kästen aus, wo er sie die ersten Jahre sich entwickeln ließ. Seinem entdeckenden Auge fielen dann an diesen Sämlingen schon Veränderungen auf, er nahm sich ihrer besonders an, beobachtete über viele Jahre hinaus und entschied dann, ob sie was zu bringen in der Lage waren oder nicht.
Hunderte, ja von einzelnen Arten gingen tausende von Versuchspflanzen durch seine geschickten Hände und an den prüfenden Augen vorbei, aber nur wenige sonderte er aus. In diesen war dann nach langen Jahren der Pflege und Beobachtung mal eine besondere Pflanze, etwas neues, eine Moll'sche Züchtung, eine neue Selektion. Hielt dieses neue Individuum nach vielen Jahren immer noch, was in ihm gesehen oder erahnt war, ging es seinen Weg in die Welt. Botanische Gärten, Dendrologen, Freunde besonderer Gewächse und sonstige Liebhaber rissen sich um diese Moll'schen Pflanzen.
Die berühmteste seiner Selektionen ist die sog. „Moll'sche", wie sie hier im Orte immer noch genannt wird. Es ist eine Blaufichte mit dem botanischen Namen Picea pungens „Glauca Moll". Sie wird im Standardwerk von G. Krüssmann - Die Nadelgehölze (Verlag Parey) - in einem Photo von Peter Moll abgebildet und kurz beschrieben als Zwergform. Zum Schluss steht dort wörtlich:
„Aufgefunden bei MOLL in Heisterbacherrott". 

Die wohl ältesten und stattlichsten Exemplare stehen vor dem Hause Heisterbacher Straße 24 und waren ein Geschenk von P. Moll an Heinrich Schonauer, Eigentümer des dortigen Grundstückes. (Seit 2014 steht hier das Ärzte-und Apothekengebäude)

Aber auch sonst in Gärten und Vorgärten des Dorfes kann sie ein interessiertes Auge noch mehrmals sehen.

Eine weitere sehr bekannte Sorte der Herkunft Moll ist eine Zwergform der Eibe, sie heißt „Knirps", mit vollem botanischen Namen aber Taxus baccata „Knirps" (Moll). Sie wächst sehr langsam, breit und eigenwillig (heisterbacherrottisch) und hat sehr kleine, schmale, dunkelgrüne Nadeln. In der Beschreibung steht ferner: „Vor 1935 entstanden bei P. MOLL, Heisterbacherrott", mit Abbildung.

Als dritte besondere Berühmtheit aus der Baumschule Moll wird eine Cedrus deodara „Wiesemannii", also eine Himalajazeder Moll'scher Selektion mit dem beschreibenden Text und Abbildung genannt: „Vor 1933 entstanden bei P. MOLL, Heisterbacherrott, Siegkreis, und abgebildet in seinem Katalog Herbst 1936". Diese Kataloge sind nach P. Moll's Tod leider alle vernichtet worden. Wiesemann, zu dessen Ehre Moll seine Zeder benannt hatte, ist damals Direktor des Botanischen Gartens in Bonn gewesen.

Eine vierte Moll'sche Berühmtheit ist eine Schierlings- oder Hemlokstanne mit dem botanischen Namen Tsuga canadensis „Moll". In der Beschreibung mit Photo von Moll heißt es u. a.: „sehr hübsche, bei Moll, Heisterbacherrott, vorgenommene Selektion, bereits vor 1939 in Kultur, jedoch erst 1955 benannt". Aus dieser Bemerkung ersieht man auch, wie lange es dauert, bis eine neue Züchtung oder Selektion von den Systematikern anerkannt und international gültig benannt wird.

Der Name Peter Moll hat, wie die Ausführungen zeigten, internationalen Klang, zum Glück auch in Verbindung mit unserem Heisterbacherrott. Möge der Ort immer stolz auf Peter Moll sein. Das Anwesen Moll mit dem kleinen Metallfirmenschild „Peter Moll, Baumschulen", das an einem der Pfeiler des Hoftores hing, ist 1969 abgerissen worden. Die Bestände an Baumschulpflanzen wurden verschleudert, die kleine Gewächshausanlage, in der Peter Moll das Geheimnis seines 100-prozentigen Veredlungserfolges hütete, zerfällt. Eine Baumschule Peter Moll in Heisterbacherrott existiert nicht mehr. So geht das Irdische verloren. Die schönen Gewächse eines genialen Baumschulisten aber wachsen in aller Welt, sie sind das Vermächtnis eines Peter Moll an sein Heimatdorf Heisterbacherrott.

 

Züchtung von Peter Moll, Zwergform einer Blaufichte.
(Picea pungens glauca "Moll")

Bild von 1954 (ca.)
Teiltext: Winfried Görres; Fotograf: Klaus Weiss
Quelle: Schaufenster Siebengebirge 1973
Zur Verfügung gestellt von Friedrich Müller/Winfried Görres

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