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Johann Wilhelm Stricker geboren am 08.10.1771 in Boseroth (Gemeinde Oberpleis) Zum Priester geweiht am 22.12.1798 in Köln Zum Schulvikar in Oberpleis ernannt am 21.09.1805 Zum Pfarrer in Oberpleis ernannt am 23.11.1813 Verstorben am 11.09.1832 in Oberpleis
Lieber Herr Pfarrer Stricker!
Es geschieht wohl nicht oft, daß jemand in seiner eigenen Heimatgemeinde seinen priesterlichen Dienst verrichten darf. Acht Jahre waren Sie als Schulvikar und die folgenden zwanzig Jahre als Pfarrer in Oberpleis tätig. Es wird Sie freuen, daß die Nachkommen Ihrer Familie - wenn auch mit anderen Namen - immer noch unter uns leben, Sicher hat die Gemeinde sich zu Ihrer Zeit über Ihr Priesteramt gefreut, sonst hätten Sie wohl nicht in Oberpleis so segensreich wirken können, Ich wünsche mir, daß die heutige Gemeinde ihre Priester und noch mehr jene, die Gott zum geistlichen Dienst ruft, genauso trägt, wie Sie das einst erfahren durften.
Auf Ihrem Grabstein ist zu lesen, daß Sie die Schule in Oberpleis gegründet haben. Wir wissen, daß das so nicht ganz stimmt: Schon Ihr Urgroßvater wird im Kirchenbuch “ludi magister”, also Schulmeister in Oberpleis genannt, ebenso Ihr Großvater. Sie haben die Familientradition fortgesetzt und sich erfolgreich für das Schulwesen in unserer Gemeinde eingesetzt. Sie würden staunen, was aus diesen kleinen Anfängen geworden ist: Zweieinhalbtausend Kinder und Jugendliche kommen heute in den Oberpleiser Schulen zusammen, Wenn auch die Zeit der geistlichen Schulaufsicht, wie Sie sie als Pfarrer ausgeübt haben, längst vorüber ist, so darf ich doch wohl mit Freude fest- stellen, daß auch in diesen großen “Lernfabriken” viele Lehrerinnen und Lehrer im gleichen Geist der Liebe zur Jugend wirken, wie Sie es einst getan haben.
Freilich, nicht nur äußerlich hat sich Oberpleis seit Ihren Tagen geändert: Während zu Ihrer Zeit die Kinder ganz selbstverständlich in einer christlichen Umwelt heranwuchsen, sind sie heute vielen anderen, auch glaubensfeindlichen Einflüssen ausgesetzt. Darum müssen wir heute große Anstrengungen unternehmen, daß unsere Kinder und Jugendlichen ihren Platz in der Gemeinde der Gläubigen finden. So ist uns die Arbeit mit Kinder und Jugendgruppen wichtig, noch entscheidender sind die katechetisehen Bemühungen um den Glauben der jungen Menschen und ebenso ihre Einbeziehung in die Gestaltung unserer Gottesdienste. Manches ist da in den letzten Jahren gewachsen, und erfreulich viele Gemeindemitglieder stellen ihre Zeit und Kraft für diese Aufgaben zur Verfügung. Sie, lieber Herr Pfarrer, haben einst in einer Zeit großer geistiger Umbrüche den Glauben in Oberpleis für uns bewahrt, nun ist es unsere heilige Aufgabe, diesen Glauben weiterzugeben an die Menschen, die nach uns kommen.
Zum Schluß darf ich Ihnen noch etwas Erfreuliches berichten: Sie haben der Gemeinde aus Ihrem Erbe Land vermacht, um den Unterrtcht der Kinder zu sichern. Wir sind sicher, daß wir in Ihrem Geist gehandelt haben, als wir 1981 mit dem Erlös dieses Landes ein Haus gekauft haben, das uns jetzt als Pfarrheim dient. So hat Ihre gute Tat nach 150 Jahren noch unerwartet gute Fruchte gebracht. Dafür dankt Ihnen die ganze Gemeinde.
Johannes Krein geboren am 06.04.1791 zu Thum, Pfarrei Merheim Zum Priester geweiht im Jahre 1815 Kaplan in Mülheim am Rhein und in Marialinden Seit 1820 Pastor in Winterscheidt Seit 1835 Pastor in Oberpleis Verstorben am 10.05.1844 in Oberpleis
Sehr geehrter Herr Pfarrer Krein!
Ich muß gestehen, ich weiß von Ihnen nicht mehr als ein paar nüchterne Lebensdaten. Aber wäre das eigentlich so wichtig, wenn wir viele Einzelheiten Ihres neunjährigen Wirkens als Pastor in Oberpleis aufzählen könnten, ist nicht vielmehr gerade das Alltägliche auch das Entscheidende?
Das Alltägliche: Neun Jahre haben Sie in dieser Gemeinde das Wort Gottes verkündet; in Ihren Predigten, im Religionsunterricht und in der Christenlehre, bei der Spendung der Sakramente und in vielen, vielen Gesprächen. Und neun Jahre haben Sie in dieser Gemeinde die heilige Messe gefeiert und die Sakramente gespendet. Christus ist durch Sie hier in Oberpleis am Werk gewesen, und sein Handeln allein ist wichtig, nicht das Handeln der Menschen Nach dem Wort des hl. Petrus haben Sie den Menschen gedient als ein guter Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes.
Sehr geehrter Herr Pfarrer Krein, auch heute noch lebt die Gemeinde Oberpleis einzig und allein davon, daß wir Christi Wort weitergeben in unserem Sprechen und unserem Handeln und daß wir Christi Heilszeichen gläubig vollziehen. Freilich kommen wir immer mehr zu der Einsicht, daß das nicht allein Sache der kirchlichen Amtsträger ist, daß vielmehr das ganze Gottesvolk als königliche Priesterschaft berufen ist. Sie würden wohl staunen, wie viele Gemeindemitglieder mithelfen bei der Hinführung der Kinder und Jugendlichen zum Glauben und Leben mit Christus, wie viele sich auch mit einsetzen für die rechte Feier unseres Gottesdienstes. Und noch mehr würden Sie sicher staunen, in welchem Maße unsere Christen bereit sind, zu teilen mit den vielen Menschen in materieller und geistiger Not. Sicher haben dazu auch die modernen Informationssysteme beigetragen: Zeitungen, Bücher, Radio und Fernsehen. So ist die Bereitschaft zur Mitverantwortung, wie ich meine, zum Kennzeichen der Christenheit unserer Tage geworden. Darüber sind wir sehr froh, aber wir wissen auch, daß wir da erst am Anfang stehen. Der christliche Glaube findet keine gesellschaftlichen Stützen mehr, wir werden in Zukunft jeden einzelnen Menschen für Christus gewinnen müssen, Und das wird nur durch die gemeinsame Anstrengung aller Christen zu schaffen sein.
Die Wege, die wir dazu gehen müssen, werden in unserer heutigen Zeit ganz anders sein als einst die Ihren, aber im Ziel sind wir mit Ihnen ganz und gar verbunden: Daß Christus lebt in seinem Wort und seinem Sakrament, Sie durften in unserer Gemeinde Christi Werkzeug sein, darum wissen wir uns in Christus mit Ihnen verbunden. In dieser Gemeinschaff grüßt Sie Ihre Gemeinde Oberpleis.
Johannes Hertel geboren am 15.10.1803 in Bonn Zum Priester geweiht am 21.04.1829 Kaplan in Siegburg 1829- 1838 Pfarrer in Dattenfeld 1838 – 1844 Zum Pfarrer von Oberpleis ernannt im Jahre 1844 1850 - 1855 Dechant des Dekanates Königswinter Verstorben am 02.08.1881
Sehr geehrter, hochwürdiger Herr Dechant Hertel!
Vor mit liegt Ihr Porträt aus dem Jahre 1852, und ich erkenne einen ehrfurchtgebietenden geistlichen Herrn. Zweifellos waren Sie zu Ihrer Zeit der angesehenste Bürger von Oberpleis. Zum Pfarrer schaute man auf, und vielleicht nahte man sich ihm nur “mit Zittern und Zagen”. Das hat sich nun im Laufe eines Jahrhunderts sehr geändert, und ich muß gestehen, daß ich darüber nicht traurig bin. Wir bemühen uns heute, als Mensch unter Menschen zu leben, denn so wichtig auch unser Amt sein mag, wichtiger ist die Gemeinde Jesu Christi, der wir mit unserem Priestertum zu dienen haben. Ja, auch in der Gemeinde Oberpleis lebt Christus, unser Herr, weiter, und darauf allein kommt es an!
Aber vielleicht sind wir gar nicht so sehr verschieden, denn ich lese, daß Sie die Ehrenstellen des Dechanten und Schulpflegers schon bald “wegen der ausgedehnten Seelsorge” niederlegten. Daran erkenne ich, daß auch Sie nicht Priester geworden sind, um Ehren und Würden zu gewinnen, sondern um Christus in den Menschen zu dienen. Es war ja auch wirklich eine ausgedehnte Seelsorge: Nicht nur die heutige Pfarrei Thomasberg gehörte zu Ihrem Seelsorgsbereich, sondern auch der ganze Oberhau. So war es wohl ein wichtiger und notwendiger Schritt, als im Jahr 1872 die erste Notkapelle in Eudenbach errichtet und von Ihrem Kaplan betreut wurde.
Sehr geehrter Herr Dechant, nun komme ich zu dem tragischsten Ereignis Ihres Lebens, einem Vorgang der auch heute noch in der Erinnerung mancher Oberpleiser fortlebt: Weil Sie sich weigerten, die kirchenfeindlichen Gesetze der preußischen Regierung anzuerkennen wurde Ihnen im hohen Alter am 01.01.1875 vom Staat das Gehalt entzogen und am 20.12.1875 - vier Tage vor Weihnachten! - wurden Sie vom Bürgermeister aus dem Pfarrhaus gewiesen. So mußten Sie am Ende Ihres Priesterlebens noch Ihren besonderen Kreuzweg gehen. Nun wäre ein solches Vorgehen heute kaum denkbar und unser Bürgermeister würde sich zu einer solchen Unmenschlichkeit gewiß nicht hergeben, - aber kirchenfeindliche und gottesfeindliche Kräfte sind auch heute mehr als genug am Werk. Darum sollten wir Gott um den gleichen Bekennermut bitten, den er Ihnen einst gegeben hat, daß keiner von uns zu feige ist, für seinen Glauben einzutreten! Damals haben die Grafen Spee Sie im Haus Niederbach aufgenommen; ich bin sicher, daß es auch heute aufrechte Frauen und Männer gibt, deren Standfestigkeit der ganzen Gemeinde Halt gibt.
Das Ende Ihres Lebens war von einem langen Krankenlager bestimmt: Fast zwei Jahre konnten Sie nicht mehr die heilige Messe feiern, Sie haben die Ohnmacht unseres gekreuzigten Henn geteilt und sind deshalb in dieser Zeit mehr denn je Priester gewesen - nun teilen Sie mit ihm die Freude des österlichen Lebens! Bleiben Sie auch weiterhin mit Ihrer Gemeinde Oberpleis verbunden.
Franz Vorent geboren am 18.12.1847 in Köln Zum Priester geweiht am 24.08.1872 Hauskaplan bei Pfarrer Hertel seit dem 03.12.1872 Pfarrverwalter in Oberpleis vom 02.08.1881 bis zum 19.05.1888 Zum Pfarrer in Buchholz ernannt am 23.07.1888 Verstorben am 04.08.1891 in Buchholz
Lieber Herr Kaplan Vorent!
Obwohl Sie nie Pfarrer in Oberpleis waren, muß ich Sie doch zu meinen Vorgängern zählen. Gleich nach Ihrer Priesterweihe kamen Sie nach Oberpleis, um dem greisen Pfarrer Hertel beizustehen. Fast neun Jahre lebten Sie mit ihm zusammen und wahrscheinlich mußten Sie bald die ganze Last des Priesteramtes tragen, konnte doch Pfarrer Hertel in den letzten Jahren kaum noch die heilige Messe feiern. Sie haben auch mit ihm die Bitterkeit und Ausweisung aus dem Pfarrhaus getragen. So sind Sie ihm ein selbstloser Freund gewesen und haben zugleich unserer Gemeinde gedient, die doch nicht eigentlich “Ihre” Gemeinde war. Und als nach dem Tod ihres Pfarrers wegen der politischen Verhältnisse kein Nachfolger ernannt werden konnte, haben Sie weitere sieben Jahre die Pfarrei verwaltet.
Sicher haben Sie Ihre Kräfte in Oberpleis verbraucht, hat Sie doch schon wenig später der Tod ereilt. Sicher werden Sie glücklich sein, daß diese Bereitschaft zum selbstlosen Dienst auch heute noch in der Gemeinde lebendig ist. Ich denke an die vielen, die sich still und unauffällig um ihre alten und kranken Nachbarn kümmern, ich denke auch an die Frauen, Männer und Kinder, die man jederzeit rufen kann, wenn die Gemeinde sie braucht. Diese unsere Mitchristen würden es mir übelnehmen, woll- te ich sie hier mit Namen nennen. Sie suchen keine öffentliche Anerkennung, und doch wissen wir alle, daß durch sie die Gemeinde lebt.
Lieber Herr Kaplan Vorent, ich erwähnte es schon oben, daß Sie in besonderer Weise ein Opfer des Kulturkampfes waren. Für die Freiheit der Kirche haben Sie manchen Verzicht auf sich nehmen müssen, Diese Freiheit wurde damals wiedergewonnen, kein Kanzelparagraph hindert uns, das Wort Gottes zu verkünden, Gebe Gott, daß wir diese Freiheit recht gebrauchen, daß wir nicht private Meinungen an die Stelle des Gotteswortes setzen, aber auch, daß wir “das Wort verkünden, gelegen oder ungelegen”, wie uns St. Paulus auffordert. Und schließlich, mögen wir in Erinnerung an Sie auch mit den Mitchristen solidarisch bleiben, die in anderen Teilen der Welt noch ihrer christlichen Freiheit beraubt sind!
Daß wir auch Ihr Vermächtnis in Ehren halten, das verspricht Ihnen Ihre Pfarrgemeinde Oberpleis.
Friedrich Schmitz geboren am 08.03.1836 in Siegburg Zum Priester geweiht am 01.09.1862 Kaplan in Dünnwald und Pfarrer in Meyerode bei St. Vith Zum Pfarrer in Oberpleis ernannt am 19.05.1888 Verstorben am 30.09.1900 in Oberpleis
Sehr geehrter Herr Pfarrer Schmitz!
Jede Gemeinde liebt ihre Kirche, und sei sie noch so häßlich, denn es verbinden sich für jeden gute Erinnerungen mit dem Gotteshaus. In Oberpleis aber geht diese Liebe Hand in Hand mit dem Stolz auf ein so kostbares Bauwerk. Deshalb sind wir Ihnen zu besonderem Dank verpflichtet, denn Sie haben die “altehrwürdige Propsteikirche, eine herrliche Perle des romanischen Baustyls” aus dem 12. Jahrhundert, welche dem Verfall preisgeben schien, wieder aufs neue mit Hilfe einer opferbereiten Gemeinde und reicher Mittel aus Provinzialfonds zu einem herrlichen Gotteshaus erstehen” lassen. So lese ich auf Ihrem Totenzettel, und wir wissen aus den Bauberichten, daß da wirklich Grundlegendes geschehen ist.
Unser Stolz ist aber nicht nur der Stolz des Kunstliebhabers, wir erkennen in unserer Kirche das Zeugnis eines lebendigen Glaubens vieler Jahrhunderte. Jeder Stein, jedes Bildwerk berichtet uns von den Menschen, die vor uns hier gelebt und Gott geliebt haben. Ich sehe die lange Reihe vor mir: die ersten Siedler im 8. Jahrhundert, die den Ort begründeten und sicher schon ihr bescheidenes Gotteshaus hatten; die Siegburger Mönche, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts unsere heutige Kirche bauten; und dann die vielen, die ihnen folgten, darunter auch Sie, Herr Pfarrer Schmitz und Ihre Gemeinde. So ist es für uns ein bei. heiliges Vermächtnis, diese Kirche zu hüten und mit gläubigem Leben zu erfüllen. Gebe Gott, daß wir uns dieses Erbes würdig erweisen! Die Zeichen sind böse: Manche haben sich von Gott und seiner Kirche abgewandt, viele stehen gleichgültig da. Aber noch ist die Zahl derer groß, die den Glauben und die Liebe ihrer Vorfahren treu bewahren die unsere wundervolle Kirche mit ihren Gebeten erfüllen und nicht mit dem Geschwätz von Kunsttouristen. Ja, es ist gut, in diesem Gotteshaus zu beten, das auf besondere Weise geheiligt ist durch den Glauben so vieler Generationen. Und der lebendige Herr, der so geheimnisvoll in der Brotsgestalt unter uns ist, verbindet uns mit allen, die in ihrem irdischen Leben zu uns gehört haben und dereinst zu ihm gehören werden.
Aber noch ein zweites Andenken verbindet uns mit Ihnen, sehr geehrter Herr Pfarrer: Ihr geistlicher Bruder hat aus Ihrem gemeinsamen Besitz den Franziskaner-Schwestern die “Villa Constantia” geschenkt. Seitdem ist von diesem Haus in achtzig Jahren viel Segen auf die Gemeinde gekommen, auf unsere Kranken, auf erholungsbedürftige Mütter und nunmehr auf unsere alten Menschen, Wie gut ist es doch, daß unsere Alten, auch wenn sie pflegebedürftig sind, in unserer Mitte bleiben können!
So ist auf überzeugende Weise sichtbar geworden, daß unser Gottesdienst nur dann vom Geist Gottes erfüllt ist, wenn er mit tätiger Liebe Hand in Hand geht.
In diesem Geist der Gottes- und Nächstenliebe grüßt Sie Ihre Pfarrgemeinde Oberpleis.
Franz Jakob Horst geboren am 26.07.1840 in Lüftelberg bei Bonn Zum Priester geweiht am 02.09.1866 in Köln Kaplan an St. Kunibert in Köln und St. Nikolaus in Aachen Vikar in Helenabrunn und Pfarrer in Buchholz Als Pfarrer in Oberpleis eingeführt am 19.01.1901 In den Ruhestand getreten am 01.04.1913 Verstorben am Gründonnerstagmorgen des Jahres 1918
Sehr geehrter Herr Pfarrer Horst!
Mit 61 Jahren, in einem Alter, in dem andere sich schon auf den Ruhestand vorbereiten, kamen Sie zu uns nach Oberpleis. Wenn ich ein Foto aus dieser Zeit richtig deute, so waren Sie kein Mann, der noch aufsehenerregende Taten vollbringen sollte; ich denke vielmehr, daß Sie die letzten Jahre Ihres Lebens in Ruhe und Frieden dem Herrn dienen sollten. Die Weisheit, die Gelassenheit des Alters, haben Sie uns vorgelebt. Sehet die Lilien des Feldes, mögen Sie Ihrer Gemeinde gesagt haben, sie arbeiten nicht und spinnen nicht, doch selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen.
Dank der Fortschritte unserer Medizin ist die Zahl der alten Menschen heute viel größer als zu Ihrer Zeit, und doch zählt in unserer Welt nur, wer jung ist. Und viele ältere Menschen erliegen diesem Jugendlichkeitswahn, wollen das Nachlassen ihrer Kräfte nicht wahrhaben und leiden dann zutiefst darunter, daß ihnen manches nicht mehr gelingen will. Andere ziehen sich verbitten zurück, nörgeln an allem herum und machen sich und anderen das Leben schwer. Aber Gott sei Dank gibt es auch unter uns viele alte Menschen, die um die Kostbarkeit des Alters wissen, die sich über die kleinen Dinge freuen können, welche die stürmische Jugend so leicht übersieht. Es gibt jene, die wieder zu der Einfachheit und Geradlinigkeit eines Kindes zurückgekehrt sind, ohne doch dabei kindisch zu werden. Und es gibt jene, die zur wahren Weisheit gelangt sind, die die Nichtigkeit des Alltags von den wirklich wichtigen Dingen zu unterscheiden wissen.
Wie viel Sicherheit und wie viel Güte strahlt doch von manchen alten Menschen aus! Wie arm wäre unsere “Leistungsgesellschaft”, wenn es sie nicht gäbe! Ihre Kraft aber gewinnen sie aus der selbstverständlichen Sicherheit ihres Glaubens, aus der Geborgenheit in Gott. Manche von ihnen haben Sie, sehr geehrter Herr Pfarrer, einst getauft, der Samen, den Sie gesät haben, ist wunderbar aufgegangen. Dafür wollen wir Gott danken!
Alter und Krankheit gehen oft Hand in Hand; aber das gehört zu den Realitäten unseres Lebens, die Sie einst in Oberpleis erfahren mußten. Kaum einem von uns bleibt es erspart, Christus auch auf dem Kreuzweg zu folgen. Unser Glaube befähigt uns, darin nicht nur Last und Not, sondern auch Gnade zu erkennen. Ich bin immer wieder aufs neue davon betroffen, wie viel Friede und stille Freude von manchem Krankenbett ausgehen, So gehören diese Kranken, die äußerlich von der Gemeinde getrennt sind, doch in Wirklichkeit zu jenen, durch die unsere Gemeinde lebt. Daß dieses Leben aus der Mitte des Glaubens in Oberpleis nicht erlischt, darauf hofft und darum betet mit Ihnen Ihre Gemeinde.
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Robert Lemmen geboren am 01.09.1874 in Köln Zum Priester geweiht am 15.03.1902 Kaplan in Kerpen und an St. Gereon in Köln Am 13.12.1911 als Kaplan und Pfarrvermittler nach Oberpleis berufen Dort am 10.04.1913 zum Pfarrer ernannt Im September 1933 zum Oberpfarrer in Lechenich ernannt Verstorben am 13.02.1938 in Kevelaer
Lieber Herr Pfarrer Lemmen!
Das Gute, das Sie in zweiundzwanzig Jahren der Seelsorgstätigkeit in Oberpleis getan haben, weiß Gott allein. ln Ihrer Lebensgeschichte aber berührt mich am meisten. wie Sie im September 1933 schweren Herzens unsere Gemeinde Verlassen mußten, weil Ihre angegriffene Gesundheit dem Dienst in der weitausgedehnten Pfarrei Oberpleis nicht mehr gewachsen war. Damals gehörte ja auch noch das ganze Gebiet der heutigen Pfarrei Thomasberg zu Ihrem Seelsorgsbezirk. Welche Wege waren da zu gehen! Und doch ist Ihnen der Abschied schwergefallen, ein Stück Ihres Herzens blieb zurück. Aber die Sache Jesu Christi war Ihnen wichtiger als alle menschlichen Bindungen. Wie schnell sind wir doch heute bereit, eine Forderung sogleich als unzumutbar abzuweisen, unsere Bequemlichkeit höher zu schätzen als unser Gewissen!
Ich denke da auch an Ihre Gemeinde, die die gleichen Wege zu gehen hatte. Schon mehrfach erzählten mir altere Leute, wie sie damals als Kinder an jedem Sonntag insgesamt an die vier Stunden unterwegs waren, vormittags zur Messe und nachmittags zur Christenlehre. Undenkbar, so etwas heute zu verlangen! Für manche ist es ja schon zu lästig, sich sonntags morgens anzuziehen und das Auto aus der Garage zu holen. Welche fadenscheinigen Entschuldigungen müssen da oft herhalten! Ach, hätten wir doch noch etwas von der selbstverständlichen Treue Ihrer Gemeinde! Wahrscheinlich werden sie oft geschimpft haben auf ihren mühseligen Wegen bei Wind und Wetter, aber sie waren da. Sie wußten, daß Gottesdienst eben ein Dienst ist, den wir Gott schuldig sind und nicht eine Einrichtung zur Befriedigung “religiöser Bedürfnisse”. Sie, lieber Herr Pfarrer, haben diesen Geist der Glaubenstreue mit grundgelegt, der sich dann bald bewähren mußte in den unseligen Jahren, die bei Ihrem Weggang von Oberpleis gerade begonnen hatten. Und es wird ihnen eine große Freude sein, daß viele, sehr viele Ihrer ehemaligen Kommunionkinder jedes Jahr unserer Einladung zur Jubelkommunion folgen.
So grüßt Sie in Dankbarkeit und herzlicher Verbundenheit ihre Gemeinde Oberpleis.
Johannes Dick geboren am 12.02.1891 in Stotzheim bei Köln Zum Priester geweiht am 24.06.1915 in Köln Kaplan in Köln (St. Maria in der Kupfergase), Köln-Humboldt und St. Peter in Köln (1925 - 1933) Als Pfarrer in Oberpleis eingeführt am 22.10.1933 Verstorben am 26.08.1944 in Oberpleis
Lieber Herr Pfarrer Dick!
Mit Ihnen fühle ich mich besonders verbunden, kamen Sie doch aus dem gleichen Kölner Innenstadtdekanat nach Oberpleis wie ich. Sie hatten in einer der ärmsten Kölner Pfarreien die ganze Not jener Jahre erfahren, aber auch schon die Hilfsbereitschaft der Oberpleiser kennengelernt, denn Ihr Pastor, der berühmte “Molls Chreß”, hatte manche erfolgreiche Bettelreise nach Oberpleis unternommen. Im Jahr 1933 kamen Sie hierher; ob Sie wohl damals schon die schicksalhafte Bedeutung dieser Jahreszahl erkannt hatten? Nun, bald mußten Sie es erfahren, daß Sie Ihre ganze Klugheit und Ihren ganzen Mut brauchten, um in diesen schlimmen Jahren die Gemeinde zu leiten. Sicher sind Einzelne damals untreu geworden, aber die große Mehrheit der Gemeindemitglieder hat auch in dieser schweren Zeit den Glauben bewahrt. Manchmal denke ich, daß der Wohlstand und die Bequemlichkeit unserer Tage für den Glauben schädlicher sind als die Verfolgungen Ihrer Zeit. Hätten doch heute alle Christen die Treue, die Ihre Gemeinde bewiesen hat!
Und dann kam der furchtbare Krieg. Ich lese im Sterbebuch der Pfarrei Ihre Eintragungen über die Gefallenen, und ich versuche nachzuempfinden, was Sie dabei ge. spürt haben. Viele dieser Toten hatten Sie noch als Kinder gekannt! Wenn ich an unsere Kommunionkinder, an unsere Meßdiener denke, wenn ich ihre fröhlichen Gesichter vor mir sehe und sollte mir vorstellen, daß sie einem so furchtbaren Schicksal entgegengehen, so könnte ich geradezu verzweifeln! Haben wir wirklich alles getan, um ihnen das zu ersparen? Frieden ist möglich, wenn wir Frieden schaffen, der Friede wird uns nicht erhalten bleiben, wenn wir die Hände in den Schoß legen.
Gott allein weiß, lieber Herr Pfarrer, ob nicht das Leid, das Sie selbst erfahren haben und das Sie in so vielen Familien mittragen mußten, Ihre Gesundheit untergraben hat, daß Sie so früh sterben mußten. Noch immer toben Kriege in vielen Teilen der Welt, noch immer weinen Mütter um ihre Kinder, aber wir sind in der Gefahr abzustumpfen. Das Fernsehen, das Sie noch nicht kannten, bringt uns Krieg und Tod in unsere Wohnstuben, und wir nehmen es hin wie den täglichen Wetterbericht. So haben wir einen Panzer um unser Herz gelegt, und unsere kleinen Alltagssorgen erscheinen uns drückender als all dieses unermeßliche Leid.
Sie haben in dieser Gemeinde manche Predigt gehalten, zum Schluß aber ist Ihr Leben selbst zu einer Predigt geworden: Verhärtet nicht euer Herz, daß ihr mitleiden könnt und daß ihr bereit seid zur Hilfe, wo immer es möglich ist.
Daß wir auf diese Predigt hören wollen, das verspricht Ihnen Ihre Gemeinde Oberpleis.
Hans Wichert geboren am 18.07.1897 in St. Goar Zum Priester geweiht am 13.07.1922 im Dom zu Köln Kaplan in Bardenberg, Düren, Elsdorf und Bonn, St. Marien Zum Pfarrer in Oberpleis ernannt am 24.09.1944 Ehrenbürger der Gemeinde Oberpleis (16.08.1962) Verstorben am 12.05.1967 in Bonn
Lieber Herr Pfarrer Wichert!
Die dreiundzwanzig Jahre Ihrer Amtszeit gehören sicher zu den bewegtesten, die je ein Pastor in Oberpleis verbrachte: Die Not des letzten Kriegsjahres, die Schrecken des Kriegsendes, die Sie so eindrucksvoll beschrieben haben, der äußere und innere Wiederaufbau, Und dieser letztere war vermutlich der schwierigere: Wie viele Menschen hatten damals die Orientierung verloren, manche hatten sich durch eine gottfeindliche Ideologie blenden lassen, bei vielen war das Gewissen abgestumpft im Kampf um das nackte Überleben, Aber es fanden sich auch viele Frauen, Männer und Jugendliche, die mit Ihnen dem Wurt und der Weisung Jesu Christi wieder Geltung verschaffen wollten. Ihnen allen verdanken wir es, wenn wir heute als Christen leben können.
Jedoch auch der äußere Wiederaufbau hat gewiß viel Kraft gekostet. Mir fällt auf, daß Sie nicht nur die Kriegsschäden an unserer Kirche beseitigen ließen, sondern sie auch durch neue Kunstwerke bereicherten: Den Felicitas- Schrein in der Krypta, die neuen Tabernakeltüren, neue Fenster und neue Paramente. So gesellte sich zu den wertvollen Zeugnissen der Vergangenheit auch die Kunst unserer Zeit! Wie die Vorfahren haben Sie unsere Kirche geschmückt zur Ehre Gottes. Dafür bin ich Ihnen besonders dankbar, denn es gab und gibt Stimmen, die so etwas als Verschwendung verurteilen. Wenn sie doch wenigstens im Bezug auf ihre eigenen Dinge, auf Kleidung, Wohnungsausstattungen und Autos genauso konsequent wären! Gewiß haben wir als Christen die heilige Pflicht, uns um unsere Brüder und Schwestern in Not zu kümmern, und zur Ehre der Gemeinde von Oberpleis sei gesagt, daß sie sich nach Kräften bemüht, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Aber unser Glaube ist mehr als nur Nächstenliebe: Er ist auch Wissen um die Nähe des heiligen Gottes, und es gehört zu den Urgütern der Menschen, daß sie diesem Glauben auch sinnenfälligen Ausdruck geben wollen. Und da, wo man die Anbetung des dreieinigen Gottes an die erste Stelle setzt, werden auch Friede und Heil der Menschen am ehesten gesichert sein.
Übrigens haben wir einen Beweis, daß Sie, lieber Herr Pfarrer Wiehert, nicht anders gedacht haben, denn in Ihrer Amtszeit entstand auch der erste Kindergarten unserer Gemeinde. Ich schätze, daß inzwischen mehr als achthundert Kinder dort eine glückliche Zeit verbracht haben und sicher auch etwas von der Liebe Christi erfahren durften.
Gottfried Stein geboren am 08.09.1911 in Bad Godesberg Zum Priester geweiht am 04.02.1937 in Köln Kaplan in Alfter und an Herz Jesu in Köln Deutschen-Seelsorger in Australien und Chile Pfarrer in Rheinbreitbach seit 1959 Am 13.08.1967 als Pfarrer in Oberpleis eingeführt Krankheitshalber in den Ruhestand versetzt am 15.03.1980 Verstorben am 07.08.1980 in Hohenunkel
Sehr geehrter Herr Pfarrer Stein, lieber Gottfried!
In neun Briefen an unsere gemeinsamen Vorgänger habe ich versucht, einige Schwerpunkte ihres Wirkens hier in Oberpleis zur Sprache zu bringen. Dein Leben und Schaffen steht aber noch viel zu lebendig vor uns, als daß ich in gleicher Weise darüber sprechen könnte. So will ich es auch gar nicht versuchen, sondern von dem sprechen, was mich und viele Deiner Gemeindemitglieder zutiefst beeindruckt hat: Von Deinem Sterben.
Du warst “ein Mann wie ein Baum”, strotzend von Lebenskraft; Müdigkeit und körperliche Schwäche kanntest Du nicht. So traf Dich die tödliche Krankheit äußerlich völlig unvorbereitet. Du hast es zuerst nicht wahrhaben wollen, Du hast gekämpft gegen die Krankheit, aber dann, viel früher als wir es ahnten, hast Du wie bei der Priesterweihe Dein “Adsum” gesprochen, “Ich bin bereit”. Wir haben das Wort des Apostels: “Wenn wir mit Christus sterben, werden wir mit ihm leben”. Zu diesem tiefsten Geheimnis christlicher und priesterlicher Existenz hast Du ein tapferes und gläubiges Ja gesagt. So war Dein Sterben kein hilfloses Sichfügen in das Unabänderliche, Du hast Deinen priesterlichen Dienst vollendet im Opfer Deines eigenen Lebens.
Lieber Gottfried, Du hast in unserer Gemeinde viele Predigten gehalten, wie alle Deine Mitbruder gute und weniger gute. Die Predigt Deines Sterbens hat uns alle überzeugt. Dein Andenken ermutigt uns, den Gedanken an den eigenen Tod nicht zu verdrängen, wie es leider in unserer Zeit üblich ist. Ja, tun wir nicht ofl so, als ob der Tod ein bedauerliches Versehen sei, über das man möglichst wenig sprechen sollte? Und wir trösten die Sterbenden mit billigen Sprüchen, an die doch niemand mehr glauben kann, anstatt ihnen das Sterbekreuz in die Hand zu geben, das Zeichen des wirklichen Glaubens. Aber es stimmt doch, wir werden geboren, um zu sterben, unser ganzes Leben ist nichts als eine Vorbereitung auf den Tod, auf einen Tod, der unsere Gemeinschaft mit Christus für eine ganze Ewigkeit besiegelt.
Lieber Gottfried, diese Gemeinschaft hast Du gefunden, und in Christus bist Du mehr denn je mit Deiner Pfarrgemeinde Oberpleis verbunden.
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