Ein kleiner Überblick über ein reiches Leben - mit eigenen Zitaten des Organisten Rudolf Hahne wurde am 27. August 1918 in Borsdorf/Leipzig geboren, wo sein Vater Felix Hahne (gest. 1945) Pfarrer war. Seine Mutter Alice geb. Thierfelden starb, als Rudolf erst 2 Jahre alt war. Einige Zitate von Rudolf Hahne zu seiner Kindheit im O-Ton: „Mein Berufsweg war für mich durch eine musikberufliche Familientradition vorgezeichnet. In frühen Jahren erhielt ich ersten Unterricht, in Chor und Ensemblespiel wurde ich groß.“ „Meine musikalische Ausbildung begann mit 8 Jahren: Klavier (8), Orgel (12), Kurrende und kirchlicher Posaunenchor ab 11 Jahre.“ „Eine echte Frömmigkeit im elterlichen Leipziger Pfarrhaus und die Eindrücke der Leipziger Bachpflege der Vorkriegsjahre zeichneten meinen späteren Berufsweg vor.“ „Gott loben, den Mitmenschen dienen zu dürfen – dieses erstrebenswerte Ziel bewegte mich seit Jugendtagen und wies mich zu den Aufgaben, nämlich zum Kirchenmusikalischen Dienst und zum Lehramt, die ich mit Hingabe zu erfüllen … bemüht bin. Die ersten musikalischen Anregungen erhielt ich in meinem frommen, geistig aufgeschlossenen elterlichen Pfarrhaus in der Nähe von Leipzig. Im Alter von 12 Jahren, als die Füße noch kaum die Pedaltasten erreichten, durfte ich in meiner Heimat die Orgel in den Gottesdiensten spielen. Meiner „ersten Liebe“, der Orgel, bin ich durch Jahre und Jahrzehnte treulich verbunden geblieben.“ 1925 besuchte er die Grundschule, 1929 das altsprachlich-humanistische Gymnasium in Leipzig. 1937 machte er Abitur. Danach begann er sein Musikstudium in Leipzig und Halle (Klavier-Orgel-Theorie). „Beruflich richtungweisend wurden mir die wertvollen Studienjahre bei dem damaligen Thomaskantor Prof. Günther Ramin.“ Aber bereits 1938 wurde sein Studium unterbrochen, weil er zum Arbeitsdienst und ein Jahr später zum Militärdienst bei der Luftwaffe einberufen wurde. „Als Militärmusiker in einem Luftwaffenkorps (Schlagzeug, Posaune, Tuba, Saxophon) habe ich während der Kriegsjahre manche Erfahrung auf dem Gebiet der leichten Muse sammeln können, die ich nicht missen möchte.“ 1945 geriet er in amerikanische Gefangenschaft. Nach Krieg und Gefangenschaft nahm er 1946 das Musikstudium an der Musikhochschule Leipzig wieder auf und legte 1949 das Staatsexamen ab. Als er 1998 seinen 80. Geburtstag feierte, war er einer „der letzten noch amtierenden Organisten aus der Ausbildungsklasse des 1956 verstorbenen Leipziger Thomaskantors Prof. Günther Ramin“, so Günther von Holst im damaligen Gemeindebrief . „Wunderbar, daß ich nach 7-jähriger Unterbrechung durch Krieg und Gefangenschaft mein begonnenes Musikstudium bei dem von mir hochverehrten Thomaskantor Prof. Dr. Günther Ramin an der Leipziger Musikhochschule fortsetzen und zum erfolgreichen Abschluß bringen durfte! Die einstige Mitarbeit in der Leipziger Thomaskirche, der Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs, bleibt für mich nicht nur eine wertvolle Erinnerung, sondern eine fortdauernde Verpflichtung, das große kirchenmusikalische Erbe weiter zu geben mit Herz und Verstand. Darum bemühte ich mich in meiner Eigenschaft als Organist als auch als Dozent an Musikhochschulen in Leipzig, Berlin, Duisburg.“ Von 1945 bis 1951 war er als Kantor in Naunhof/Leipzig tätig und verdiente sich den Unterhalt fürs Studium in dieser Zeit durch Tanz- und Unterhaltungsmusik. „Die musikpraktischen Erfahrungen als Militärmusiker (1938 – 1943) und mit Tanz- und Unterhaltungsmusik (1945 – 1951), womit ich mein Studium finanzierte, möchte ich rückblickend nicht missen. Auch in den Jahren meiner hauptamtlichen Beschäftigung als Kirchenmusiker war ich konzertierend und pädagogisch tätig an Orchesterschule, Volkshochschule, Musikpädagogischem Institut der Universität und Musikhochschule, Musikschule.“ Dem Kantoren- und Schuldienst ab 1945 in Naunhof/Leipzig folgte 1951 der Wechsel an die Lutherkirche und 1954 an die St. Lukaskirche Leipzig. Außerdem war er von 1951 bis 1957 als Dozent an Hochschule und Universität tätig. 1957 begann er den Dienst an der St. Marienkirche in Bernau bei Berlin, bekleidete das Amt des Kreiskirchenmusikwarts und lehrte an der Musikhochschule. Am 27. Juli 1961 flüchtete er aus der sowjetisch besetzten Zone „wegen Drangsalierung und Verfolgung“. Über diese schlimmen Erfahrungen sprach er nur sehr selten. 1961 berief ihn die Evangelische Kirchengemeinde Rheydt (Mönchengladbach) als ersten hauptamtlichen Kirchenmusiker auf die neu eingerichtete A-Kirchenmusikerstelle. In dieser Zeit hatte er auch das Amt des Kreiskirchenmusikwarts inne und dozierte am Konservatorium Duisburg. 1964 kündigte er in Rheydt und kam nach Bonn, wo er bis 1966 den Organistendienst in der Heilandkirchengemeinde in Mehlem übernahm. Ab 1967 unterrichtete er Musik am Ernst-Kalkuhl-Gymnasium Oberkassel. In diesem Jahr übernahm er auch die Leitung der Niederrheinischen Bläservereinigung (bis 1969). Ebenfalls 1967 wurde er bis 1978 nebenamtlicher Kirchenmusiker der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel. „Ich bin dankbar für die ständig wachsende Mitgliederzahl im Singkreis, Bläserkreis, Kurrende und Instrumentalkreis, für die gute Zusammenarbeit von Jung und Alt in den Chören, für eine klangschöne Orgel, für die musikalische Aufgeschlossenheit der Gemeinde, in der die MUSICA SACRA gedeihen kann. Was ich mir wünsche?: Eine Fortentwicklung unseres Oberkasseler musikalischen Lebens in quantitativer und qualitativer Hinsicht – und eine Gemeinde, die mitgeht, die die Bereitschaft und die Zeit zum Zuhören aufbringt und von Herzen einstimmt in Dank und Lob unseres Gottes!“, schrieb er in diesen Jahren. 1971 begann der Vater von vier Töchtern seine Unterrichtstätigkeit an der Musikschule Bonn, ab 1974 im Hauptamt, übernahm 1979 die Leitung der Abteilung Vorberufliche Fachausbildung (VFA) und von 1978 bis 1980 nebenamtlich den kirchenmusikalischen Dienst in der Evangelischen Erlöserkirchengemeinde Bad Godesberg. „Als Organist, Cembalist, Pianist und Begleiter war ich in zahlreichen Musikzentren Deutschlands tätig und z.B. in Salzburg (1972), Luxemburg, Schweden, Holland, England.“ 1981 wurde er Stellvertretender Direktor der Bonner Musikschule. Am 24. Januar 1982 begann der inzwischen 65-Jährige seinen Dienst als Organist mit Leib und Seele, Herz und Verstand in der Evangelischen Kirchengemeinde Königswinter, den er bis ins hohe Alter begeistert und begeisternd versah. Rudolf Hahne wurde 1984 zwar offiziell pensioniert, dachte aber noch lange nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. 1994 gestaltete der unermüdliche Ruheständler die 100. Orgelvesper in der Königswinterer Kirchengemeinde. Mit diesen kirchenmusikalischen Akzenten, die er seinerzeit initiiert hatte, trug er dazu bei, dass die Orgel in der Christuskirche Königswinter restauriert und eine Orgel für die Auferstehungskirche Ittenbach angeschafft werden konnten. Zu seinem 80. Geburtstag am 27. August 1998 schenkten ihm seine Musikerkollegen und -freunde ein öffentliches Überraschungskonzert im Ev. Gemeindehaus Ringstraße in Ittenbach, an dem sich rund 100 Festgäste mit ihm und seiner Frau Christa mitfreuten. Am 18. Februar 2007, im 89. Lebensjahr, wurde Rudolf Hahne nach 15 reichen kirchenmusikalischen Jahren in der Kirchengemeinde Königswinter verabschiedet. Im Jahr 2008 ist Rudolf Hahne gestorben. „ `Wenn du auf die Orgelbank gehst, dienst du zur Ehre Gottes.` So hat Rudolf Hahne seine Schüler unterwiesen und damit ausgesprochen, wie er selbst seine Arbeit in der Kirche versteht. Sein Orgelspiel ist Ausdruck seines Glaubens und seiner Liebe zu Gott.“ (Günther von Holst in: DER WEG, 30.8.1998) |