Schule nach 121 Jahren geschlossenFahren Sie mit der Maus über das Bild. Info = Mauspfeil wird zur HandDas Bild hat beschriftete Bereiche.
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"Seit 121 Jahren gab es in Thomasberg eine Schule. Mit dem letzten Schultag vor den Ferien ging diese Zeit zu Ende. Die Schülerzahl war in den vergangenen Jahren immer mehr zurückgegangen, so dass ein ordnungsgemäßer Schulbetrieb in der Hauptschule Thomasberg nicht mehr gewährleistet war. Die Schülerinnen und Schüler werden nun die Schule in Oberpleis besuchen. Klassenverbände wie bisher sind gewährleistet und Klassenräume genug vorhanden.

Von einer Feierstunde zum Abschluss des Schuljahres konnte also in Thomasberg nicht die Rede sein, eher von einer Abschiedsstunde. Die kommissarische Schulleiterin Doris Symnofsky blickte zurück auf 121 Jahre Schule in Thomasberg: 'Dies ist heute kein Freudentag, kein Freudentag für die Schule und auch kein Freudentag für Thomasberg. Immerhin haben viele Generationen von Thomasbergern diese Schule besucht, Großeltern, Eltern und Kinder.' Doris Symnofsky hatte noch einmal in den alten Schulstammrollen und in den Entlassbüchern geblättert. In den vergangenen 121 Jahren haben an die 5 000 Mädchen und Jungen diese Schule, einst Mittelpunkt des Ortes, besucht. Das sind mehr Schüler als heute Thomasberg Einwohner hat. Die Lehrerin: 'Ein stolzes Kapitel unserer Dorf- und Heimatgeschichte wird damit beendet.' Nach diesen Worten standen ihr Tränen in den Augen.

Zu einer Trauerfeier wurde dann allerdings die Angelegenheit nicht. Dafür sorgten die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrpersonen. Eine Instrumentalgruppe spielte bekannte Lieder, zum Schluss 'Wohl auf in Gottes schöne Welt'. Eine Theatergruppe der Klasse 9a unter Marianne Masche führte ein Lustspiel auf: 'Vater darf's nicht wissen'. Ein 'Kollegiumquartett' begeisterte mit einer gereimten Geschichte auf die Thomasberger Schule auf die Melodie der 'Nordseeküste' und mit dem Tenor: 'Nä, wer hätt dat jedaach?' 

Schulamtsdirektor W. Hahn erklärte, dass er 1979 nach seinem Dienstantritt zum ersten Male in Thomasberg war, als er Rektor Toni Meyer in den Ruhestand verabschiedete. Schon damals habe es Rangeleien um den Fortbestand der Thomasberger Schule gegeben. Hahn wies darauf hin, dass seit dieser Zeit bis heute landes- und bundesweit die Zahl der Grundschüler um 25 und der Hauptschüler sogar um 35 Prozent zurückgegangen sei. Hahn sprach dem gesamten Lehrerkollegium mit Doris Symnofsky an der Spitze den Dank für die Erziehung der jungen Menschen aus.

Vizebürgermeister Herbert Losem sprach Abschiedsworte nicht nur als Kommunalpolitiker,  sondern auch als ehemaliger Schüler dieser Schule. Die Thomasberger Schule sei im Stadtgebiet eine besondere Schule gewesen, denn immerhin kamen aus 15 Ortschaften die Mädchen und Jungen zur Thomasberger Schule, die auch in den Vereinen wirksam gewesen sei. Zudem sei sie ein Stück Thomasberger Geschichte. Losem erinnerte an die Zeit, als noch der Rohrstock in der Schule 'regierte'. Heute würde bei jedem Streich sofort das Ordnungsamt und die Polizei gerufen. 

Pfarrer Paul Woelki bedauerte den Weggang seiner Schäfchen, wünschte aber auch für jenseits der Autobahn eine gute Zukunft mit einem verständnisvollen Miteinander. Er dankte dem Kollegium für die christliche Erziehung der Kinder.

Schulpflegschaftsvorsitzender Wolfgang Krämer griff noch einmal die Düsseldorfer Landesregierung und die Stadt Königswinter an, die die Schließung der Schule veranlasst hätten. Er und viele Thomasberger Bürger könnten kein Verständnis für die Schließung der Schule aufbringen. Sicher trüge der 'Pillenknick' eine gewisse Schuld an der Misere. Doch hätte man die Schule noch einige Jahre durchziehen können. Durch die Schließung würden zwar keine Lehrkräfte entlassen, aber auch keine neuen mehr eingestellt. Krämer: 'Alle unsere Bemühungen um den Erhalt der Schule waren vergebens. Wir haben zwar verloren, wollen aber nicht resignieren.' Auch Wolfgang Krämer dankte für die erzieherische Arbeit der Lehrkräfte an der Schule. 

Schülersprecher Volker Damm bezeichnete die Lehrerinnen und Lehrer als 'dufte Kumpel' und resümierte: 'Dem Fortschritt mußte die Schule weichen.' Bernd Fiebig überreichte Wolfgang Krämer und Volker Damm je einen Karnevalsorden der Strücher Gesellschaft, auf dem die Hauptschule verewigt ist. Herbert Losem übergab Doris Symnofsky zum Abschied ein Blumenangebinde."

Foto unten: Theatergruppe der Klasse 9a

Siehe Link unten: Zur Abschiedsrede der Schulleiterin Doris Symnofsky

Bild von 1986
Foto (unten) und Text: Günther Steeg; Scan: Clemens Bröhl
Quelle: Siebengebirgs-Zeitung Nr. 31 vom 31. Juli 1986
Zur Verfügung gestellt von Friedr. Müller (SZ) und Herbert Losem (Foto oben)
Marker Zur Abschiedsrede der Schulleiterin Doris Symnofsky

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